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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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verstreuten Pulvers.
    »Sal ist ein Ferkel«, sagte ich.
    »Bist du sicher, daß Louis nicht mit Ramirez im Wagen gesessen hat?« fragte Morelli.
    »Das weiß ich wirklich nicht. Der Porsche hat getönte Scheiben. Aber es passen nur zwei Leute hinein, also muß mindestens einer noch hier sein.«
    »Und sonst hast du keine Wagen auf der Straße gesehen?«
    »Nein.«
    »Er hätte in die andere Richtung fahren können«, sagte Morelli.
    »Dann wäre er nicht weit gekommen. Die Straße ist nach einer Viertelmeile zu Ende.«
    Der niedrig stehende Mond verteilte Silberdollarscheiben von Licht auf dem Wasser. Wir drehten uns zu dem weißen Kühlwagen um. Der Kühlmotor brummte leise in der Dunkelheit.
    »Vielleicht sollten wir uns die Kiste einmal genauer ansehen«, sagte Morelli.
    Bei seinem Ton wurde mir mulmig, doch ich behielt die Frage, die mir in den Sinn kam, für mich. Wir hatten uns bereits überzeugt, daß Louis nicht im Führerhaus war. Wo sollte er also sonst sein?
    Wir gingen zum Kühlwagen zurück, und Morelli leuchtete den Thermostaten an.
    »Worauf steht er?« fragte ich.
    »Auf null Grad.«
    »Warum so kalt?«
    Morelli ging langsam um den Lastwagen herum. »Was meinst du?«
    »Weil jemand versucht, was einzufrieren?«
    »Darauf würde ich auch tippen.« Die hintere Tür des Kühlwagens war mit einem schweren Riegel und einem Vorhängeschloß gesichert. Morelli wog das Schloß in der Hand. »Könnte schlimmer sein«, sagte er. Er lief schnell zum Lieferwagen und holte eine kleine Metallsäge.
    Ich blickte mich nervös um. Ich hatte keine besondere Lust, beim Kapern eines Fleischlasters erwischt zu werden. »Gibt es keine andere Methode?« flüsterte ich laut, um das Geräusch der Säge zu übertönen. »Kannst du nicht einfach das Schloß knacken?«
    »So geht es schneller«, sagte Morelli. »Paß auf, ob ein Nachtwächter kommt.«
    Das Sägeblatt schnitt durch das Metall, und das Schloß sprang auf. Morelli schob den Riegel zurück und öffnete die schwere Isoliertür. Im Inneren des Kühlwagens war es stockfinster. Morelli stieg auf die Stoßstange, ich kletterte ihm hinterher und kramte meine Taschenlampe aus der Umhängetasche. Die kalte Luft, die mir entgegenschlug, nahm mir den Atem. Wir leuchteten die mit Eis überzogenen Wände an. Große, leere Fleischhaken hingen von der Decke. Neben der Tür stand die schwere Abfalltonne, die die Männer am Nachmittag aus Sals Laden gerollt hatten. Eine leere Tonne, deren Deckel verrutscht war und sich an der Lastwagenwand verkeilt hatte, stand daneben.
    Ich leuchtete tiefer in den Wagen hinein und senkte die Taschenlampe ein Stück. Nachdem sich meine Augen auf die Dunkelheit eingestellt hatten, schnappte ich nach Luft, als ich begriff, was ich sah. Louis lag auf dem Rücken, alle viere von sich gestreckt, die Augen weit aufgerissen und starr. Schleim war aus seiner Nase gelaufen und auf der Backe gefroren. Vorn auf seiner Arbeitshose zeichnete sich ein großer gefrorener Urinfleck ab. Er hatte einen runden, dunklen Fleck auf der Stirn. Sal lag neben ihm, den gleichen Fleck auf der Stirn, den gleichen verdutzten Ausdruck im Gesicht.
    »Mist«, sagte Morelli. »Ich habe aber auch überhaupt kein Glück.«
    Die einzigen Toten, die ich bisher gesehen hatte, waren einbalsamiert und für die Beerdigung hergerichtet gewesen. Sie waren frisiert und geschminkt, und ihre Augen waren geschlossen, um ewigen Schlaf vorzutäuschen. Keiner von ihnen hatte ein Loch in der Stirn gehabt. Mir kam das Essen hoch, und ich hielt mir den Mund zu.
    Morelli riß mich zur Tür hinaus, und wir sprangen auf den Schotter. »Du darfst nicht in den Wagen kotzen«, sagte er. »Du zerstörst die Spuren am Tatort.«
    Ich atmete ein paarmal tief durch und zwang meinen Magen, sich wieder zu beruhigen.
    Morelli hatte mir die Hand in den Nacken gelegt. »Geht es wieder?«
    Ich nickte heftig. »Alles klar. Es w-w-war n-n-nur d-d-der Schock.«
    »Ich hole ein paar Sachen aus dem Lieferwagen. Bleib du solange hier. Kletter nicht wieder auf den Laster, und faß nichts an.«
    Den Rat hätte er sich sparen können. Keine zehn Pferde hätten mich noch einmal in den Kühlwagen gebracht.
    Als er zurückkam, hatte er ein Brecheisen und zwei Paar Plastikhandschuhe dabei. Ein Paar gab er mir. Nachdem wir uns die Handschuhe angezogen hatten, stieg Morelli auf die Stoßstange und kletterte in den Wagen. »Leuchte Louis an«, befahl er, während er sich über die Leiche beugte.
    »Was machst du da?«
    »Ich suche

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