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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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mich fest an sich. »Ach, Schätzchen. Und mir kommt es vor, als seist du gestern noch unser kleines unschuldiges Baby gewesen!«
    »Ich mache doch gar nichts!«
    »Ich muss los«, sagte mein Vater.
    Ich stand auf und sah ihm direkt in die Augen. »Bleib sauber, Dad!« Ich versuchte, es wie einen Witz klingen zu lassen. Und, ich gebe es nur ungern zu, als er geduckt aus der Tür huschte, war ich höchst zufrieden mit mir.
    »Komm, Mum«, sagte ich. »Weißt du noch, wie wir früher immer zusammen gebacken haben?«
    »Du warst sieben, als wir zum letzten Mal zusammen gebacken haben«, erwiderte sie konsterniert.
    »Na, dann lass es uns doch noch mal versuchen.« Ich nahm sie am Arm, und gemeinsam gingen wir in die Küche.
    »O nein, es ist doch nicht etwa einer deiner Lehrer, oder? Bitte, sag mir, dass es kein Lehrer ist«, flehte sie.

7. Kapitel
    Dafür, dass ich ein Teenager war, die ja angeblich kaum Verpflichtungen haben, von der Schule und ihrer Freizeitgestaltung mal abgesehen, konnte ich kaum fassen, wie müde ich war. Ich dachte, eigentlich müsse ich geradezu strotzen vor jugendlicher Energie, aber was ich dabei komplett vergessen hatte, war, dass Teenager noch mehr schlafen als Studenten, was eigentlich schier unglaublich ist. Zusätzlich verschärft wurde die Situation dadurch, dass ich das Gefühl nicht loswurde, in einem Theaterstück ohne Stichworte mitspielen zu müssen. Ich stand unter scharfer Bewachung meiner Eltern, und ständig steckten sie die Köpfe zusammen und flüsterten aufgeregt, was ich wohl als gutes Zeichen deuten sollte, denn beim letzten Mal hatten sie praktisch gar nicht mehr miteinander geredet.
    Und dann erst die Schule. Wie habe ich das nur jemals alles hingekriegt?, wunderte ich mich. Ich hatte Englisch, Mathe, Chemie und Allgemeinkunde als Prüfungsfächer belegt. Schon wieder. Da lag nämlich der Hund begraben. Ich hatte es schon lange bereut - das mit der Buchhaltung, was sonst. Was ich mich immer gefragt habe: Was wäre gewesen, hätte ich, statt BWL zu studieren - staubtrocken, aber, wie mein Vater zu sagen pflegte, »Buchhalter werden ja immer gebraucht«, er hatte wohl schon vorausgesehen, wer bald gezwungenermaßen der Hauptverdiener in unserer kleinen Familie sein würde -, etwas gemacht, wozu ich wirklich Lust hatte - sagen wir mal Kunstgeschichte? Stundenlang in Bibliotheken sitzen und sich über Kunst unterhalten. Oh, vielleicht könnte ich aufs St. Andrews College gehen und mich an Prince William ranmachen. Oder vielleicht könnte ich sogar versuchen, bei den großen Jungs mitzuspielen, in Oxford oder Cambridge. Birmingham war natürlich auch okay, immer für einen Lacher gut. Aber es hatte nicht lange gedauert, bis ich festgestellt hatte, dass der Besuch einer dieser Snob-Unis einem wirklich alle Türen öffnet.
    Am nächsten Tag zog ich in der Schule das erste Buch aus meiner Tasche. Ein Eselsohr markierte ein Kapitel mit der Überschrift »Reagenzien und Bedingungen für einstufige Konvertierungen«. Die ganze Seite war voller griechischer Buchstaben. Ich verstand nur Bahnhof. Und selbst wenn ich es lesen und noch mal lesen würde, war mir doch eins inzwischen glasklar geworden. Eine Sache gab es, die ich unter gar keinen Umständen mehr machen wollte, ganz gleich, welche verflixte Zukunft ich beim zweiten Anlauf auch haben mochte. Ich wollte auf gar keinen Fall Buchhalterin werden, darauf können Sie Gift nehmen.
    Miss Syzlack lächelte freundlich, als ich eintrat. Mal ehrlich, wann ist eigentlich der Erlass ergangen, der Lehrern gestattete - nein, fast schon vorschrieb sich anzuziehen, als seien sie aus einem brennenden Oxfam-Laden gerannt und die Secondhand-Klamotten seien an ihrem Körper festgeschmolzen? Dann ging mir allerdings auf, dass man vor einer Horde 15-jähriger Jungs vielleicht gar nicht unbedingt sexy und verführerisch aussehen wollte.
    »Hallo.«
    »Hallo, Flora Jane«, begrüßte sie mich, freundlich lächelnd, aber ein wenig argwöhnisch.
    »Darf ich mich setzen?«
    »Na klar.«
    Ich konnte mich beim besten Willen nicht an die Schuletikette erinnern.
    »Es geht um meine Leistungskurse«, erklärte ich, »Ich glaube, ich habe mir die falschen ausgesucht.«
    Sie konsultierte ihre Unterlagen. »Mathe, Englisch, Chemie. Damit kann man doch eigentlich alles machen, oder?«
    »Genau darum geht es ja, ahm, Miss. Man kann mit allem alles machen, es sei denn, ich wollte Chemikerin werden. Und ich kann Ihnen versichern, diese Absicht habe ich ganz

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