Einmal Paradies und zurück
hab von der Zeit geträumt, als du diesen scheußlichen schlammbraunen Teppichboden und die Raufasertapete und diese eklig speckigen Vorhänge hattest. Iieh, schon bei dem Gedanken möchte ich sofort unter die Dusche springen.«
O Mist, Mist, Mist.
Kapitel 11
James
Heute ist ein ganz wichtiger Tag, und um ein Haar hätte ich es vergessen! Das Meeting, bei dem James und Declan den wichtigen Investor dazu überreden müssen, dass er ihnen das Geld für diese unsinnige Serie gibt, findet heute Vormittag statt. Damit kein Irrtum entsteht: Nachdem ich gehört habe, wie schlecht es Meridius Movies geht, habe ich keineswegs vor, mich einzumischen, nein, ich werde ganz still dabeisitzen und zuschauen, wie James und Declan ihre Arbeit machen. Als unbeteiligte Beobachterin, mehr nicht. Wenn ich merke, dass die Dinge sich nicht so gut für sie entwickeln, werfe ich vielleicht den einen oder anderen schlauen Kommentar ein. Denn seien wir ehrlich – das Projekt ist grottig.
Wie üblich muss ich mich nur intensiv auf meinen Exfreund konzentrieren, und schon befinde ich mich direkt neben ihm.
Mist. Kaum bin ich da, wünsche ich mich auch schon wieder weg. Hauptsächlich weil er auf dem Klo ist, und ich nicht aus eigener Kraft den Raum verlassen kann.
»Sorry, sorry, ich wollte nicht stören …«, sage ich.
Er fährt erschrocken auf.
»James? Ich bin’s wieder. Keine Panik, ich bin nicht gekommen, um dich zu ärgern, ich weiß ja, wie wichtig dieses Meeting für dich ist. Ich wollte nur sehen, wie es läuft. Ein wenig wie ein UN -Waffeninspekteur – eigentlich kann er nichts machen, aber es ist trotzdem gut zu wissen, dass es ihn gibt. Vielleicht könntest du so nett sein, mir die Tür aufzumachen, ich komme mit solchen materiellen Dingen nämlich nicht so besonders gut zurecht …«
In heller Panik schaut er sich weiter um, und seine Augen werden von Sekunde zu Sekunde größer. Dann fängt er an, tief und regelmäßig zu atmen, wie er es im Yogakurs gelernt hat. Einatmen, eins, zwei, ausatmen, eins, zwei, drei, vier.
»Ich kriege schon Halluzinationen von dem ganzen Stress«, murmelt er, ganz langsam, schließt die Augen und reibt sich mit den Händen übers Gesicht. »Erschöpfung, Überarbeitung, da muss man sich nicht wundern …«
Im Grunde ist es eine saukomische Situation: James auf der Toilette, voller Sorge, dass er den Verstand verliert, und ich, die ich nur die Flucht ergreifen möchte, aber nicht kann.
»James, alles ist okay, ich bin nur da, um zu helfen, ehrlich. Wenn du mich jetzt bitte rauslassen könntest …«
»Ein ausgiebiger Urlaub wäre gut«, murmelt er und schaukelt vor und zurück wie ein Statist in
Einer flog übers Kuckucksnest
. »Ich muss einfach mal ausspannen. Es war viel zu viel los in letzter Zeit, ich brauche dringend eine Auszeit. Strand, Sonne, kein Telefon, keine Mails, kein Druck, kein Stress, keine Geldsorgen, keine Meetings und vor allem KEINE Stimme von Charlotte in meinem Kopf, schon gar nicht auf dem Klo …«
Plötzlich wird heftig an die Badezimmertür geklopft, so dass sogar ich fast eine Herzattacke kriege. Dann – das glaub ich doch wohl nicht! – ertönt eine allzu vertraute Quietschestimme.
»Jamie, Schätzchen, alles klar bei dir? Du redest schon wieder so viel mit dir selbst, das beunruhigt mich.«
Das Klopfen wird immer dringlicher.
»Bilde ich mir das ein?«, frage ich erstaunt. »Oder soll das heißen, dass …«
»Zu viel Druck kann sich auf vielfältige und manchmal recht merkwürdige Weise äußern«, fährt James unbeirrt fort, die Augen immer noch fest geschlossen, während er fröhlich weiterschaukelt. »Aber denk dran, ich bin ein Tiger. Ich bin ein Tiger, ich bin ein Tiger! Stress beflügelt mich.«
»Jamie?«, ruft Quietschestimme von draußen. »Antworte mir bitte, ja? Du machst mir allmählich Angst. Du bist schon wieder so drauf wie gestern. Und was faselst du da von einem Tiger?«
Ich drehe mich zu ihm um und bedaure, dass der Mistkerl nicht die blanke Abscheu in meinem Gesicht sehen kann.
»Willst du mir wirklich erzählen, dass Sophie hier übernachtet hat? In unserem Bett? In unserem Schlafzimmer?«
Ich bekomme die Worte kaum über die Lippen, und als würde ich eine Bestätigung brauchen, springt James auf, zieht die Hose hoch, reißt die Badezimmertür auf, und da steht sie, Kreisch-Sophie persönlich. Sie trägt eines seiner weißen Hemden und sonst nichts, die bloßen Beine makellos gebräunt und enthaart, Zehennägel
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