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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Und in seinem Lächeln, diesem leicht dümmlichen, ekelhaft süßlichen Lächeln, lag ein Hauch von Wahnsinn. Ich fragte mich, ob dieser Ausdruck vielleicht nur gespielt war, um seine Gegner im Ring schon vor dem ersten Gong einzuschüchtern. Aber ganz egal, ob es nun geschauspielert war oder nicht, mir war der Kerl auf jeden Fall nicht geheuer.
    Als ich ihm meine Hand entziehen wollte, drückte er sie fester.
    »Stephanie Plum. So, so«, sagte er mit seiner samtigen Stimme. »Was kann ich für Sie tun?«
    Als Einkäuferin für Unterwäsche hatte ich mich oft genug mit irgendwelchen Schleimis abgeben müssen. Ich hatte gelernt, mich durchzusetzen, dabei aber stets zuvorkommend und sachlich zu bleiben. An meinem Ton und meiner Miene ließ ich Ramirez nicht merken, wie mir zumute war, aber mit meiner Wortwahl drückte ich mich unmißverständlich aus. »Wenn Sie meine Hand loslassen würden, könnte ich Ihnen meine Karte geben.«
    Er lächelte immer noch, aber nicht mehr ganz so irre, sondern eher freundlich und interessiert. Ich gab ihm meine Karte.
    »Kautionsdetektivin«, sagte er belustigt. »Ein großer Titel für ein so kleines Mädchen.«
    Bis ich neben Ramirez stand, hatte ich mich nie für klein gehalten. Ich bin einssiebzig und drahtig gebaut, was ich dem ungarischen Teil der Familie verdanke. Die ideale Figur, um Paprikafelder zu hacken, Pflüge zu ziehen und reihenweise Kinder in die Welt zu setzen. Obwohl ich mich mit Joggen fit hielt und manchmal einen Hungertag einlegte, um nicht zuzunehmen, brachte ich trotzdem fünfundsechzig Kilo auf die Waage. Nicht besonders schwer, aber auch nicht gerade schmächtig. »Ich bin auf der Suche nach Joe Morelli. Haben Sie ihn gesehen?«
    Ramirez schüttelte den Kopf. »Ich kenne Joe Morelli nicht. Ich weiß bloß, daß er Ziggy erschossen hat.« Er sah seine Männer an. »Hat einer von euch Morelli gesehen?«
    Niemand antwortete.
    »Es soll bei der Schießerei einen Zeugen gegeben haben, der seitdem verschwunden ist«, sagte ich. »Haben Sie vielleicht eine Ahnung, wer dieser Zeuge sein könnte?«
    Auch diesmal bekam ich keine Antwort.
    Ich ließ nicht locker. »Und was ist mit Carmen Sanchez? Kennen Sie sie? Hat Ziggy mal von ihr gesprochen?«
    »Sie fragen zuviel«, sagte Ramirez.
    Wir standen vor den altmodisch hohen Fenstern an der Straßenseite der Halle. Aus einem plötzlichen Instinkt heraus richtete ich meine Aufmerksamkeit auf das Gebäude gegenüber. Wieder huschte eine Gestalt an dem Fenster im zweiten Stock vorbei. Ich tippte auf einen Mann. Ob es ein Schwarzer oder ein Weißer war, konnte ich nicht sagen. Aber das war sowieso egal.
    Ramirez betatschte meinen Arm. »Wollen Sie was trinken? Wir haben einen Automaten hier. Ich spendiere Ihnen gern eine Cola.«
    »Vielen Dank, aber ich habe heute vormittag noch einiges vor, und es wird langsam Zeit, daß ich mich wieder auf den Weg mache. Wenn Sie Morelli sehen, wäre es nett, wenn Sie mich anrufen könnten.«
    »Die meisten Frauen wären geschmeichelt, wenn ihnen der Champ eine Cola ausgeben würde.«
    Aber diese Frau nicht. Diese Frau hatte eher den Eindruck, daß der Champ nicht alle Tassen im Schrank hatte. Außerdem gefiel dieser Frau das Klima in der Halle ganz und gar nicht.
    »Ich würde liebend gern eine Cola mit Ihnen trinken«, sagte ich. »Aber ich bin gleich zum Mittagessen verabredet.« Mit einer Schachtel Fig Newtons.
    »Wozu die Eile? Bleiben Sie doch noch ein bißchen, und machen Sie es sich gemütlich. Ihre Verabredung kann warten.
    Ich verlagerte mein Gewicht und wich Schritt um Schritt zurück, während ich meine Lüge noch etwas ausschmückte. »Um ehrlich zu sein, handelt es sich um ein Geschäftsessen mit Sergeant Gazarra.«
    »Das nehme ich Ihnen nicht ab«, sagte Ramirez. Sein Lächeln war erstarrt, und sein Ton war ruppiger geworden. »Ich glaube, das mit dem Essen ist gelogen.«
    Mir wurde ein bißchen mulmig, und ich mußte mich zusammennehmen, um nicht übertrieben zu reagieren. Ramirez spielte nur mit mir. Wahrscheinlich ärgerte er sich, daß ich seinem Charme nicht erlegen war. Jetzt mußte er versuchen, vor seinen Freunden das Gesicht zu wahren.
    Ich sah auf meine Armbanduhr. »Tut mir leid, wenn Sie mir nicht glauben, aber ich bin in zehn Minuten mit Sergeant Gazarra verabredet. Er wird nicht besonders erfreut sein, wenn ich mich verspäte.«
    Als ich mich umdrehte, packte Ramirez mich mit der Hand im Genick und drückte so fest zu, daß ich unwillkürlich einen Buckel

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