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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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und Conan O’Brien. Und meine Katze hab ich David Letterman getauft, nach meinem Lieblingsmoderator.«
    Nicht lange danach haben Fiona und ich jeden Tag rot im Kalender angestrichen, an dem Ayesha
nicht
im Fernsehen war. Ich glaube, wenn sie wirklich eine eigene Show bekommen hätte, wäre Fiona total ausgeflippt. Jetzt kann man im Lokalblättchen Ayeshas schonungslose Showbiz-Kolumne lesen, und anscheinend versucht sie nach ihrer missglückten Fernsehkarriere nun, ins Radio zu kommen. »Ja, das würde passen«, meinte Fiona, als sie das erste Mal davon hörte. »Es ist nämlich sehr wichtig, dass auch die hässlichen Moderatorinnen einen Arbeitsplatz kriegen.«
    »Lass uns jetzt bitte gehen, ja?«, bettelt sie. »Kannst du mir … kannst du mir vielleicht einen Eimer Wasser ins Gesicht schütten, damit ich aufwache? Eine normale Nacht in der Hölle kann kaum so schlimm sein wie das hier.«
    »Noch eine kleine Überraschung, dann lass ich dich gehen. Schau hin.«
    In diesem Moment erscheint ein Mann in einem Rugby-Shirt von Leinster in der Tür und baut sich besitzergreifend hinter Ayesha auf. Ihre Stimmen wehen über den Rasen zu uns herüber. Tim gibt die Kinder ab und bespricht, dass er nächstes Wochenende mit ihnen ins Kino geht. Niemand bittet ihn auf eine Tasse Tee herein, nichts dergleichen.
    »Das glaub ich doch wohl nicht«, zischt Fiona. »Das ist ja wie eine schlechte Soap …«
    »Nur dass es keine Soap ist, sondern so real wie du und ich.«
    »Erzähl mir nicht … ist Ayesha tatsächlich mit diesem Trottel zusammen?«
    Ich nicke. »Und er ist sogar bei ihr eingezogen, mit seinem gesamten Krempel. In das Haus, für das Tim übrigens immer noch die Raten abzahlt. Und der Kerl hat nicht das geringste Problem damit.«
    Fiona dreht sich zu mir um, und ihr Gesicht hat die Farbe von Gazpacho.
    »Also … wenn das alles wahr ist … was ist dann mit Tim?«
    »Er wohnt im International Financial Services Centre, in einem Apartment, das ungefähr so groß ist wie ein durchschnittliches Klo. Was Besseres kann er sich nicht leisten, weil er so viel Unterhalt zahlen muss.«
    Fiona lehnt schlapp an unserem Baum und sieht aus, als könnte sie sich nur mit Mühe aufrecht halten.
    »Okay«, sagt sie, ganz, ganz langsam. »Ich hab das Gefühl, dass mir gerade jemand einen üblen Schlag in den Magen versetzt hat. Das ist … das ist … einfach grässlich für Tim. Ich meine … er war immer so ein Familienmensch, es muss ihn doch fast umbringen, von seinen Kindern getrennt zu sein.«
    Na gut. Ich habe lange genug auf diesen Moment gewartet, jetzt heißt es nichts wie ran. »Ruf ihn an!«, sage ich und mustere sie durchdringend. »Denk nicht lange darüber nach, spar dir deine üblichen Analysen, tu es einfach.«
    »Was?«
    »Er ist einsam, du bist einsam, und ich wette, dass kein Tag vorbeigeht, an dem er nicht an dich denkt.«
    Jetzt sieht sie mich völlig verwirrt an. »Ach, lass das, Charlotte, du nimmst mich doch auf den Arm. Nach all den Jahren? Da soll ich plötzlich Kontakt mit ihm aufnehmen, einfach so, aus heiterem Himmel? Ich würde dastehen wie der letzte Loser. Ich meine, komm schon, sogar für Desperados wie mich gibt es irgendwo eine Grenze.«
    »Und du wunderst dich, warum du immer noch allein bist?«
    »Was ist denn aus dir eigentlich geworden? Bist du jetzt der Geist der vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Beziehungen?«
    Nicht ganz wie bei Dickens’ Weihnachtsgeschichte, denke ich, halte aber den Mund. Aber falls Fiona nicht tut, was ich ihr gesagt habe, dann habe ich für meinen nächsten Besuch eine großartige Idee.

Kapitel 13
    Kate
    Meine Schwester ist für mich als Engel die größte Herausforderung. Ich könnte vor Frust die Wände hochgehen. Nachdem ich Fiona verlassen habe, schaue ich bei Mum vorbei, die fest schläft, Haarnetz auf dem Kopf, Nachtcreme im Gesicht, im gleichen fluffigen Bademantel, den sie seit zwanzig Jahren benutzt. Auf einem Zettel neben ihrem Nachttisch steht ein Gebet an Klara von Assisi, ihre Lieblingsheilige, die sie angeblich nie im Stich lässt. Ich weiß, dass sie für mich betet, und es fällt mir schwer, die Tränen zurückzuhalten und mich nicht dem Schmerz zu überlassen, der mich jedes Mal überfällt, wenn ich ihr müdes, verhärmtes Gesicht sehe.
    Es gibt so vieles, worüber ich mich mit ihr unterhalten möchte, und es macht mich ganz verrückt, dass ich nicht anständig mit ihr kommunizieren kann, weil ich so aufgelöst bin. Ich brenne darauf,

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