Einmal Paradies und zurück
Kate auf natürlichem Weg schwanger werden und einen Jungen bekommen, der ihr unendlich viel Freude schenken wird.«
Ich schluchze tief auf, halb erleichtert, dass sich die Dinge für Kate in der Zukunft so gut entwickeln, und trotzdem traurig, dass so viel Kummer vor ihr liegt. Dann landet Paul also bei Julie, dieser Kuh? Na ja, die beiden haben einander verdient. Und auf Kate wartet ein anderer. Dann fällt mir wieder ein, was sie durchmachen muss, und erneut fließen die Tränen.
Regina scheint meine Gedanken zu lesen. »Die nächste Zeit wird hart für Kate, das ist schon richtig«, sagt sie und blättert dabei wieder in ihren Akten. »Aber denken Sie daran, auf lange Sicht wird sich sowohl für sie als auch für ihren Exmann alles weitaus besser entwickeln. Mit ihren neuen Partnern werden beide viel, viel glücklicher sein, als sie es jemals miteinander waren, wissen Sie.«
Komisch, ich weiß das tatsächlich. Auf einmal habe ich einen kurzen Flashback zu Pauls Familie, wie gemein immer alle zu Kate waren und wie begeistert sie jedes Mal reagieren, sobald auch nur Julies Name erwähnt wird. Denen wird die neue Verbindung viel besser gefallen, so viel steht fest. Und Kate braucht sich nicht mehr mit ihren Horrorschwägerinnen abzumühen, was immerhin ein kleiner Trost ist.
Aber verdammt, ich wäre so gern für sie da. Tot zu sein gefällt mir überhaupt nicht. Aber vor allem hasse ich es, hier in diesem Büro zu sitzen und mir anhören zu müssen, dass ich alles vergeigt habe, wo man mir doch die Chance gegeben hat, ein richtig guter Engel zu werden.
Im Leben versagt und jetzt auch noch im Jenseits.
»Und … was soll ich jetzt machen? Wo soll ich hin?«
»Nun, was meinen Sie wohl?«
Dann heißt es vermutlich, zurück ins Altenheim. Sorry, ich meine natürlich den Bewertungsbereich oder wie Dad es genannt hat. Zurück zu Fernsehen, Bingo und Bridge, zu Treppenlift und Königinmutter und Sherry am Nachmittag. Für Gott weiß wie lange. Vielleicht für die Ewigkeit. Ich meine, als ich noch am Leben war, habe ich immer gedacht, ich müsste jeden Monat schrecklich lange auf meinen Gehaltsscheck warten, aber das ist nichts im Vergleich zu einer echten Ewigkeit.
Na gut. Vielleicht lerne ich Bridge. Und hab irgendwann Spaß daran. Oder ich plündere das Schnapsschränkchen und verbringe meine Tage im Sherryrausch. Auf alle Fälle werde ich Dad wiedersehen, das ist schon mal was. Wenn er hört, dass ich mein Leben als Engel vermurkst habe, wird er mir wahrscheinlich auch ein paar Takte dazu zu sagen haben …
Aber Regina unterbricht meine Grübelei. »Sie, Charlotte, gehen wieder auf die Erde. Sobald ich den Papierkram hier erledigt habe.«
» WIE BITTE ? Sie schicken mich zurück?«
»Stimmt genau.«
»Nachdem ich solchen Mist gebaut habe?«
»Vollkommen richtig. Hier oben haben wir keinen Platz für Versager, wissen Sie.«
»Aber … aber ich war ein nutzloser Engel, völlig unfähig, und …«
»Verstehen Sie es als Gelbe Karte. Und übrigens … kommen Sie nicht auf die Idee, hier wieder aufzutauchen, bevor Sie wenigstens ein bisschen von dem Schaden, den Sie angerichtet haben, wiedergutgemacht haben. Und machen Sie bitte die Tür hinter sich zu.«
Kapitel 23
Fiona
Ich bin eine schreckliche Person. Und eine ganz schlechte Freundin. Da habe ich die arme Fiona von dem Mann wegzulocken versucht, für den sie bestimmt ist, und wollte sie stattdessen mit Tim verkuppeln. Der seinerseits immer noch Ayesha liebt und auch wieder mit ihr zusammenkommen wird. In beiden Fällen habe ich gedacht, ich würde das Richtige tun, und alles in den Sand gesetzt. Man hätte es nicht besser erfinden können, echt nicht.
Kaum hat Regina mich aus ihrem Büro gescheucht, bin ich auch schon wieder bei Fiona im Wohnzimmer. Ich habe keine Ahnung, welche Tageszeit oder welchen Wochentag wir haben, und auch nicht, wie viel Zeit vergangen ist, seit ich das letzte Mal hier war. Fiona zieht gerade den Vorhang weg und späht nach draußen auf die Straße.
»Fiona? Fiona, ich bin’s.«
Keine Reaktion. Nicht dass ich eine erwartet hätte.
»Ich weiß, du kannst mich nicht sehen und auch nicht hören, aber ich muss mich von Herzen bei dir entschuldigen. Ich war ein kompletter Trottel, was an sich nicht ungewöhnlich ist, aber …«
Ach, vergessen wir das, es ist zu schwierig, um es richtig zu erklären. Wichtig ist, dass ich sie dazu bringe, ihrem Schäferhundfan eine Chance zu geben und Tim wieder aus ihrem Leben zu
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