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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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aufgewühlt, gestresst, muss gehen. Tschüss.«
    »Ich komme mit«, ruft sie, ist augenblicklich auf den Beinen und folgt ihm zur Tür hinaus, wo er noch mit zusammengekniffenen Augen in den Verkehr blickt, um ein Taxi zu finden.
    »Wenn ich dir einen Rat geben darf«, sage ich direkt an seinem Ohr. »Wenn sie auch nur den Fuß in unser Haus setzt, dann bleibe ich die ganze Nacht an deinem Bett sitzen und singe die gesammelten Werke von Andrew Lloyd Webber, eins nach dem anderen. Das ist keine leere Drohung, mein Lieber. Denk dran, ich hab alle Zeit der Welt.«
    » NEIN ! Bloß nicht!«, ruft er, macht einen Satz und stößt um ein Haar mit einer älteren Dame zusammen, die mehrere Tesco-Tüten schleppt.
    »Also, du brauchst wirklich nicht so zu schreien«, kreischt Sophie. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass mit dir alles in Ordnung ist.«
    »Ach ja, und noch was. Gibt es die Möglichkeit, ihre Stimme auf Nebelhornlautstärke runterzufahren?«, erkundige ich mich ganz unschuldig.
    »Wie zum Teufel ist es möglich, dass ich das höre?«, fragt James in die Luft hinein.
    »Dass du was hörst?«, fragt Sophie.
    »Ach, vergiss es, gar nichts«, wehrt er ab, wohl wissend, dass sie ihm sowieso nicht glauben würde.
    In diesem Moment fährt ein Taxi vor, und er springt hinein. Sophie gibt sich alle Mühe, ihm nachzuhüpfen, aber er ist zu schnell. Wie der Blitz ist er weg, und sie kann nur noch dem Auto nachheulen: »James Kane, glaub bloß nicht, dass du damit durchkommst, so lass ich mich nicht behandeln …« Aber sie ist ganz eindeutig keine Intelligenzbestie, denn sie braucht eine oder zwei Sekunden, um zu begreifen, dass sie ein Auto anschreit, das schon weggefahren ist. Erst dann reißt sie kurzentschlossen ihr rosarotes Handy aus der Tasche, wählt und kreischt ihn übers Telefon weiter an, bis ihr klar wird, dass sie nur die Mailbox dranhat, worauf sie flugs eine SMS tippt.
    Eigentlich würde ich liebend gern noch eine Weile bleiben, wenn auch hauptsächlich deshalb, weil sie so ein super Beispiel dafür ist, wie man mit Männern
nicht
umgehen sollte. Weiß Gott, ich könnte viel von ihr lernen. Beispielsweise reagieren Männer wie James recht positiv, wenn man sie wie Dreck behandelt, ergreifen aber die Flucht, wenn man ihnen nachläuft – und genau das tut Sophie gerade. Wenn es meinen Niedergang besiegelt hat, dass ich immer zu nett zu ihm war, dann wird ihrer darin bestehen, dass sie zu verfügbar/besessen/einfach angsteinflößend ist. Glaubt mir, ich wäre durchaus nicht abgeneigt, mir mehr von diesem Melodram anzuschauen.
    Aber leider wird meine Anwesenheit an einem anderen Ort benötigt, der mir wesentlich wichtiger ist.

Kapitel 9
    Fiona
    Fast hätte ich es vergessen. Fionas Date! Mit dem Schäferhundfan! Zum Glück brauche ich mich nur auf Fiona zu konzentrieren, und schon bin ich bei ihr. In einer Tiefgarage, um genau zu sein, wo sie hinterm Steuer sitzt und ich neben ihr. Ich schaue zu, wie sie vor dem Rückspiegel hängt und eine Schicht klebrigen Lipgloss nach der anderen aufträgt.
    »Du siehst toll aus«, sage ich – ich kann es mir einfach nicht verkneifen. Natürlich kriege ich keine Reaktion, aber das habe ich auch nicht erwartet. Es ist schlicht die Wahrheit. Aber irgendetwas ist anders als sonst, und erst als ich ihre Klamotten genauer in Augenschein nehme, ergibt auf einmal alles einen Sinn. Sie hat ihre bequemen Schulsachen gegen eine hautenge Diesel-Jeans ausgetauscht, dazu ein tolles Top mit Blumenmuster, das ich noch nie an ihr gesehen habe und das sehr teuer gewesen sein muss. Und hohe Absätze, absolut unerhört bei Fiona. Allerdings haben sie eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Schuhwerk, in dem Fiona früher rumstolziert ist, damals, als sie uns alle im
Renards
unter den Tisch getrunken hat. Lang, lang ist’s her. Als hätte ihr Online-Alter-Ego Lexie Hart eine ganz andere Garderobe als Fiona Wilson, die Lehrerin.
    »Ich seh beschissen aus«, murmelt sie, ein schlagender Beweis, dass sie nichts von meiner Gegenwart mitkriegt. »So auf jung getrimmt.«
    Dann starrt sie wieder in den Spiegel und zieht die Haut gleichzeitig von den Augen weg und von der Stirn nach oben. Das tut sie oft, um zu überprüfen, wie sie geliftet aussehen würde.
    »Du bist wunderschön, so, wie du bist«, sage ich leise. »Eine Traumfrau für jeden Mann.«
    »Ich bin alt, verhärmt und werde einsam und allein die vierzig überschreiten«, flüstert sie.
    »Himmel nochmal, du bist achtundzwanzig!«,

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