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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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»Wir verloben uns/geloben einander irgendwo am Strand ewige Treue/versuchen es ganz bald mit einem Baby.«
    »Wann ungefähr?«, fragte ich. Mir war es egal, in welcher Reihenfolge all diese Wunder wahr werden würden, aber verständlicherweise war ich darauf bedacht, irgendeinen Zeitrahmen festzulegen. Ohne dabei allzu ungeduldig zu wirken.
    »Wenn dieser Film fertig ist/wenn ich grünes Licht für die neue Fernsehserie kriege/wenn ich meine Investoren sicher an Bord habe/wenn ich aus L.A. zurück bin«, lautete seine Antwort.
    Immer die Karotte, die vor meiner Nase baumelte, immer das magische »Wenn«. Doch ich zweifelte keinen Moment daran, dass James es ernst meinte. Dass an einem hypothetischen Datum Ruhe in unser Leben einkehren und dieses Haus unser gemeinsames Heim sein würde. Also, so dachte ich voller Vorfreude, also kann es doch nicht schaden, wenn ich seiner Gestaltung meinen Stempel aufdrücke. Ist doch eine Investition in die Zukunft, richtig? Zwar kann ich das nicht mehr logisch nachvollziehen, aber mein Gedankengang war folgender: Wenn ich gemütliche Möbel, Gardinenstangen und zu den Servietten passende Tischdecken aussuche, wird das unserer Beziehung die Stabilität verleihen, die ihr jetzt noch fehlt. Als könnte ich James mit dem IKEA -Bestellkatalog dazu bringen, sich an mich zu binden.
    Und in diesem Haus befinde ich mich nun wieder.
    Ich atme tief durch und schaue mich nervös im Schlafzimmer um, denn ich habe nicht die geringste Ahnung, was mich hier erwartet. Alles sieht noch genauso aus wie das letzte Mal, weiß der Himmel, wie lange das her ist. Damals, als mir alles normal erschien. Wenn man bedenkt, was in der Zwischenzeit alles passiert ist, ist das ganz schön seltsam. Ein komischer Gedanke, dass ich mich an jenem Morgen wie üblich aus dem Bett gequält habe, in die Dusche gehüpft bin, mich angezogen und mir den Kopf darüber zerbrochen habe, warum der Vertrag, der am Vortag im Büro hätte eintreffen sollen, nicht eingetroffen war, ob ich abends rechtzeitig zu
Topmodel
zu Hause sein würde und ob ich Abendessen kochen oder es lieber James überlassen sollte. Der sich, nebenbei bemerkt, einiges auf seine Kochkünste zugutehält und sogar die richtigen Schimpfwörter kennt, die ein echter Meisterkoch benutzen sollte. Ich war beschäftigt mit den ganz alltäglichen Gedanken. Und dann habe ich es geschafft, an einem einzigen Nachmittag alles zu verlieren. Freund, Wohnung, Job … und mein Leben. Unglaublich.
    Anscheinend bin ich allein, denn es ist ganz still im Haus. Wenn James in der Nähe ist, herrscht immer ein Affenzirkus: Handys bimmeln (er hat eines für L.A. und eines für Europa, aus Gründen, die ich absolut nicht verstehe, außer dass man damit angeben kann), Leute klopfen an, und obendrein sucht James immer nach irgendwas und verlangt mit lauter Stimme nach Hinweisen, wo es geblieben sein könnte. Das neue Skript/sein Pass/die Autoschlüssel/ein Keks, von dem er vor einer Sekunde noch abgebissen hat – alles spurlos verschwunden. Also mal ehrlich, es gibt Fünfjährige, die besser für sich sorgen können. Und das Traurige ist, dass ich, bevor mein Leben aus den Fugen geraten ist, dieses Theater süß und liebenswert fand.
    Es hat sich nicht das Geringste verändert. Sogar die ausgequetschte Tube Gesichtspeeling liegt noch auf dem Frisiertisch. Ein mehrere Wochen altes Exemplar von
Hello!
mit Kate Middleton auf dem Cover liegt auf dem Nachttischchen herum, ich entdecke sogar Unterwäsche, die sich noch genau an der Stelle befindet, wo ich sie hingestopft habe, nämlich hinter dem Heizkörper. Natürlich nicht das gute, sexy Zeug von La Perla, sondern der olle BH und der olle Slip, ganz grau, da tausendmal gewaschen.
    Wenn jemand hier war und das gesehen hat? Ausgerechnet diese vollkommen irrationale Frage geht mir durch meinen armen verwirrten Kopf – als hätte ich sonst keine Sorgen. Instinktiv eile ich zum Heizkörper und will die anstößigen Wäschestücke dahinter hervorklauben, was aber nicht klappt.
    Scheiße.
    Ich versuche es noch einmal.
    Wieder vergeblich.
    Ich probiere es langsamer. Immer noch ohne Erfolg. Erst nachdem ich mein Glück ein paarmal in Zeitlupe versucht habe, kapiere ich endlich.
    Meine Hand geht einfach durch den Stoff durch. Eindeutig. Ich bilde mir das nicht bloß ein.
    Nervös schaue ich mich nach etwas um, womit ich weiterexperimentieren kann, und mein Blick fällt auf ein Foto von mir und Kate, das bei ihrer Hochzeit gemacht worden ist

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