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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Nebentür den Laden, und schon schlug mein Herz dreimal so schnell wie normal. Der Mann hatte nicht nur eine gebrochene Nase, sein ganzes Gesicht war platt. Als ob er einen Schlag mit einer Bratpfanne abbekommen hätte. Ich wußte nicht, aber ich vermutete stark, daß ich den fehlenden Zeugen gefunden hatte.
    Ich war hin und her gerissen. Einerseits wäre ich am liebsten aufgeregt herumgehüpft, andererseits wollte ich die Beine in die Hand nehmen und flüchten, bevor sie mich zu Gulasch und Hackbraten verarbeiten konnten.
    »Ich habe eine Lieferung für dich«, sagte der Mann zu Sal. »Soll ich sie ins Lager stellen?«
    »Ja«, sagte Sal. »Und nimm auch die beiden Fässer mit, die neben der Tür stehen. Das eine ist ziemlich schwer. Du wirst dafür die Karre brauchen.«
    Nun widmete Sal sich wieder dem Fisch. »Wie wollen Sie die Filets zubereiten?« fragte er. »Sie können sie braten, backen oder auch füllen. Ich mag sie am liebsten in Bierteig ausgebacken.«
    Ich hörte, wie die hintere Tür ins Schloß fiel. »Wer war das?« fragte ich.
    »Louis. Er bringt mir immer das Fleisch aus Philly.«
    »Und was nimmt er in den Fässern mit?«
    »Manchmal hebe ich die Abfälle auf. Sie machen Hundefutter daraus.«
    Ich mußte mich zusammennehmen, um nicht einfach zur Tür hinauszustürmen. Ich hatte den Zeugen gefunden! Ich war mir vollkommen sicher. Als ich den Nova erreichte, war mir schwindelig vor lauter Selbstbeherrschung. Ich war gerettet! Ich würde die Miete bezahlen können. Ich hatte es geschafft. Und nun, wo ich den fehlenden Zeugen gefunden hatte, wäre ich auch wieder sicher. Ich würde Morelli abliefern, und der Fall Ziggy Kulesza wäre für mich erledigt. Ich wäre ein für allemal raus aus der Sache. Niemand hätte mehr einen Grund, mich zu töten… bis auf Ramirez natürlich. Aber mit etwas Glück war Ramirez so tief in diese Geschichte verstrickt, daß man ihn für lange, lange Jahre einschließen würde.
    Der alte Mann, der hinter Carmens Haus wohnte, hatte gesagt, daß ihn der Lärm eines Kühlwagens gestört hätte. Ich wäre jede Wette eingegangen, daß es ein Fleischlaster war. Ganz genau würde ich es erst wissen, wenn ich mich noch einmal hinter dem Haus umgesehen hatte, aber wenn Louis dicht genug an der Wand geparkt hatte, war es ihm wahrscheinlich gelungen, sich aus dem Fenster auf das Dach des Lasters hinunterzulassen. Dann hatte er Carmen auf Eis gelegt und war weggefahren.
    Was das alles mit Sal zu tun hatte, war mir schleierhaft. Aber vielleicht gab es auch gar keine Verbindung. Vielleicht gab es nur eine Verbindung zwischen Louis und Ziggy, die als Aufräumkommando für Ramirez gearbeitet hatten.
    Vom Wagen aus konnte ich Sals Laden ziemlich gut im Auge behalten. Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloß und wollte gerade starten, als ich sah, daß Sal und Louis sich unterhielten. Louis war ruhig, Sal aufgeregt. Er fuchtelte mit den Händen herum. Ich beschloß, noch etwas abzuwarten. Sal wandte Louis den Rücken zu und telefonierte. Selbst aus der Entfernung konnte ich erkennen, daß er nicht glücklich war. Er knallte den Hörer auf die Gabel. Die beiden Männer gingen in den Kühlraum und kamen bald darauf mit einer Tonne Abfallfleisch wieder heraus. Sie rollten sie durch den Flur, der zum Hinterausgang führte. Etwas später kam Louis zurück. Er hatte etwas auf dem Buckel, das wie eine Rinderhälfte aussah. Er brachte das Fleisch in den Kühlraum und rollte das andere Faß heraus. Am Ende des Flurs blieb er stehen und drehte sich um. Mir stockte das Herz. Hoffentlich hatte er mich nicht beim Spionieren erwischt. Er kam ein paar Schritte auf mich zu, und ich griff schon nach meinem Sure Guard, als er an der Tür stehenblieb und das GEÖFFNET-Schild umdrehte, so daß nun GESCHLOSSEN zu lesen war.
    Auf diese Entwicklung war ich nicht gefaßt gewesen. Was hatte das zu bedeuten? Sal war nirgends zu sehen, der Laden war geschlossen, und soweit ich wußte, war heute kein Feiertag. Louis verschwand im Flur, die Lichter gingen aus. Ich hatte ein ungutes Gefühl im Magen. Aus dem unguten Gefühl wurde Panik, und die Panik befahl mir, Louis nicht aus den Augen zu lassen.
    Ich ließ den Nova an und fuhr einmal um den Block. Ein weißer Kühlwagen, der in Pennsylvania registriert war, fädelte sich vor mir in den fließenden Verkehr ein. Zwei Straßen weiter bogen wir in die Ghambers ein. Ich hätte nichts lieber getan, als Morelli die ganze Sache in den Schoß zu legen, aber ich hatte nicht

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