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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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Geschäft und seinen Partner zu verlieren droht – wo zum Teufel soll er in Zukunft wohnen? James ist nicht der Typ, der Freundschaften schließt wie wir normalen Menschen, auf der Couch bei Freunden übernachten ist für ihn also nicht wirklich eine Option. Und ich bezweifle, dass er einen Plan B in der Hinterhand hat. Es sei denn, er fragt seinen Bruder, ob er eine Weile bei ihm unterkommen kann. Aber das wäre wirklich der letzte Notnagel. Um es vorsichtig auszudrücken: Die beiden sind nie gut miteinander ausgekommen und haben vor ungefähr drei Weihnachten das letzte Mal miteinander gesprochen – und damals auch nur, weil sie sich gestritten haben.
    Ich muss mich zusammenreißen, sonst fange ich noch an, ihn zu bemitleiden, und das darf ich auf keinen Fall.
    Himmel nochmal.
    Als Erstes ruft er Simon Webb an, und als ihm eine Sekretärin sagt, dass MrWebb nicht erreichbar ist, hinterlässt er mit seiner höflichsten, bescheidensten Stimme eine Nachricht und legt auf. Er malt ein Fragezeichen auf die Liste hinter den Namen und knöpft sich das nächste Opfer vor. Alex Mackey, Ihre Ladyschaft, wie er sie scherzhaft nennt. Na ja, halb im Scherz, halb im Ernst. Obwohl es noch früh am Tag ist, geht sie dran. Erstaunlich. Ich höre natürlich nur James’ Seite des Gesprächs.
    »Alex? Hier ist James. Toll, dass ich dich erwische, Schätzchen … oh, du bist auf dem Sprung? Du willst ins Fitnessstudio? Du mit deinem Superkörper? Die meisten Frauen gehen ins Fitnessstudio, weil sie sich wünschen, so auszusehen wie du …«
    So geht es weiter, und ich muss aufpassen, dass mir nicht das Kotzen kommt. Ich weiß ja, dass er so mit allen Frauen kommuniziert, aber ich hab vergessen, wie ekelhaft dieses ganze aufgesetzte Flirtgehabe ist. Und dass er selbst in seinem lädierten Zustand so leicht darauf umschalten kann, macht die Sache nicht besser.
    »… ist es wirklich schon so lange her, dass ich dich gesehen habe? Beim Filmfestival in Belfast? Du nimmst mich auf den Arm … mein Gott, ist das wirklich drei Monate her? O ja, ich fand die Nacht auch unheimlich schön, Schätzchen. Wir müssen uns bald mal wieder verabreden …«
    Was
hat er da gerade gesagt?
    »… aber ich habe doch versucht, dich danach anzurufen, Alex. Ehrlich. Du hattest es am nächsten Morgen so eilig, aus meinem Zimmer zu kommen, ehe dich jemand sieht. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte … natürlich hat uns niemand gesehen … hundertprozentig … erinnerst du dich nicht, Alex? Am letzten Tag des Festivals hat es im Hotel vor Journalisten gewimmelt, und wenn die gemerkt hätten, dass sich zwischen uns etwas entwickelt, wären wir für die ein gefundenes Fressen gewesen. Dann hätte garantiert auch Charlotte Wind davon bekommen und mir das Leben zur Hölle gemacht …«
    »Ich WUSSTE es!«, brülle ich. Ich kann nicht anders. Auf einmal überwältigt mich eine unglaubliche Wut. Ich weiß noch genau, wie er zu diesem Filmfestival gefahren ist: Er hat mich vom Hotel so oft angerufen, dass ich schon nicht mehr mitzählen konnte, und mir vorgejammert, wie langweilig er alles fand, dass es abgesehen von den Filmvorführungen rein gar nichts zu tun gab, dass er niemanden hatte, mit dem er mal ausgehen und sich amüsieren konnte. Noch am letzten Tag der Veranstaltung hat er mir vorgesäuselt, wie sehr er mich vermisste und wie schrecklich er sich darauf freute, endlich wieder nach Hause zu kommen.
    Dabei hatte er die Nacht mit Alex verbracht!
    »Du hast mit ihr geschlafen?«, knurre ich. »Du hast tatsächlich mit ihr geschlafen? Weißt du, ich hatte eigentlich gedacht, du könntest in meiner Achtung gar nicht mehr tiefer sinken, aber herzlichen Glückwunsch, du hast es doch geschafft. Du verlogener, hinterhältiger, scheinheiliger …«
    Er hält sich mit der einen Hand das Ohr zu, als wäre ich ein Hintergrundgeräusch, das er ausblenden kann, und redet einfach weiter.
    Großer, großer Fehler. »James, leg auf.« Ich spreche absichtlich sehr laut, mit klarer, fester Stimme, wie ein Unterhändler bei einer Geiselnahme. Er zuckt zusammen, schaut sich um, kommt zu dem Schluss, dass er sich meine Stimme nur einbildet, und kehrt zu seinem Flirtmarathon mit Alex zurück.
    »Hör zu, Schätzchen«, sagt er mit heiserer Stimme, greift nach einer Marlboro und zündet sie sich mit der freien Hand an. »Ich freue mich, dass ich dich noch erreicht habe, denn ich wollte gern kurz mit dir reden. Über eine Investitionsgelegenheit … nein,

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