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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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daß ich sehr dankbar wäre, wenn sie mich anrufen könnten, falls sie Morelli oder Carmen Sanchez entdeckten. Ich hätte sie gern noch nach dem verschwundenen Zeugen gefragt, aber ich wußte nicht recht, wie ich es anstellen sollte. Schließlich konnte ich schlecht sagen: »Habt ihr vielleicht einen Mann mit einem Bratpfannengesicht gesehen?«
    Danach ging ich von Haus zu Haus, um die Leute, die auf den Treppenstufen hockten, und die Ladenbesitzer zu befragen. Bis um vier Uhr hatte ich mir für meine Mühen lediglich eine verbrannte Nase eingehandelt. Zuerst hatte ich mich langsam auf der Nordseite der Stark Street nach Westen vorgearbeitet und dann in entgegengesetzter Richtung die gegenüberliegende Straßenseite abgeklappert. Um die Werkstatt und das Boxstudio hatte ich einen weiten Bogen gemacht und auch die Bars links liegen lassen. Wahrscheinlich hätte ich dort ausgezeichnete Informationen erhalten, aber sie waren mir nicht geheuer. Außerdem hatte ich das Gefühl, daß ich mich damit überforderte. Vielleicht war ich übertrieben vorsichtig, vielleicht saßen in den Kneipen nur nette Menschen, denen meine Existenz herzlich gleichgültig war. Um die Wahrheit zu sagen, ich war einfach nicht daran gewöhnt, eine Minderheit zu sein. Ich kam mir vor wie ein Schwarzer, der im tiefsten Süden der Vereinigten Staaten einer weißen Frau unter den Rock guckt.
    Ich graste noch die nächsten zweieinhalb Blocks ab und wechselte dann wieder auf die Nordseite. Je später es wurde, desto mehr Leute quollen aus den Mietshäusern auf den Bürgersteig, und auf dem Rückweg zum Wagen kam ich nur noch langsam voran.
    Gut war, daß der Cherokee immer noch am Bordstein stand, daß Morelli nirgends zu sehen war. Ich vermied es absichtlich, zu den Fenstern des Boxstudios hochzusehen. Falls Ramirez mich beobachtete, wollte ich ihn auf keinen Fall zur Kenntnis nehmen. Ich hatte mir die Haare zu einem windschiefen Pferdeschwanz gebunden, und mein Nacken fühlte sich kratzig an. Wahrscheinlich war er ebenfalls verbrannt. Wenn es um Sonnenöl ging, war ich etwas schlampig. Meistens verließ ich mich darauf, daß die Luftverschmutzung die krebserregenden Strahlen schon herausfiltern würde.
    Eine Frau kam über die Straße. Sie war stabil gebaut, konservativ gekleidet und hatte die schwarzen Haare zu einem straffen Knoten geschlungen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Sind Sie Stephanie Plum?«
    »Ja.«
    »Mr. Alpha hätte Sie gern gesprochen«, sagte sie. »Sein Büro ist gleich gegenüber.«
    Ich kannte niemanden, der Alpha hieß, und ich hatte auch keine besondere Lust, mich in Ramirez’ Nähe zu begeben, aber weil der Frau die Rechtschaffenheit aus allen Poren quoll, ließ ich es darauf ankommen und begleitete sie. Wir gingen in das schmale, zweistöckige Gebäude neben dem Boxstudio. Es hatte eine verrußte Fassade und schmutzige Fenster. Wir stiegen in den ersten Stock hinauf. Oben gingen vom Hausflur drei Türen ab, wovon eine einen Spalt offenstand. Klimatisierte Luft wehte heraus.
    »Hier entlang«, sagte die Frau und führte mich in ein kleines Vorzimmer, das durch eine schwere grüne Ledercouch und einen großen zerschrammten Schreibtisch noch winziger wirkte. Auf einem ramponierten Beistelltischchen lagen abgegriffene Boxzeitschriften, und an den Wänden, die dringend einen neuen Anstrich gebraucht hätten, hingen Bilder von Boxern.
    Sie brachte mich in das hintere Büro und schloß die Tür. Bis auf die beiden Fenster, die auf die Straße hinaus gingen, hatte der Raum sehr viel Ähnlichkeit mit dem Vorzimmer. Als ich eintrat, stand der Mann, der am Schreibtisch saß, auf. Er trug eine Bundfaltenhose und ein kurzärmliges, am Hals offenes Hemd. Sein Gesicht war zerfurcht, und er hatte deutliche Hängebacken. Sein stämmiger Körper wirkte noch immer muskulös, obwohl die Jahre ihm einen Rettungsring verpaßt und in seinen schwarzen, zurückgekämmten Haaren bleigraue Strähnen hinterlassen hatten. Ich schätzte ihn auf Mitte Fünfzig. Er sah so aus, als wäre er im Leben nicht immer auf Rosen gebettet gewesen.
    Er beugte sich vor und streckte mir die Hand hin. »Jimmy Alpha. Ich bin Benito Ramirez’ Manager.«
    Ich nickte, wußte aber nicht, wie ich reagieren sollte. Am liebsten hätte ich geschrien, aber das wäre wahrscheinlich unprofessionell gewesen.
    Er deutete auf einen Klappstuhl, der etwas seitlich neben dem Schreibtisch stand »Ich habe gehört, daß Sie wieder in der Gegend sind, und da wollte ich die

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