Einmal ist keinmal
Servietten und leeren Tüten auf, brachte sie in die Küche und warf sie in den Mülleimer. Es war meine erste Gelegenheit, mir ein Bild vom Zustand der Wohnung zu machen. Morelli hatte seinen Frust offenbar dadurch abreagiert, daß er soviel Schaden wie möglich anrichtete.
Die Küchenschränke standen offen, der Inhalt war auf der Arbeitsplatte und dem Fußboden verteilt, die Bücher waren aus dem Regal gerissen, die Kissen aus meinem einzigen noch verbliebenen Sessel gezerrt. Das Schlafzimmer war mit Kleidungsstücken übersät. Ich legte die Kissen wieder in den Sessel und räumte die Küche auf. Der Rest der Wohnung konnte bis morgen warten.
Nachdem ich geduscht hatte, zog ich mir schwarze Radlerhosen und ein schlabberiges khakifarbenes T-Shirt an. Meine Kopfgeldjägerausrüstung lag immer noch im Badezimmer auf dem Boden. Ich packte alles in die schwarze Ledertasche und schwang sie mir über die Schulter. Dann sah ich nach, ob alle Fenster verschlossen waren.
An dieses Ritual würde ich mich morgens und abends gewöhnen müssen. Ich haßte es, wie ein Tier im Käfig zu leben, aber ich hatte keine Lust mehr auf ungebetene Besucher. Die Wohnungstür abzuschließen, erschien mir weniger wie eine Sicherheitsvorkehrung als vielmehr wie eine Formalität. Ranger hatte das Schloß ohne große Mühe geknackt. Natürlich war nicht jeder Einbrecher so geschickt wie er. Trotzdem würde es nicht schaden, wenn ich mir noch einen Riegel anschaffte. Bei nächster Gelegenheit wollte ich mit dem Hausmeister darüber sprechen.
Ich verabschiedete mich von Rex, nahm meinen ganzen Mut zusammen und wagte mich erst in den Hausflur, als ich mich vergewissert hatte, daß nicht plötzlich Ramirez wieder aufgekreuzt war.
7
Die Verteilerkappe lag noch genau da, wo ich sie deponiert hatte, hinter einem Strauch, dicht an der Hauswand. Ich baute sie wieder ein und fuhr los. Direkt vor Vinnies Büro fand ich eine Parklücke, und es gelang mir schon beim dritten Versuch, den großen Cherokee hineinzumanövrieren.
Connie saß an ihrem Schreibtisch, betrachtete sich im Handspiegel und zupfte sich schwarze Klumpen von den dick getuschten Wimpern.
Sie sah hoch, als ich hereinkam. »Hast du schon mal einen Wimpernverlängerer benutzt?« fragte sie. »Anscheinend tun sie da Rattenhaare rein.«
Ich winkte ihr mit der Polizeiquittung. »Ich habe Clarence erwischt.«
Sie machte eine Faust und riß den Ellenbogen zurück. »Super!«
»Ist Vinnie da?«
»Der mußte zum Zahnarzt. Ich glaube, er läßt sich die Schneidezähne schärfen.« Sie suchte Sampsons Akte heraus und ließ sich die Quittung geben. »Dazu brauchen wir Vinnie nicht. Ich kann dir den Scheck auch ausstellen.« Sie schrieb eine Notiz auf die Akte und legte sie in den Ablagekorb. Dann holte sie ein Scheckbuch aus der mittleren Schublade und schrieb mir einen Scheck aus. »Wie läuft es mit Morelli? Hast du schon eine Spur von ihm?«
»Nicht direkt eine Spur, aber ich weiß, daß er noch in der Stadt ist.«
»Morelli ist ein heißer Typ«, sagte Connie. »Ich hab’ ihn vor sechs Monaten gesehen, bevor diese Geschichte passiert ist. Er hat im Fleischmarkt ein Viertelpfund Provolone bestellt. Ich konnte mich fast nicht beherrschen; am liebsten hätte ich ihm die Zähne in den Po geschlagen.«
»Du Menschenfresserin.«
»Der Mann ist einfach zu appetitlich.«
»Er wird außerdem wegen Mordes gesucht.« Connie seufzte. »Die holde Weiblichkeit in Trenton wird totunglücklich sein, wenn sie Morelli auf Eis legen.«
Wahrscheinlich hatte sie recht, aber ich gehörte nicht zu diesen Frauen. Nach dem gestrigen Abend wurde mir bei dem Gedanken, Morelli hinter Gittern zu sehen, richtig warm ums Herz. »Hast du ein Straßenverzeichnis hier?«
Connie drehte sich mit ihrem Stuhl zu den Aktenschränken um. »Es ist das dicke Buch über der Schublade G.«
»Weißt du irgendwas über Mooch Morelli?« fragte ich, während ich unter seinem Namen nachschlug. »Nur, daß er Shirley Gallo geheiratet hat.« Der einzige Morelli in Hamilton Township wohnte in 617, Bergen Court. Ich suchte die Straße auf dem Stadtplan, der hinter Connies Schreibtisch hing. Wenn ich mich recht erinnerte, handelte es sich um eine Gegend, in der die Häuser so aussahen, als ob sie mein Badezimmer verdient hätten.
»Hast du Shirley in letzter Zeit mal gesehen?« fragte Connie. »Sie hat eine Figur wie ein Pferd. Seit der High-School muß sie einen Zentner zugenommen haben. Ich habe sie auf Margie Manuscos
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