Einmal ist keinmal
verkauft. Meistens Informationen über kleinere Drogengeschäfte und Namen von Syndikatsmitgliedern. Was sie für mich hatte, als sie mich anrief, weiß ich nicht. Ich habe es nie erfahren.«
»Syndikatsmitglieder?«
»Mitglieder einer Jamaikanergang. Das Muttersyndikat, das in Philadelphia sitzt, heißt Striker. Es hat bei jedem Drogendeal in Trenton die Finger im Spiel. Im Vergleich zu den Männern von Striker sehen unsere alteingesessenen Gangster wie kleine Würstchen aus. Die bringen das Zeug schneller ins Land, als sie es verkaufen können, und wir kriegen einfach nicht raus, wie sie das machen. Diesen Sommer gab es schon zwölf Rauschgifttote, die an einer Überdosis Heroin gestorben sind. Es ist so viel Stoff im Umlauf, daß die Dealer sich nicht einmal mehr die Mühe machen, das Zeug zu strecken.«
»Meinst du, daß Carmen Informationen über Striker hatte?« Morelli starrte mich ein paar Augenblicke an. »Nein«, sagte er schließlich. »Ich glaube, sie wollte mir was über Ramirez verraten. Wahrscheinlich hatte sie etwas rausgekriegt, als sie mit ihm zusammen war.«
11
Um sieben Uhr in der Früh klingelte das Telefon. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein, und ich erkannte Morellis Stimme. »Aus den Federn, Pfläumchen«, sagte er. »Ich bin in zehn Minuten oben, um dich zu verdrahten. Wirf schon mal die Kaffeemaschine an.«
Ich machte Kaffee, putzte mir die Zähne und zog mich an. Morelli kam fünf Minuten zu früh, und er hatte einen Werkzeugkasten unter dem Arm. Auf der Tasche seines kurzärmeligen Hemdes prangte ein Wappen, das ihn als Mitarbeiter von Long’s Service auswies.
»Was ist Long’s Service?« fragte ich.
»Was du willst.«
»Aha«, sagte ich. »Eine Verkleidung.«
Er nahm seine Sonnenbrille ab und steuerte auf die Kaffeemaschine zu. »Handwerker fallen keinem auf. Man merkt sich höchstens die Farbe der Arbeitskluft, aber das ist auch schon alles. Wenn man den richtigen Dreh raushat, kommt man in einem Overall fast in jedes Gebäude.«
Ich goß mir eine Tasse Kaffee ein und rief im Krankenhaus an. Man sagte mir, daß Lulas Zustand stabil sei und sie die Intensivstation bereits verlassen habe.
»Du mußt mit ihr reden«, sagte Morelli. »Du mußt sie überzeugen, Anzeige zu erstatten. Sie haben Ramirez gestern abend festgenommen, wegen schwerer sexueller Nötigung. Er ist schon wieder auf freiem Fuß. Die Kaution hat er selbst bezahlt.«
Er stellte seine Kaffeetasse weg, klappte den Werkzeugkasten auf und holte einen kleinen Schraubenzieher und zwei Steckdosen heraus. »Sie sehen genau wie Steckdosen aus«, sagte er. »Aber sie haben Abhörgeräte eingebaut. Ich benutze sie, weil sie nicht auf Batterie laufen, sondern mit Strom. Sie sind sehr zuverlässig.«
Er baute die Steckdose in der Diele aus und löste ein paar Drähte ab, die er mit einer isolierten Zange festhielt. »Vom Lieferwagen aus kann ich mithören und alles aufzeichnen. Wenn Ramirez einbricht oder vor deiner Tür auftaucht, mußt du dich auf deinen Instinkt verlassen. Wenn du meinst, du kannst ihn in ein Gespräch verwickeln und Informationen aus ihm rausholen, ohne dich in Gefahr zu bringen, solltest du es ruhig versuchen.«
Als er in der Diele fertig war, ging er ins Schlafzimmer. »Zwei Dinge solltest du dir merken. Wenn das Radio läuft, kann ich nicht hören, was hier vorgeht. Und falls ich gewaltsam eindringen muß, komme ich wahrscheinlich durchs Schlafzimmerfenster. Also laß immer den Vorhang zu, damit ich etwas Deckung habe.«
»Glaubst du, daß es soweit kommen wird?«
»Hoffentlich nicht. Versuch lieber, Ramirez am Telefon zum Sprechen zu bringen. Und denk daran, es aufzunehmen.« Er legte den Schraubenzieher wieder in den Werkzeugkasten und nähme eine Rolle Heftpflaster und ein kleines Plastikkästchen heraus, das ungefähr so groß war wie eine Packung Kaugummi. »Das ist ein kleiner Körpersender. Er hat zwei 9-Volt-Lithium-Batterien, das reicht für fünfzehn Stunden Übertragungszeit. Er hat ein Außenmikrofon, wiegt fünfzehn Gramm und kostet ungefähr tausendzweihundert Dollar. Verlier ihn nicht, und trage ihn nicht unter der Dusche.«
»Vielleicht benimmt Ramirez sich ja auch anständig, wenn er noch mal wegen Körperverletzung angezeigt wird.«
»Ich glaube nicht, daß Ramirez weiß, was anständiges Benehmen ist.«
»Wie sieht der Plan für heute aus?«
»Ich dachte, wir postieren dich wieder in der Stark Street. Jetzt, wo du nicht mehr versuchen mußt, mich in den Wahnsinn zu
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