Einmal Paradies und zurück
charmantestes Lächeln und streckt ihr die Hand hin. Die allerdings geflissentlich ignoriert wird.
Schweigen in der Runde. Declan blickt zu Tode erschrocken drein, Sir William wird knallrot, und Eloise mustert meinen Exfreund mit eisigem Blick.
»Ich bin nicht seine Mutter, ich bin seine Frau«, faucht sie. »Und nur zu Ihrer Information, es heißt
Lady
Eames, nicht
Mrs
.« Mit dieser vernichtenden Abfuhr stolziert sie zurück zur Steintreppe und verschwindet im Haus, ohne sich den jungen Herren auch nur vorstellen zu lassen. Und eigentlich kann man es ihr nicht übelnehmen. Sie und Sir William sind inzwischen ungefähr sechs Monate verheiratet und wahrscheinlich das prominenteste Paar im ganzen Land.
Das Ungewöhnliche an dem Paar ist, dass Sir William deutlich jünger ist als seine Frau, nämlich ungefähr fünfzehn Jahre. Die Heirat der beiden hat in der irischen Schickeria hohe Wellen geschlagen, vermutlich weil man glaubte, ein Mann wie Sir William würde die stereotypische Hugh-Hefner-Route einschlagen und eine Frau heiraten, die a) jung genug ist, um seine Enkelin oder mindestens seine Tochter zu sein, b) ein ehemaliges Pop-Sternchen/Striptease-Model/Moderatorin auf TV 3 , und vor allem c) eine vollbusige Blondine. Eloise ist hinreißend und hat Klasse, aber von den obengenannten Kriterien erfüllt sie keines. Sir Williams Exfrau, die er mit achtzehn geheiratet und mit der er ungefähr sieben Kinder hat, hat einen Publicity-Amoklauf gemacht, einschließlich eines Auftritts in der
Late Late Show
, bei dem sie sich über den neuen Titel ihres Ex und über dessen neue Frau aufregte. »Und es würde mir ja nichts ausmachen«, höre ich sie immer noch schniefen, »aber dieser Mistkerl hatte nicht mal den Anstand, sich eine Jüngere auszusuchen!«
Nun hat James genau den wunden Punkt von Sir William und seiner neuen Lady getroffen. Runde eins geht an mich.
Ohne dass ich den Mund aufzumachen brauchte.
Noch nicht.
desaster nummer zwei
Immer noch mit rotem Gesicht setzt Sir William sich schließlich wieder hin, und nachdem er rund zwei Dutzend demütige Entschuldigungen von James vom Tisch gewischt hat und Declans Gesicht zu einem beängstigend breiten Grinsen erstarrt ist, kommt schließlich doch noch der eigentliche Zweck des Meetings zur Sprache.
»Was habt ihr Jungs denn nun für mich?«, beginnt Sir William auf seine sachliche Art. »Kurz und prägnant, bitte. In einer Dreiviertelstunde muss ich im Hubschrauber nach Dublin sitzen, wir haben also nicht viel Zeit.«
James wirft Declan einen Blick zu, der sagt: ›Übernimm du das Aufwärmen, ich geh dann im richtigen Moment mit dem passenden Totschlagargument dazwischen.‹ Der arme Declan legt also los, wie ausnehmend gut sich
Wer ohne Sünde ist
verkauft hat, in wie viele Sprachen es übersetzt worden ist, wie viele Wochen es auf der Bestsellerliste stand und wie viel Glück Meridius hatte, sich die Rechte daran sichern zu können.
»Da möchte ich gleich mal einhaken, junger Mann«, unterbricht ihn Sir William. »Ich lese bloß Bücher, die ich selber geschrieben habe. Habt ihr
The Twenty-Fifth Hour
gelesen? Mein neuer Bestseller, befasst sich mit dem Thema, wie man am meisten Zeit aus dem Tag herausholen kann. Den müsst ihr echt mal lesen, Jungs, da wird euch sicher ganz anders, hahaha.«
Eine Millisekunde hält Declan inne, weil er erkennt, dass es nichts bringt, wenn er das Material weiter anpreist. Schnell steigt er um auf die Kosten für eine auf dem Buch basierende TV -Serie, zaubert äußerst seriös wirkende Ordner aus seiner Mappe hervor, mit Prognosen für den Investorenprofit und Marktstatistiken. Sir William schaut ihm zu, ausdruckslos, gelassen, geduldig wie Don Corleone, darauf wartend, dass endlich der Knüller kommt.
Und er wartet. Und wartet.
Schließlich unterbricht er Declan mitten in einem leidenschaftlichen Vortrag über Steueranreize für Investoren. »Also, Jungs, damit ich das richtig verstehe. Was haben wir hier? Ich meine, womit haben wir es eigentlich zu tun? Was ist das Herz der Geschichte? Denn letzten Endes kommt doch alles auf die Geschichte an. Ich erinnere mich noch gut daran, wie vor ein paar Jahren ein Produzent zu mir gekommen ist, kein Arsch in der Hose, aber auf der Suche nach Cash für einen Film …«
Höflich beugt Declan sich vor, ganz Ohr für die bevorstehende Anekdote. Wahrscheinlich unternimmt Sir William öfter mal einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit, und wenn man Geld von ihm haben möchte,
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