Einmal Paradies und zurück
kein Film, eine Fernsehserie … o, klar, alles erste Liga, Baby … garantiert würdest du dein Geld im Handumdrehen verdreifachen … na ja, die Sache ist die: Es gibt jede Menge Interessenten, aber ich dachte, ich frage dich als Erste, weil wir uns doch schon so lange kennen … Einstiegsinvestition wäre um die fünfzigtausend, aber du kriegst natürlich umso mehr raus, je mehr du reinsteckst … oh. Okay. Na gut. Fein. Ja, klar verstehe ich das, … selbstverständlich ist es deine Entscheidung, Alex, aber ich muss dir schon sagen, dass du eine Superchance verpasst. Gut, reden wir nicht mehr darüber. Wenn du nicht interessiert bist, dann bist du nicht interessiert. Kein Problem, Babe. Ist nur schade, dass du dir so eine Gelegenheit entgehen lässt. Schade für dich, meine ich. Ja, beim nächsten Mal lade ich dich zum Lunch ein. Ich sag Hannah im Büro Bescheid, damit sie schaut, wann es einen Termin gibt. Okay, pass auf dich auf.«
Dann knallt er das Telefon auf den Tisch und sagt ganz langsam, unheimlich langsam, wie immer, wenn er richtig wütend ist: »Du blöde, geizige Zicke. Als würden poplige fünfzigtausend dir weh tun.«
Aber inzwischen bin ich so wütend und empört, dass ich am ganzen Leib zittere.
»James, ich weiß, dass du mich hören kannst, und zu deinem eigenen Besten solltest du jetzt wirklich die Ohren aufsperren«, brülle ich ihn aus nächster Nähe an.
Er ist drauf und dran, die nächste Nummer zu wählen, erstarrt aber kurz und glotzt auf die Jack-Daniel’s-Flasche. Nach eingehender Prüfung kommt er zu dem Schluss, dass er immer noch betrunken ist und deshalb meine Stimme hört, zieht kräftig an seiner Zigarette und reibt sich die Schläfen. Dann schaut er sich prüfend um, sieht sich darin bestätigt, dass alles nur in seinem Kopf stattfindet, und wählt weiter.
Aber damit kann er mir nicht den Mund stopfen.
»Wenn du möchtest, kannst du mich ja die Stimme deines Gewissens nennen, James, aber kapierst du denn nicht, was hier los ist? Du hast dein Leben lang nicht nur Frauen, sondern alle Menschen um dich herum total mies behandelt, und jetzt rächt sich dein Verhalten. Würdest du bitte das Telefon weglegen und mir wenigstens einmal in deinem Leben zuhören? Oder muss ich dich erst mit Gewalt zur Vernunft bringen?«
Er reibt sich weiter die Schläfen, bleibt aber am Telefon. Dann geht jemand an den Apparat.
»Hey, Shane, wie geht’s? Hier ist James Kane … ja, lange nicht gesehen … hast du einen Moment Zeit? Ich wollte dich nur kurz auf eine Investitionsgelegenheit hinweisen … ja … komm schon, Mann, wir kennen uns doch schon eine Ewigkeit, und du warst der Erste, den ich anrufen wollte … nein, nein, lass mich doch erst mal ausreden … aber Shane … das letzte Mal, als du bei Meridius investiert hast, haben wir dir jeden Penny zurückgezahlt … na ja, es ist ja nicht meine Schuld, wenn du damit nicht so viel Geld gemacht hast, wie du dachtest … Investitionen sind immer ein Risiko, das weißt du doch auch … du hast also kein Interesse? Du willst gar nicht hören, was ich dir anzubieten habe? Willst du mir das damit sagen? Na gut, Shane. Absolut. Dein Pech, Kumpel.«
»Jetzt hat der Nächste dir den Rücken gekehrt«, bemerke ich beinahe höhnisch. Ich weiß, ich weiß, ich bin eine schreckliche Person, aber in diesem Augenblick fühle ich mich einfach nur bestätigt und freue mich, dass der Mensch, der mein Leben ruiniert hat, endlich seine Quittung kriegt. »Kapierst du es denn immer noch nicht, James?«, sage ich, so ruhig ich kann. »Kapierst du nicht, was dir passiert? Das Universum will dir eine Lektion erteilen, die du nicht ignorieren solltest: Wenn man andere Leute ständig mies behandelt, wenn man sie übers Ohr haut und anlügt, dann kann das nur dazu führen, dass man es über kurz oder lang heimgezahlt bekommt. Eigentlich müsste selbst so ein Blödmann wie du das inzwischen begriffen haben. Du wirst für das bestraft, was du mir angetan hast. Nenn es ausgleichende Gerechtigkeit oder wie du willst, jedenfalls kriegst du jetzt das, was du verdienst, und ich sitze in der ersten Reihe und klatsche Beifall.«
Aber er versucht mich weiter auszublenden, drückt die Hand fest aufs Ohr und wählt dabei die nächste Nummer: Joe McKinney, den er ebenfalls nicht erreicht. Er hinterlässt auch hier bei der Sekretärin eine Nachricht, während ich mich immer mehr in meine Wut hineinsteigere.
»Vielleicht kannst du mich deshalb hören und die
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