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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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machte.
    »Du gehst nirgendwo hin, Stephanie Plum«, flüsterte er. »Der Champ ist noch nicht fertig mit dir.«
    Die Stille in der Halle, schlug mir aufs Gemüt. Niemand rührte sich. Niemand erhob Einspruch. Ich sah die Männer der Reihe nach an und bekam nur ausdruckslose Blicke zurück. Ich wußte, daß mir keiner helfen würde, und zum ersten Mal überkam mich echte Angst.
    Ich senkte die Stimme, bis ich so leise sprach wie Ramirez. »Ich bin eine Vertreterin des Gesetzes. Ich habe Sie um Informationen gebeten, die mir bei der Dingfestmachung von Joe Morelli nützen könnten, und ich habe Ihnen keinen Anlaß gegeben, meine Absichten mißzuverstehen. Ich habe mich Ihnen gegenüber sachlich und höflich verhalten, und ich erwarte, daß Sie das respektieren.«
    Ramirez zog mich näher an sich heran. »Ich will dir mal was über den Champ verraten«, sagte er. »Erstens, komm du dem Champ nicht mit Respekt. Und zweitens, der Champ kriegt immer, was er will.« Er schüttelte mich. »Weißt du, was der Champ jetzt will? Der Champ will, daß du nett zu ihm bist, Baby. Richtig nett. Dafür, daß du ihm einen Korb gegeben hast. Zeig du ihm mal ein bißchen Respekt.« Er sah auf meine Brust. »Vielleicht zeigst du ihm auch etwas Angst. Hast du Angst vor mir, Fotze?«
    Jede Frau, deren Intelligenzquotient zwölf überstieg, hätte Angst vor Benito Ramirez gehabt.
    Er kicherte, und ich bekam eine Gänsehaut.
    »Jetzt hast du Schiß«, sagte er mit seiner Flüsterstimme. »Ich kann es riechen. Du machst dir gleich in die Hose. Soll ich mal fühlen, ob du dich schon bepißt hast?«
    Ich hatte meine Waffe dabei, und wenn es gar nicht anders ging, wollte ich sie auch benützen, aber nur im äußersten Notfall. Die zehn Minuten Übungsschießen, die ich absolviert hatte, hatten keinen Scharfschützen aus mir gemacht. Vielleicht ging es auch anders. Schließlich wollte ich niemanden umbringen. Ich mußte die Männer nur soweit einschüchtern, daß ich flüchten konnte. Langsam tastete ich mit der Hand die Tasche ab, bis ich die Waffe spürte. Sie fühlt sich hart und fest an.
    Ich mußte Ramirez mit dem Revolver bedrohen und ein Gesicht machen, als ob ich zu allern entschlossen wäre. Ob ich imstande gewesen wäre abzudrücken? Ich weiß es nicht. Ich hatte meine Zweifel. Hoffentlich würde es nicht zum Äußersten kommen.
    »Lassen Sie meinen Hals los«, sagte ich. »Das war meine letzte Warnung.«
    »Dem Champ sagt keiner, was er zu tun hat!« brüllte er unbeherrscht los. Sein Gesicht war verzerrt und häßlich. Den Bruchteil einer Sekunde lang war es, als ob ich in ihn hineinblicken könnte. Ich sah Wahnsinn, lodernde Höllenfeuer und einen Haß, der so stark war, daß es mir den Atem verschlug.
    Er krallte sich in meine Bluse, und obwohl ich laut aufschrie, hörte ich, wie der Stoff zerriß.
    In einer kritischen Situation, wenn man sich nur noch auf seinen Instinkt verlassen kann, tut man das, was einem als erstes einfällt. Ich tat das, was jede andere Amerikanerin in einer vergleichbaren Situation ebenfalls getan hätte. Ich holte weit aus und knallte Ramirez meine Handtasche an den Kopf. Mit der Waffe, meinem Piepser und dem ganzen anderen Krempel wog sie mindestens zehn Pfund.
    Ramirez taumelte, und ich rannte zur Treppe. Ich war noch keine fünf Schritte weit gekommen, als er mich an den Haaren zurückriß und wie eine Stoffpuppe durch die Halle schleuderte. Ich verlor den Boden unter den Füßen und landete bäuchlings auf den Dielen. Mit den Händen voraus schlitterte ich über das unlackierte Holz. Durch den Aufprall bekam ich keine Luft mehr.
    Ramirez hockte sich auf meinen Rücken, krallte sich in meine Haare und zerrte heftig daran. Ich kam mit der Hand an meine Tasche, aber ich bekam den Revolver nicht heraus.
    Plötzlich knallte es, und an der Straßenseite zersprang eine Fensterscheibe. Ich hörte, wie weitere Schüsse fielen. Jemand feuerte ein ganzes Magazin in das Boxstudio. Die Männer rannten brüllend durch die Halle und gingen in Deckung. Ramirez brachte sich ebenfalls schleunigst in Sicherheit. Ich mußte wie ein Krebs über den Boden kriechen, weil mich meine Beine nicht mehr tragen wollten. An der Treppe stand ich auf und hielt mich am Geländer fest. Ich verfehlte die zweite Stufe, konnte mich, weil ich viel zu durcheinander war, nicht mehr halten und schoß die restlichen Stufen hinunter, bis ich im Eingang auf dem rissigen Linoleum landete. Ich rappelte mich hoch und stolperte in die Hitze und den

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