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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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Daisy.«
    »Ist es verdammt nochmal wohl! Ich meine, klar ist er derjenige, der arbeiten geht, aber du bist bei ihm geblieben. Du hast es auch verdient!«
    »Ja, aber meine Mutter sieht das anders.«
    »Selbst wenn, wen interessiert das? Warum lässt sie sich nicht von dir helfen? Oder liegt es an Vater? Verbietet er dir, ihr zu helfen?« Langsam sehe ich rot. »Ist es das?« Wut steigt in mir auf, aber meine Mutter beruhigt mich.
    »Daran liegt es nicht«, sagt sie ruhig und hebt die Hand. »Sie will nichts mit deinem Vater zu tun haben – mit meinem Mann. Sie lebt lieber in Armut, als seine Hilfe anzunehmen.«
    »Aber das ist doch verrückt! Es dauert nicht mehr lange, dann brechen die Mauern um sie herum zusammen.«
    Meine Mutter ist bestürzt. »Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist.«
    »Das solltest du aber! Warum weißt du das nicht? Warum fährst du nicht mal hin und besuchst sie?« Keine Ahnung, warum ich bisher nie darauf gekommen bin, diese Fragen zu stellen. »Bist du überhaupt auf Nonnos Beerdigung gewesen?«
    »Natürlich war ich bei seiner Beerdigung!«, fährt sie auf.
    »Ach ja? Wann denn? Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    »Da warst du mit deinen Freundinnen zum Urlaub in den Hamptons.«
    »Ich wusste ja gar nicht, dass du da warst! Warum hast du mich nicht gefragt, ob ich mitkomme? Du wusstest doch, dass ich mitkommen würde!«
    »Ja, ich …«
    »Was? Warum nicht?«
    Sie wirkt unentschlossen. Nur langsam kommen ihre Worte heraus. »Ich … ich musste … allein hingehen …«
    »Warum? Das verstehe ich nicht!«
    Sie seufzt. »Ach, Daisy …«
    Verwirrt sehe ich sie an. So habe ich sie noch nie erlebt, so gefasst und vernünftig.
    »Sag es!«, rufe ich.
    Sie sieht mich an, mit leidvollem Blick. Dann schaut sie zur Seite, und ihre Stimme ist fest. »Ich wollte einfach ein bisschen Zeit mit meiner Mutter verbringen und für sie da sein, ohne mir Sorgen um dich zu machen. Okay?«
    Ich schüttel den Kopf. »Nein. Das ist nicht der Grund. Da ist noch was anderes. Was verschweigst du mir?«
    »Es reicht jetzt.« Sie steht auf und verlässt das Esszimmer.
    »Nein, es reicht nicht!« Ich folge ihr in die Küche. »Du sagst mir jetzt, was los ist!« Candida steht an der Spüle. Sie wirft uns einen bedachtsamen Blick zu und entfernt sich schnell. Wahrscheinlich erschreckt es sie, uns in einer anderen Sprache reden zu hören. Mit Sicherheit wusste sie überhaupt nichts von unserer italienischen Herkunft.
    Meine Mutter dreht mir den Rücken zu und schaut an die Wand.
    »He!«, rufe ich, gehe zu ihr und drehe sie um. Tränen stehen ihr in den Augen, aber da ist noch etwas anderes … ist es Angst?
    »Was ist? Du musst es mir sagen. Du kannst es nicht verheimlichen.«
    »Gut«, sagt sie.
    »Gut?« Verdutzt trete ich zurück.
    »Gut. Komm, wir gehen spazieren!«
    »Spazieren? Alleine?«
    »Ja, allein.«
    »Zu dieser Uhrzeit?« Es ist nach neun Uhr abends. »Ohne Aufpasser?«
    »Ja.«
    Ich bin verblüfft. Das sieht meiner Mutter überhaupt nicht ähnlich, doch ich lasse mich darauf ein.
    Wir schweigen im Fahrstuhl nach unten und auch noch draußen auf der Straße. Erst als wir um die Ecke gebogen und außer Sicht unseres hoch aufragenden Apartmenthauses sind, beginnt meine Mutter zu sprechen.
    »Ich habe deinen Vater einmal verlassen.«
    Überrascht sehe ich sie an. Sie schaut in die Ferne, als sei sie in Gedanken verloren.
    »Wann?«, frage ich.
    »Bevor du auf die Welt gekommen bist.«
    »Als du in England gelebt hast?«
    »Ja. Obwohl ich damals zurück nach Italien gegangen bin.«
    »Zu Nonna?«
    »Und zu deinem Großvater, ja. Sie nahmen mich mit offenen Armen auf. Sie wollten sowieso nicht, dass ich ihn heirate. Sie waren der Meinung, er hätte schlechtes Blut.«
    Ich weiß, was sie damit meinen.
    »Und warum hast du ihn doch geheiratet?«
    Sie seufzt. »Ich dachte, ich würde ihn lieben. Wahrscheinlich habe ich nur das geliebt, was er verkörpert. Ich hatte ein Stipendium an einer Universität in England.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du studiert hast!« Mir wird klar, dass ich nicht besonders viel über meine Mutter weiß. »Was hast du denn studiert?«
    »Englisch.« Ungeduldig winkt sie ab; ich lenke vom Thema ab. Sie fährt fort: »Ich hatte eine Freundin, ein nettes Mädchen aus einer wohlhabenden Familie, die hatte Mitleid mit mir armen Ding aus Italien. Eines Abends nahm sie mich mit in den Privatclub ihres Vaters. Wir zogen uns piekfein an – sie lieh mir etwas von ihren Sachen.

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