Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
Mutter vorbeizwängte. »Sie haben gesagt, daß es eine Bombe war. Ein Wagen ist in die Luft geflogen. Und in dem Wagen saß ein Mann. Irgendso ein Schleimer, der Beyers hieß. Hinterher war nicht mehr viel von ihm übrig.«
    Grandma Mazur trug eine pink und orange bedruckte Baumwollbluse, in deren Ärmel ein Taschentuch steckte, eine knallblaue Radlerhose, weiße Tennisschuhe und Strümpfe, die sie bis zu den Knöcheln hinuntergerollt hatte.
    »Schicke Shorts«, sagte ich. »Tolle Farbe.«
    »In dem Aufzug ist sie heute in die Leichenhalle gegangen!« rief mein Vater aus der Küche. »Zu Tony Mancusos Aufbahrung.«
    »Das war ein Erlebnis«, sagte Grandma Mazur. »Der Veteranenverband war da. Eine schönere Aufbahrung habe ich den ganzen Monat noch nicht gesehen. Und Tony hat wirklich gut ausgesehen. Er hatte einen Schlips mit kleinen Pferdeköpfchen umgebunden.«
    »Bis jetzt haben schon sieben Leute angerufen«, sagte meine Mutter. »Ich habe allen erzählt, Großmutter hätte heute morgen vergessen, ihre Medizin zu nehmen.«
    Grandma Mazur klapperte mit ihrem Gebiß. »Die haben hier doch keine Ahnung von Mode. Man darf nie was Ausgefallenes anziehen.« Sie sah auf ihre Shorts. »Was meinst du?« fragte sie mich. »Findest du nicht auch, daß man am Nachmittag in solchen Sachen zu einer Aufbahrung gehen kann?«
    »Natürlich«, sagte ich. »Aber abends würde ich lieber in Schwarz gehen.«
    »Ganz meine Meinung. Als nächstes muß ich mir eine schwarze Radlerhose besorgen.«
    Um acht Uhr hatte ich genug vom guten Essen und von weichen Polstermöbeln. Ich war bereit, das Kreuz der Selbständigkeit wieder auf mich zu nehmen. Bepackt mit den Resten fuhr ich nach Hause.
    Fast den ganzen Tag über hatte ich es vermieden, an die Explosion zu denken, aber nun wurde es allmählich Zeit, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen. Jemand hatte versucht, mich umzubringen, und dieser Jemand war nicht Ramirez gewesen. Ramirez wollte mir weh tun und mich winseln hören. Ramirez machte mir angst und ekelte mich an, aber er war berechenbar. Ich wußte, was Ramirez wollte. Ramirez war ein gemeingefährlicher Irrer.
    Aber es gehörte eine völlig andere Art von Wahnsinn dazu, eine Autobombe einzubauen. Ein solcher Anschlag war überlegt und zielgerichtet. Mit einer Bombe wollte man die Welt von einer ganz bestimmten, lästigen Person befreien.
    Warum ausgerechnet mich? Warum wollte mich jemand tot sehen? Schon bei der Formulierung dieser Fragen liefen mir kalte Schauer über den Rücken.
    Als ich den Nova mitten auf dem Parkplatz abstellte, fragte ich mich, ob ich wohl am nächsten Tag den Mut haben würde, aufs Gaspedal zu treten. Morellis Wagen war weggeschafft worden, und von dem Feuer waren kaum noch Spuren zu sehen. Der Asphalt war rissig und aufgesprungen, wo der Jeep gebrannt hatte, aber ansonsten wiesen weder irgendwelche Polizeimarkierungen noch verkohlte Überreste auf den Ort des Anschlags hin.
    Als ich in die Wohnung kam, sah ich, daß der Anrufbeantworter blinkte. Dorsey, der dreimal versucht hatte, mich zu erreichen, bat um einen Rückruf. Er klang nicht besonders freundlich. Bernie hatte angerufen, um mir sein neuestes Sonderangebot durchzugeben. Mixer waren um zwanzig Prozent reduziert, und für die ersten zwanzig Käufer gab es eine Flasche Daiquiri gratis dazu. Bei dem Gedanken an einen Daiquiri bekam ich glasige Augen. Ich hatte noch ein paar Dollars übrig, und ein Mixer würde bestimmt nicht die Welt kosten. Der letzte Anruf war von Jimmy Alpha, der sich noch einmal entschuldigen wollte. Er hoffte, daß Ramirez mich nicht schwer verletzt hatte.
    Ich sah auf die Uhr. Kurz vor neun. Ich würde es nicht mehr schaffen, in den Laden zu kommen, bevor Bernie Feierabend machte. Zum Heulen. Mit einem Daiquiri hätte ich bestimmt sehr viel klarer denken können. Wahrscheinlich wäre mir dann auch eingefallen, wer es darauf abgesehen haben konnte, mich in eine Erdumlaufbahn zu schießen.
    Ich machte den Fernseher an und setzte mich davor, aber ich war nicht bei der Sache. Meine Gedanken kreisten nur noch um mögliche Attentäter. Von den Kautionsflüchtlingen, die ich geschnappt hatte, kam höchstens Lonnie Dodd in Frage, und der saß im Knast. Es war wesentlich wahrscheinlicher, daß der Anschlag etwas mit dem Kulesza-Mord zu tun hatte. Irgend jemand sah es nicht gern, daß ich meine Nase in die Angelegenheit steckte. Mir fiel keiner ein, dem ich so sehr in die Quere gekommen war, daß er mich umbringen wollte. Der Tod war

Weitere Kostenlose Bücher