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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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langsam dunkel.
    Auf einmal hörten wir: »Ey! Kurzer!«
    Es war eine vertraute Stimme, und ich blieb wie angewurzelt stehen.
    »Oh Mann, verflucht ...«, knurrte Justin. »Das ist mein Bruder. Er findet es unheimlich lustig, mich so zu nennen.«
    »Dein Bruder holt dich ab? Hier?«
    »Er ist aus Afrika zurückgekommen und lässt mich einfach nicht in Ruhe. Irgend so ein Verbrüderungsscheiß«, sagte Justin. »Da kommt er.« Eine allzu vertraute Gestalt erschien aus dem Dunkeln.
    »Scheisse!«
    Clelland blieb keine zwei Meter vor uns stehen, stocksteif, mit kalkweißem Gesicht, und starrte mich einfach nur an.
    Es schien, als erkenne er mich, glaube aber, einen Geist gesehen zu haben.
    »Hey, Spatzenhirn!«
    Das kam von Justin. Staksig spazierte er rüber zu Clelland und boxte ihm gegen den Arm. Ich weiß noch, wie er als Baby immer hinter ihm hergewatschelt ist, und insgeheim verehrte Justin seinen großen Bruder wohl noch immer sehr.
    Clelland starrte mich unentwegt an. Ich wich seinem Blick aus.
    »Spasti«, sagte Justin, als Clelland immer noch keinen Ton herausbrachte.
    »Tut mir Leid, ich ...« Clelland blinzelte und sah mich noch mal an. »Du siehst aus wie ...«
    »Ich muss los«, unterbrach ich ihn. »Bye, Justin.« Und dann rannte ich los wie der Wind, mit wehender Krawatte und wild schlenkernder Schultasche, den ganzen Weg bis nach Hause.

8. Kapitel
    Am darauf folgenden Abend lag ich zusammengerollt in meinem kleinen schmalen Bett. Ich war so dünn, dass meine Rippen neuerdings hervorstanden, und ständig fror ich. Ich war am Telefon, und unten stritten sich meine Eltern über eine Bratpfanne. Die Bratpfanne selbst war bisher noch nicht ins Spiel gebracht worden, aber ich hatte den schrecklichen Verdacht, dass es nur noch eine Frage der Zeit war.
    »Tashy, wir müssen -«
    »Ich weiß. Keine Sorge.«
    »Was?«
    »Ich habe bereits mit John Clelland gesprochen. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben einen Mann gehört, der derart in Panik war.«
    »Er hat dich wegen mir angerufen?«
    »Nein, er hat die Ghostbusters angerufen. Ja, natürlich hat er mich angerufen. Oder vielmehr meine Mum, und hat bei ihr eine ziemlich konfuse Nachricht hinterlassen. Er dachte, er sei dabei durchzudrehen.«
    »Wow. Er hat sich an mich erinnert.«
    Ich glaube, Clelland erst wieder zu treffen und dann für alle Zeiten von seinem Memory-Chip gelöscht worden zu sein, hätte ich nicht ertragen.
    »Nach dieser langen Zeit. Weißt du, wir haben uns seitdem nicht mehr gesehen. Wir treffen uns erst bei deiner Hochzeit wieder. Und trotzdem hat er mich erkannt! Wahnsinn!«
    »Ja, ja, meine Hochzeit, die Hochzeit, bla bla bla. Egal, er hat angerufen. Als Justin ihm gesagt hat, wie du heißt, hat er angeblich angefangen zusammenhangloses Zeug zu brabbeln. Er hat sich gefragt, ob du kürzlich verstorben bist.
    Weißt du was, inzwischen bin ich ziemlich gut darin, diese Geschichte ganz nonchalant zu erklären.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Er hat angedeutet, wir beide sollten uns wohl besser was verschreiben lassen. Und er will dich sehen.«
    Mein Herz machte einen Satz. »Ich könnte ... Ahm, vielleicht sollte ich zu ihm gehen und ihm die Sache erklären.«
    Es entstand eine kurze Pause.
    »Die Sache erklären?« Tashy klang misstrauisch. »Und dazu trägst du dann ein Britney-Spears-Top, in dem dein superflacher Bauch perfekt zur Geltung kommt?«
    »Kommt ganz darauf an - wenn es die Situation erfordert.«
    »Flora.«
    »Mhm?«
    »Es gibt da wirklich jemanden, mit dem du dringend reden solltest, und das ist nicht John Clelland.«
    Ich wusste es. Es war dumm, dumm, dumm. Ich befand mich in einer vollkommen absurden Situation, und eine seit hundert Jahren verflossene Liebe anzuschmachten war dabei keine große Hilfe.
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Ruf ihn an. Klärt das. Und dann entscheidet ihr, was ihr tun wollt. Und dann musst du versuchen, dein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Und alles wieder in Ordnung zu bringen. Und dann musst du dich darum kümmern, dass bei meiner Hochzeit alles gut geht. Und dann , aber erst dann, darfst du dir Gedanken über John Clelland machen.«
    Das laute Poltern einer Bratpfanne, die gegen eine Wand prallte, drang nach oben.
    Vorsichtig schlich ich mich nach unten. Ich musste den Festnetzanschluss benutzen. Ständig mit dem Handy zu telefonieren konnte ich mir auf Dauer nicht leisten. Meine Eltern ließen augenblicklich voneinander ab, und dann machten sie so ein grässliches Gesicht, als freuten

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