Einmal Paradies und zurück
im Gefängnis, dann besteht er den Fiona-Wilson-Eignungstest!«
»Aber … was ist mit all den Abenden, an denen ich dich belabert habe, mit mir und James auszugehen, und du abgesagt hast? Ich dachte immer, du sitzt allein zu Hause vor dem Computer, und dabei warst du die ganze Zeit auf irgendwelchen Dates?«
Fiona wird rot, sagt aber nichts.
»Wieso wolltest du dann trotzdem nie mit mir ausgehen?«
Wieder ein unbehagliches Schweigen, aber ich kann die Antwort erraten, bevor Fiona sie ausspricht.
»Wegen James«, sagen wir unisono.
»Ach, Charlotte, sei nicht sauer auf mich, es war nur … weißt du, ich fand ihn immer … na ja, ein bisschen anstrengend.«
»Aber warum wolltest du dann nicht mit mir alleine losziehen? Ich meine, zu einem Mädelsabend?«
Fiona seufzt. »Ach Mensch, Charlotte, ich könnte dir das nie sagen, aber ich träume ja, also ist es nicht real. Es ist nämlich so … selbst wenn er nicht dabei war, hast du … na ja, entweder ständig über ihn gesprochen oder ihn angerufen oder ihm SMS geschickt, weil du wissen wolltest, wo er sich rumtreibt. Es tut mir leid, aber ich konnte es kaum ertragen, dass du diese kranke Beziehung hattest. Dass du so vernarrt warst in diesen Typen, der so offensichtlich nie dasselbe für dich empfunden hat. Das Schlimmste daran war, dass du ihn immer in Schutz genommen und sein mieses Verhalten entschuldigt hast. Du warst nicht nur verrückt nach ihm, du warst einfach verrückt …«
»Okay, ich habe verstanden, das reicht«, falle ich ihr ins Wort. Ein bisschen brüsk vielleicht. Hauptsächlich, weil ich mich fühle, als hätte ich gerade einen Schlag in den Magen bekommen. War ich wirklich so schlimm? So besessen von James, dass ich sogar meine beste Freundin in die Flucht geschlagen habe? Und war es für meine Umgebung so leicht zu erkennen, dass ich meine Zeit mit einem Idioten verschwendet habe?
Anscheinend haben es wirklich alle gemerkt – außer mir.
Na gut. Dann soll es eben meine Grabinschrift sein. Hier und jetzt verkünde ich, dass ich nicht umsonst gestorben bin, denn ich bin zurückgekommen, um die Botschaft zu verbreiten. Ein Evangelium für Singlefrauen in aller Welt. Ich kann es nicht oft genug sagen: Liebe ist blind, aber Freundschaft sieht alles.
»Tut mir leid. Das hat weh getan, oder?«, sagt Fiona. Ich hole tief Luft, lächle und sage mir, dass es nicht um mich geht. Ich bin jetzt auf der anderen Seite, meine Aufgabe ist es, meiner Freundin dabei zu helfen, dass sie einen liebevollen, warmherzigen, einfach wunderbaren Mann findet, der sie so glücklich macht, wie sie es verdient.
»Zurück zu dir, Süße«, sage ich deshalb, wobei ich mich wesentlich fröhlicher anhöre, als ich mich fühle. »Und zu diesem Trottel, der dich versetzt hat.«
»Ich kapier es einfach nicht, echt, Charlotte. Ich meine, Himmel nochmal, schau mich an. Ich hab eine Wohnung, in der die Vorhänge zur Bettwäsche passen, wie kann man mich einfach in einem Restaurant sitzenlassen? Das passiert einer Frau wie mir doch nicht, oder?«
»Du bist zurzeit romantisch etwas gehandicapt, aber ich bin ja hier, um das zu ändern, mit ein bisschen Glück …«
»Ein bisschen wird kaum reichen. Wir sollten der Realität ins Auge sehen, Süße: Bisher hätte mein Liebesleben von Kleenex-Leuten gesponsert werden können …«
»Süße, du musst jetzt wirklich meine Hand nehmen«, unterbreche ich sie mit fester Stimme. Ich weiß, das ist sehr unhöflich, aber es geht nicht anders. Wenn Fiona und ich uns in ein Gespräch über ihre Dating-Geschichte verstricken, dann sitzen wir die ganze Nacht hier, und ich kann meinen schlauen Plan vergessen. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
»Ich meine, ich versteh das nicht. Ich bin eine nette, normale, einigermaßen gutaussehende Frau, die in einer Gesellschaft lebt, in der genügend andere nette, normale, einigermaßen gutaussehende Frauen eine Beziehung finden. Was an mir ist denn so grundsätzlich beziehungsunfähig?«
»Fiona …«
»Ich bin doch gar nicht so anspruchsvoll, was Männer angeht. Ich meine, wenn sie einigermaßen problemlos Messer und Gabel handhaben können, dann kommen sie für mich allemal in Frage.«
»Herrgott, du quasselst ganz schön viel, wenn du träumst. Würdest du jetzt bitte zur Abwechslung mal die Klappe halten und meine Hand nehmen?«
Endlich tut sie, was ich sage, und es funktioniert, genau wie man es mir beigebracht hat. Im Handumdrehen sitzen wir nebeneinander in einer
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