Einmal Paradies und zurück
rüberkam und ihr einen Tipp für ein bestimmtes Pferd gab. Wenn es verliert, hat er gesagt, dann lade ich dich dafür zum Nachmittagstee ein.
Nun muss man wissen, dass Kate beim Pferderennen der weltgrößte Pechvogel ist und immer Witze macht, die Buchmacher müssten eigentlich Tickets speziell für sie und das bedauernswerte Pferd drucken, auf das sie setzt und das nachts um zehn immer noch nicht ans Ziel gekommen ist. Aber das Schicksal wollte, dass sie ausgerechnet dieses eine Mal gewann. Was sie natürlich furchtbar ärgerte, denn nun würde es keinen Nachmittagstee mit dem großen stämmigen Fremden geben. Zum Glück bestand Paul darauf, sie stattdessen am nächsten Tag einzuladen, was Kate so aufregte, dass sie vor dem Date mindestens fünfzehn verschiedene Outfits anprobierte, bevor sie etwas fand, was ihr angemessen züchtig, aber unter der Oberfläche dennoch sexy genug erschien. Oh, und ich musste mit der Polaroidkamera um sie herumspringen und Fotos machen, weil Kate Spiegeln nicht vertraut – sie zeigen schließlich nie den ganzen Dreihundertsechzig-Grad-Radius. Ich weiß noch, dass ich damals dachte: Der ganze Aufwand, weil sie sich mit einem Kerl zu einer Kanne Tee verabredet hat! Ich fand das total uncool und überlegte schon, ob der Typ vielleicht schwul war.
Aber wie üblich, wenn es um Männer geht, lag ich mit meiner Einschätzung hundert Prozent daneben. Der Fremde holte Kate pünktlich ab und … ja, ihr hört richtig … führte sie zum Tee ins Ashford Castle aus, das im County Mayo liegt. Ach, und hab ich erwähnt, dass er sie im Hubschrauber hinflog, der einem seiner reichen Unternehmerfreunde gehörte? So ein erstes Date ist schwer zu toppen, vor allem weil für Fiona und mich ein erstes Date für gewöhnlich aus ein paar lauwarmen Gläsern Weißwein bestand und sich unsere Begleiter regelmäßig bewusstlos tranken. Wenn es auf dem Heimweg dann noch einen Abstecher in die Imbissbude gab, schätzten wir uns schon glücklich, denn dann wussten wir, dass wir einen Romantiker erwischt hatten.
»Er ist ein richtig netter Kerl«, sagte Kate in der Anfangszeit mit Paul immer wieder. Wenn eine Frau einen Mann so beschreibt, bedeutet das meiner Erfahrung nach eigentlich, dass sie sich nach einer Woche wieder von ihm trennt und die nächsten sieben Jahre nur mit Alkoholikern in Lederkluft ausgeht. Aber wieder hätte ich kaum falscher liegen können. Nach zwei Monaten waren die beiden verlobt, und ehe das Jahr um war, verheiratet. Im Schnelldurchlauf, aber aus irgendeinem Grund spielte das überhaupt keine Rolle. Warum auch? Die beiden waren einfach füreinander geschaffen.
Ich will Kate diesen glücklichen, verliebten Zustand wieder vor Augen führen. In der Anfangszeit mit Paul konnte sie nicht essen und nicht schlafen und auch kaum sonst etwas, außer über ihn reden und zwei Meter in die Luft springen, wenn er auf ihrem Handy anrief, was durchschnittlich sechzehnmal am Tag geschah … ach du Scheiße, das glaub ich doch jetzt nicht. Das Telefon auf dem Nachttisch fängt an zu klingeln, und auf einmal ist Kate hellwach, stützt sich auf den Ellbogen und geht dran.
»Hallo? Oh, hi, Mum«, sagt sie verschlafen und reibt sich die Augen. »Nein, ich hab nur ein bisschen gedöst. Ja … gut … wann es dir passt … nein, ich spring nur schnell unter die Dusche, dann mach ich mich auf den Weg … Ich freu mich, dass du anrufst. Ich hatte grade einen ganz seltsamen Traum.«
Na dann, denke ich selbstzufrieden. Sie hat von ihren Albtraum-Dates geträumt, die alle nur eine Aufwärmphase für den Tag waren, an dem sie Perfect Paul begegnet ist, und jetzt weiß sie richtig zu schätzen, was für einen wunderbaren, liebevollen Mann sie hat und dass sie ein absoluter Glückspilz ist.
Ich werde jede Menge Engel-Pluspunkte dafür kriegen. Eigentlich wäre ich nicht überrascht, wenn Kate ihrem Paul jetzt doch noch nachfährt und sich plötzlich überhaupt nicht mehr daran stört, dass die Zuchtstuten in seiner Familie sie komisch angucken. Denn das einzig Wichtige ist, dass sie bei ihrem perfekten Ehemann ist, in den sie sich neu verliebt hat, jetzt, wo sie sanft daran erinnert wurde, wie traurig das Leben ohne ihn war. Wenn ich meine Traumhypnose noch die nächsten paar Nächte durchziehen kann, gibt es mindestens einen Monat lang romantische Dinner bei Kerzenschein, und wer weiß, zu welchen erfreulichen Dingen das dann führen wird.
»… nein, Mum, es war eher ein Albtraum«, sagt Kate. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher