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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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liegen sieht und weiß, dass man nichts für ihn tun kann …«
    Ach du lieber Gott!
    »… ja, ich weiß, sie ist einmalig. Ich kann selbst nicht glauben, wie sehr ich sie vermisse …«
    Inzwischen sitze ich direkt neben ihm und könnte schwören, dass ich ein feuchtes Glitzern in seinen Augen sehe.
    »… nein, ich hab keine Ahnung, was ich jetzt mache, ich meine, wie wird man mit so was fertig? … Hey, Mann, danke für dein Verständnis.«
    Nein, das ist kein Irrtum. Er weint, allen Ernstes. Eindeutig Tränen. Ich bin überwältigt und gerührt, ich möchte ihn am liebsten in den Arm nehmen und ihm sagen, dass ich bei ihm bin. Ich rücke näher zu ihm und lege den Arm um seine Schulter. Er schüttelt sich wie ein nasser Hund, dann steht er auf und stolpert in die Küche, die auch aussieht wie ein Schweinestall, aber im Moment ist mir das vollkommen egal.
    Schließlich bin ich ja nicht aus dem Jenseits zurückgekommen, um die Spülmaschine einzuräumen.
    Ihr solltet ihn sehen: Dunkle Ringe unter den Augen, auf die Captain Jack Sparrow stolz sein könnte, Körpergeruch wie eine Kneipe nach Mitternacht, verfilzte Haare und wilde Stoppeln auf dem bleichen, müden Gesicht. Ich hab schon Penner gesehen, die einen fitteren Eindruck machen. Zu allem, was Declan sagt, gibt er jetzt nur noch ein Grunzen von sich, und ich starre ihn mit weitoffenem Mund an.
    Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, wie verloren er ohne mich ist … ich würde es nicht glauben. Er redet sogar noch in der Gegenwartsform über mich, als könnte er nicht akzeptieren, dass ich tot bin. Dafür gibt es doch nur eine einzige logische Erklärung. Die ganze Sophie-Kelly-Geschichte war ein Strohfeuer, eine vorübergehende Besessenheit, weiter nichts, und jetzt, wo ich nicht mehr da bin, klappt James offiziell zusammen.
    Was bedeutet, dass er mich die ganze Zeit wirklich und wahrhaftig geliebt hat. Vorbehaltlos.
    Dann klopft es an der Tür, und er geht hin, um aufzumachen.
    »Da kommt jemand, Declan«, erklärt er ins Telefon, »vermutlich FedEx mit einer Lieferung, ja … großartig … komm vorbei und hol mich ab, sobald du kannst … oh, danke für das Angebot, Mann … ja … äh … Marlboro Lights und vielleicht einen Americano … gut, dann bis gleich. Und … hey … danke«, sagt er noch und legt auf, während ich ihm zur Haustür folge.
    Und wieder steht mir eine Überraschung bevor.
    Denn auf der Schwelle erscheint – Sophie Kelly. In ihrem üblichen Pseudo-Bohème-Look, der sich bemüht, allen mitzuteilen: ›Schaut her, hier komme ich, mit meiner klassischen Bildung, stets bereit, in null Komma nichts einen Tschechow aus dem Ärmel zu schütteln, und trotzdem finde ich noch Zeit, mich wie eine Schnäppchen-Sienna-Miller anzuziehen.‹ Ihr Mini Cooper steht mit heruntergelassenem Verdeck auf
meinem
Parkplatz, und ihre blonden Haare sind zu zwei lächerlichen lockigen Rattenschwänzchen zusammengebunden.
    Wenn ich doch bloß Kraft in den Händen hätte! Am liebsten möchte ich ihr die Baskenmütze von ihrem Pudelkopf reißen und ätzendes Putzmittel über ihre Autositze kippen. Und übrigens, Sophie, an Carla Bruni sehen Baskenmützen elegant aus, aber an dir sind sie einfach nur blöd.
    »Was machst du denn hier?« James zischt beinahe, packt sie am Arm und zerrt sie hastig ins Haus. »Declan will gleich vorbeikommen, stell dir vor, er sieht dich!«
    »Bitte entschuldige, dass ich mir Sorgen um dich mache!«, faucht sie zurück, und wenn sie sich ärgert, klingt ihre Stimme noch schriller. Sofern das möglich ist. Gott sei Dank haben wir keinen Hund, die arme Kreatur würde diese Frequenz ja kaum aushalten. Doch dann folgt die Erkenntnis, wie ein Schlag in den Magen: James ist wirklich in sie verliebt. Denn bei Licht betrachtet gibt es keine andere Erklärung – kein Mensch kann dieses Dezibelniveau sonst tolerieren.
    Dieser Mistkerl. Dieser fiese Mistkerl.
    »Dein Handy war die ganze Nacht und den ganzen Morgen abgestellt, ich bin halb wahnsinnig geworden. Und ich hatte anscheinend auch allen Grund, mir Sorgen zu machen: Es ist Montagvormittag, und schau dir an, in welchem Zustand du bist!«
    »Sophie«, sagt James, verschränkt die Arme und saugt an der Unterlippe, ein sicheres Zeichen dafür, dass er kurz vor dem Platzen ist. Wenn er so richtig in Rage gerät, neigt er außerdem dazu, gaanz, gaaanz laaaangsam zu sprechen, wie im Kino die Anti-Terror-Leute vom FBI .
    »Ich glaube, ich habe mich klar

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