Einmal Hochzeit und zurück
Freunden ein Bier trinken.
»Mum«, sagte ich, als sie aus der Küche zu mir kam.
»Alles in Ordnung, Schätzchen?«, fragte sie. »Wie war‘s bei der Arbeit?«
»Okay«, knurrte ich. »Hör mal, warum gehst du heute Abend nicht mal mit Dad zusammen aus?«
Mein Dad erstarrte.
»Wäre doch schön, wenn ihr mal wieder einen Abend zusammen was unternehmen würdet. Wer weiß, vielleicht amüsiert ihr euch sogar.«
Meine Mutter umklammerte ihr Geschirrtuch und drückte es fest an ihren Magen. »Flora.«
»Wäre mal was anderes.«
»Also, ich weiß nicht...«, setzte mein Vater an.
»Oh, Flora.« Meine Mutter legte mir eine Hand auf die Schulter. »Hast du einen Freund? Willst du jemanden mit nach Hause bringen? Duncan, ich weiß, du würdest alles immer am liebsten bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag aufschieben, aber ich glaube, es wird langsam Zeit, dass wir uns mal ernsthaft mit unserer Tochter unterhalten.«
»Nein, nein, darum geht es doch gar nicht«, widersprach ich entsetzt.
»Muss das ausgerechnet jetzt sein?«, fragte mein Dad. »Ich komme noch zu spät. Ähm, zu den Jungs.«
Meine Mutter warf ihm einen vernichtenden Blick zu und hockte sich dann neben mich. »Also, Flora, ich weiß, dass du jetzt alt genug dafür bist, zumindest vor dem Gesetz ... und wir wissen, dass du immer ein braves Mädchen warst.«
»Heiliger Strohsack«, rief mein Vater und stand auf.
»Duncan! Herrje, würdest du bitte wenigstens einmal in deinem Leben Verantwortung für deine Tochter übernehmen. Setz dich. Das ist wichtig.«
»Also. Hast du jemanden kennen gelernt?«
Meine Innereien verdrehten sich in sechs verschiedenen Todeskrämpfen. Ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten und gesagt: »Nein, aber warum führst du dieses nette kleine Gespräch nicht mal mit Dad?«
»Wir wollen bloß, dass du weißt«, sie sah meinen Dad streng an, der betreten zu Boden blickte, »dass wir, jetzt, wo du sechzehn bist, nichts dagegen hätten, dass du die Pille nimmst. Aber es wäre uns wesentlich lieber, wenn du - ähm diese Kondome - äh - Dinger benutzen würdest.«
Ich schloss ganz fest die Augen.
»Und du kannst es sicher auch verstehen, wenn wir was dagegen haben, dass er bei uns übernachtet.«
Meine Mutter war puterrot geworden. Schweigend standen wir da, das einzige Geräusch war irgendein Gesülze aus der Flimmerkiste.
Es entstand eine lange Pause, in der ich krampfhaft überlegte, was ich darauf erwidern und wie ich es rüberbringen sollte, ohne wie ein mit allen Wassern gewaschenes Luder zu klingen. Schließlich entschied ich mich dafür, einen auf reif und erwachsen zu machen. Dann wären meine Eltern stolz auf mich, und ich würde gut dastehen, und dann könnte ich weggehen und mich mit Tashy besaufen. Ich dachte an die Tipps aus all den Kummertantenkolumnen, die ich gelesen hatte.
»Mum. Dad. Danke. Danke, dass ihr euch getraut habt, ein solches Erwachsenengespräch mit mir zu führen. Das macht mich sehr stolz. Ich möchte nur, dass ihr wisst, dass ich keinen Sex habe« - unvermittelt tauchte Olly vor meinem inneren Auge auf, der einsam und allein zu Hause saß, und ich wurde ganz schrecklich traurig - »noch habe ich vor, das in näherer Zukunft zu ändern. Sollte ich doch Sex haben wollen, dann könnt ihr beruhigt sein: Ich werde nicht die Pille nehmen, weil ich nicht vorhabe, mit 34 unfruchtbar zu sein, vor allem, wenn man bedenkt, wie es mit der Fruchtbarkeit der Männer bergab geht.« Herrje, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Was, wenn ich hier blieb, und das männliche Geschlecht war ausgestorben, bis ich 25 war, so wie Germaine Greer es immer prophezeit hatte? »Und ich weiß, wie man Kondome benutzt. Ahm, das bringen sie uns in der Schule bei.« Na ja, vielleicht tun sie das heute ja wirklich. »Aber es ist auch vollkommen egal, weil wissenschaftliche Studien ergeben haben, dass sechzehn, emotional gesehen, ein sehr junges Alter ist, um bereits Sex zu haben. Und diejenigen, die ihre Jungfräulichkeit sehr früh verlieren, bereuen es häufig später, weil sie nicht auf jemand Besonderen gewartet haben.« Wie ich beispielsweise.
Meine Eltern starrten mich an.
»O Gott«, entfuhr es meinem Dad.
»Du hast jemanden kennen gelernt... nicht wahr?«, stammelte meine Mutter.
»Nein!«
»Ich fass es nicht, dass sie sich alles schon so genau überlegt hat«, sagte mein Dad kopfschüttelnd. »Mein süßes kleines Mädchen.«
»Was! Ich benehme mich gerade wie eine Erwachsene!«
Meine Mutter drückte
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