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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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ich ihm die Befriedigung gönnen, mich verletzlich und verlegen zu sehen.
    »Ich frage dich jetzt zum letzten Mal«, sagte er. »Wo ist die Verteilerkappe?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Hör zu, du Törtchen, ich stell’ die ganze Bude auf den Kopf, wenn es sein muß.«
    »Ich habe die Kappe nicht. Sie ist nicht hier. Und ich bin noch lange nicht deine Torte.«
    »Warum ausgerechnet ich?« fragte er. »Womit habe ich das verdient?«
    Ich zog eine Augenbraue hoch.
    Morelli seufzte. »Ja«, sagte er. »Ich weiß schon.« Er nahm meine Handtasche und kippte sie aus. Er griff nach den Handschellen und kam einen Schritt auf mich zu. »Gib mir deine Hand.«
    »Du Perverser.«
    »Wie du meinst.« Er öffnete die Handschelle und ließ sie um mein rechtes Handgelenk zuschnappen.
    Ich riß den Arm zurück und trat nach ihm, aber es war schwierig, auf dem rutschigen Boden die Balance zu halten. Er wich meinem Fuß aus und schloß das andere stählerne Armband um die Vorhangstange. Ich erstarrte. Ich konnte nicht fassen, was gerade passiert war.
    Morelli trat einen Schritt zurück und musterte mich langsam und genüßlich von oben bis unten. »Verrätst du mir jetzt, wo die Verteilerkappe ist?«
    Ich war sprachlos. Ich wurde rot vor Verlegenheit und Angst, und meine Kehle war wie zugeschnürt.
    »Wunderbar«, sagte Morelli. »Spiel ruhig die große Schweigsame. Von mir aus kannst du ewig da stehen bleiben.«
    Er durchwühlte den Badezimmerschrank, leerte den Abfalleimer. Dann stürmte er aus dem Badezimmer, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Ich hörte, wie er meine Wohnung methodisch und professionell durchsuchte, Zentimeter um Zentimeter. Besteck klapperte, Schubladen knallten, Schranktüren wurden aufgerissen. Zwischendurch wurde es still, dann folgte wütendes Gemurmel.
    Ich hängte mich mit dem ganzen Gewicht an die Vorhangstange, um sie vielleicht zu verbiegen, aber sie war aus Industriestahl, stabil und belastbar.
    Endlich kam Morelli zurück.
    »Na?« kläffte ich. »Und was nun?«
    Er lehnte sich lässig gegen den Türpfosten. »Ich wollte dich nur noch ein letztes Mal ansehen.« Seine Mundwinkel kräuselten sich zu einem Lächeln, und sein Blick glitt an mir hinunter. »Kalt?«
    Wenn ich wieder frei war, würde ich mich wie ein Bluthund auf seine Fährte setzen. Es war mir egal, ob er schuldig oder unschuldig war. Und es war mir auch egal, ob ich bis an mein Lebensende damit beschäftigt wäre. Ich würde Morelli kriegen. »Scher dich zum Teufel.«
    Sein Grinsen wurde breiter. »Du hast Glück, daß ich ein Gentleman bin. Andere Individuen hätten die Situation schamlos ausgenutzt.«
    »Verschon mich.«
    Er drückte sich vom Türpfosten ab. »Es war mir ein Vergnügen.«
    »Warte mal! Du willst doch wohl nicht etwa gehen?«
    »Ich muß leider los.«
    »Und was wird aus mir? Wie werde ich die Handschelle wieder los?«
    Er überlegte einen Augenblick. Dann ging er in die Küche und kam mit dem tragbaren Telefon wieder zurück. »Wenn ich gehe, schließe ich die Wohnungstür ab. Du rufst also am besten jemanden an, der einen Schlüssel hat.«
    »Es hat aber keiner einen Schlüssel!«
    »Dir fällt bestimmt was ein«, sagte Morelli. »Ruf die Polizei an. Oder die Feuerwehr. Von mir aus auch die Kavallerie.«
    »Aber ich bin nackt!«
    Er lächelte, zwinkerte mir zu und ging.
    Kurz darauf fiel die Wohnungstür zu, und der Schlüssel drehte sich im Schloß. Ich erwartete keine Antwort, aber ich probierte es trotzdem und rief Morellis Namen. Ich hielt einige Augenblicke die Luft an und lauschte in die Stille. Der Kerl schien tatsächlich gegangen zu sein. Meine Finger legten sich fester um das Telefon. Gott helfe der Telefongesellschaft, wenn die Handwerker nicht, wie versprochen, mein Telefon wieder angeklemmt hatten. Ich kletterte auf den Rand der Duschwanne, um mit meiner gefesselten Hand auf einer Höhe zu sein. Vorsichtig zog ich die Antenne heraus, schaltete den Apparat ein und hielt ihn mir ans Ohr. Der Wählton war klar und deutlich zu hören. Ich war so erleichtert, daß ich fast in Tränen ausgebrochen wäre.
    Nun stand ich vor dem nächsten Problem. Wen sollte ich anrufen? Polizei und Feuerwehr kamen nicht in Frage. Sie würden mit Blaulicht auf den Parkplatz rasen, und bis sie endlich vor meiner Wohnungstür standen, würde es im Hausflur von spärlich bekleideten Senioren nur so wimmeln, die sehen wollten, was los war, und nach einer Erklärung verlangten.
    Im Laufe der Zeit waren mir ein paar

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