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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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kann nie wissen, Schlaumeierin.«
    »Wir halten uns an Alkopops«, ging Stanzi mutig dazwischen. »Keine Sorge, Mr. Scurrison, ist doch bloß zwei Häuser weiter.«
    »Keine Sorge, während ihr beide die ganze Nacht lang bis zum Umkippen Alkopops süffelt. Ich werde mir Mühe geben«, sagte mein Dad kopfschüttelnd und sah meine Mutter an.
    »Also, ich halte euch beide für sehr vernünftige Mädchen«, erklärte meine Mutter, »aber denkt immer daran, dass es ein schlimmes Ende nehmen kann, wenn ihr mit den Jungs zu weit geht.«
    »Ja - ehe man sich‘s versieht, ist man 32 und verheiratet«, unkte ich, aber ziemlich leise.
    »Nicht, dass ihr denkt, wir wollten euch den Spaß verderben«, fuhr mein Dad fort. »Wir wollen bloß, dass es dabei sicher und vernünftig zugeht.«
    »Das klingt aber gar nicht mehr nach Spaß.«
    »Ich hole euch um ein Uhr ab.«
    »Dad, es ist doch praktisch gleich nebenan!«
    »Darum solltet ihr bis dahin auch lieber zu Hause sein. Wenn ihr verhindern wollt, dass ich da auftauche. Im Pyjama. Mit offenem Hosenstall.«
    »Okay«, bremste ich ihn.
    Er lächelte.
    Ich wäre am liebsten noch ein paar Mal um die Häuser gelaufen, damit wir nicht ganz so irre früh dran waren, aber Stanzi wollte nichts davon wissen.
    »Willst du, dass mein Make-up total verschmiert und ich keine Jungs abkriege? Ist das dein geheimer Masterplan?«
    »Nein, ich will bloß verhindern, dass wir zwei wie Idioten im Wohnzimmer sitzen und darauf warten, dass seine Eltern endlich gehen.«
    »Nein! Wir gehen jetzt sofort da hin! Jetzt sofort! Jetzt sofort! Dann können wir vorher noch mit Ethan reden! Der ist bestimmt auch so früh da.«
    »Ich glaube, du solltest dir, was Ethan angeht, keine allzu großen Hoffnungen machen, Stanzi.«
    »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«
    »Ich, ähm ... weißt du, ich glaube, er könnte möglicherweise schwul sein.«
    Ich beobachtete Stanzis Gesichtsausdruck, während sie sich nach Kräften bemühte, diese unerwartete, ungeheuerliche Information zu verdauen.
    »Aber ... aber er ist doch so hübsch!«
    Ich nickte.
    »Und so sauber und gepflegt!«
    Ich nickte abermals.
    Sie verzog das Gesicht. »Da ist eindeutig Stephen Gately von Boyzone dran schuld«, verkündete sie düster.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach ich.
    »Jetzt muss ich mich wohl doch mit Kendali zufrieden geben.«
    Kendall war ein süßer Junge mit Pickeln und Brille, der in Englisch hinter uns saß und Stanzi immer schmachtende Blicke zuwarf. Ich war fest davon überzeugt, dass er da noch rauswachsen und ein richtig schnuckeliges Kerlchen abgeben würde, aber momentan war er genauso unbeliebt wie wir.
    »Was hast du denn an Kendall auszusetzen?«
    »Er ist ein Weichei.«
    »Gar nicht wahr. Das wird noch ein richtiger Herzensbrecher, und trotzdem hat er dich nicht verdient.«
    Wir standen am Gartentor. Drinnen brannten rote Lampen, und man hörte deutlich Rap-Musik. Ein paar uneingeladene Radaubrüder lungerten angepisst vor dem Tor rum.
    Ich schluckte schwer. Ich guckte Stanzi an, die genauso nervös war wie ich. Das war doch total dämlich. Ich konnte quietschvergnügt zu Meetings mit Furcht einflößenden Kunden gehen, zu Firmenfeiern mit hunderten von Leuten und zu Hochzeiten wildfremder Menschen und mich überall wacker schlagen. Bei wichtigen Anlässen waren alle Beteiligten immer ein bisschen nervös, aber wenn man den ersten Schritt machte und jemanden ansprach, war das Eis meist schnell gebrochen.
    Aber diesmal war alles ganz anders. Das hier war ein Dschungel; eine vollkommen fremde, außerirdische Zivilisation mit ganz eigenen Regeln, die ich noch nie verstanden hatte. In der Schule tat man zumindest so, als hätten die Erwachsenen alles im Griff. Hier dagegen tobte ein offener Bürgerkrieg, in dem alle Waffen erlaubt waren. In einer Welt, in der alle die Regeln und einander kannten. Außer mir. Gott verdammt, war ich nervös.
    »Tja, es geht doch nichts über ein bisschen Spaß, oder?«, sagte ich zu Stanzi, die so verängstigt wirkte, als würde sie jeden Moment in die Löwengrube geworfen. Was ja auch irgendwie stimmte.
    »Vielleicht wir gehen doch noch um die Häuser«, schlug Stanzi schnell vor.
    »Glaub mir«, versuchte ich sie zu beruhigen, »es wird schon schief gehen.« Ich nickte und versuchte, mich selbst ebenfalls davon zu überzeugen. »Stell dir einfach vor, mit diesem Abend beginnt unser Leben als heiße Partymäuse, und jedes Mal wird es uns ein bisschen mehr Spaß machen. Versprochen.

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