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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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Schauspielers. Und X, der begehrteste Regisseur der Stadt, ist total scharf auf das Drehbuch. Alles frei erfunden, aber anscheinend müssen Produzenten so arbeiten. Niemand möchte der Erste sein, der sich für ein Projekt einsetzt, also verdreht man eben so lange die Tatsachen, bis eine Art Zuckerwatte entsteht. Zum Glück gehört lügen ja zu James’ größten Stärken.
    »Ich würde gern eine Episode etwas ausführlicher hören«, sagt Sir William.
    »Mit dem größten Vergnügen«, strahlt James. »Zum Beispiel die Folge mit dem Titel ›Du sollst nicht ehebrechen‹. Da haben wir die Geschichte von einem Mann, der seine Frau mit einer anderen betrügt, sie schließlich verlässt und die andere heiratet. Er war lange mit der ersten Frau verheiratet, sie haben eine große Familie, und sie hegt nicht den leisesten Verdacht, weil er ohnehin ständig auf Geschäftsreise ist. Aber dann stößt sie auf seine Kreditkartenabrechnung und entdeckt …«
    Sorry, aber ich kann den Mund nicht mehr halten. »Dir ist schon klar«, klinke ich mich ein, »dass diese Episode auch ›Die wahre Geschichte von William Eames‹ heißen könnte? Liest du denn nie die Klatschspalten in der Zeitung, du Vollidiot?«
    James reibt sich die Schläfen, und ich sehe, dass ihm der Schweiß auf der Stirn steht. Gut.
    Ein panischer Blick zu Declan reicht, und dieser übernimmt.
    »… aber das ist nur eine Episode, es gibt noch neun andere. Zum Beispiel erzählen wir in der Folge zu dem Gebot ›Du sollst nicht töten‹ die Geschichte von zwei Brüdern mittleren Alters, die zusammen in einem alten, etwas heruntergekommenen georgianischen Haus wohnen, das sie zu gleichen Teilen geerbt haben, aber sie hassen einander und versuchen, sich gegenseitig rauszuekeln. Sie schlafen sogar im gleichen Zimmer, das sie in der Mitte mit einem Stapel alter Zeitungen abgetrennt haben …«
    »Bitte wirf mal einen Blick auf Billy Boys Gesicht, ja?«, sage ich zu James. Ich stehe jetzt direkt hinter ihm, also muss er mich hören. »Total angekotzt. Wie ein Kind, das Spinat essen soll. Nicht für ungut, aber eure Idee ist ein Haufen Mist, und wenn du meinen Rat hören willst, dann solltest du dir etwas Besseres einfallen lassen, und zwar pronto.«
    »Äh, entschuldigt, wenn ich unterbreche«, sagt James, und inzwischen ist sein Gesicht aschfahl. »Aber könnte ich wohl um ein Glas Wasser bitten?«
    »Na klar«, sagt Sir William und sieht ihn etwas verwundert an. Dann winkt er dem Batman-Butler.
    »Danke.«
    »Alles in Ordnung, mein Junge?«, fragt Sir William leicht irritiert.
    »Ja, mir geht’s gut, danke, es ist nur …«
    »Dass du Stimmen hörst, mein Lieber?«, vollende ich den Satz für ihn. »Wie heute morgen, nachdem du mit deiner quietschigen neuen Freundin geschlafen hast, in
unserem
Haus, in
unserem
Bett.«
    Ich weiß, dass er mich hört. Das erkenne ich an seinem Räuspern und wie er sich dann vorbeugt und sich scheinbar voll auf das konzentriert, was Declan gerade sagt, als würde ich, wenn er mich ignoriert, einfach wieder verschwinden. Träum weiter, Baby.
    Sir William setzt sich auf seinem Stuhl zurecht und betrachtet nachdenklich den Dokumentenstapel, der sich vor ihm aufhäuft. »Seht mal, Jungs«, sagt er schließlich, »ich muss mir bei allen Projekten die Frage stellen: ›Ist das etwas, das Eloise und ich uns an einem Sonntagabend gerne ansehen würden?‹ Und nehmt es mir nicht übel, aber in eurem Fall ist die Antwort ein klares Nein.«
    »Siehst du?«, flöte ich James ins linke Ohr. »Ich hab dir gesagt, dass die Idee blöd ist. Um genau zu sein, verstehe ich nicht, warum du nicht auf mich gehört hast. Die Geschichte ist der totale Mist. Da stimmt rein gar nichts dran. Außerdem versuchst du an all den falschen Stellen zu sparen, da kann doch nur etwas rauskommen wie … wie
La Bohème
für Fingerpuppen. Die Pilotfolge ist unter aller Kanone, eigentlich werden die Charaktere nur dadurch zusammengehalten, dass ihre Namen alle im Drehbuch stehen. Jedes Kleinkind hätte sich eine bessere Geschichte ausdenken können.«
    »Der Pilot ist kein Mist, der ist ein echter Bringer«, sagt James laut. Ich glaube nicht, dass er das absichtlich tut, es ist nur die Reaktion auf meine Nörgelei. Wahrscheinlich hat er es nicht mal gemerkt.
    Sir William und Declan starren ihn erschrocken an.
    »Also wirklich, junger Mann«, meint Sir William betroffen. »Ich hab doch nie gesagt, dass es Mist ist, es kommt nur nicht so richtig bei mir an, es packt

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