Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
Vom Netzwerk:
dasselbe. In New York bin ich noch nie glücklich gewesen, aber da ich jetzt weiß, wie sich Glücklichsein anfühlt, habe ich Angst, dass ich nie wieder glücklich sein werde. Keine Ahnung, ob das jetzt einen Sinn ergibt, aber besser kann ich nicht beschreiben, wie ich mich fühle.
    Diesmal bestimmt mein Kopf, nicht mein Herz. »Ich glaube, es ist noch zu früh«, sage ich.
    »Meinst du wirklich?«, hakt Holly nach.
    »Ja.«
    An diesem Abend isst mein Vater zusammen mit uns – ein seltenes Ereignis. Meistens esse ich auswärts oder gar nicht, weil ich es nicht ertragen kann, mit meiner Mutter am Esstisch zu sitzen, während wir uns anschweigen. Er schneidet das Thema meiner Anstellung in Martins Firma an.
    »Martin hat den neunten September als ersten Arbeitstag vorgeschlagen«, sagt mein Vater. Das ist nur noch etwas mehr als eine Woche.
    »Ich habe dir schon gesagt, dass ich kein Interesse habe«, erwidere ich trotzig.
    Er hebt die Augenbraue und sieht mich an. Ich wende den Blick ab. Nie kann ich ihm lange in die Augen schauen. »Nur einmal hypothetisch gesprochen: Was hast du stattdessen vor? Du kannst nämlich nicht ewig in deinem Zimmer herumsitzen.«
    »Wenn du mich hier nicht mehr willst, gehe ich gerne.«
    Eine Weile sagt er nichts, doch als er dann fortfährt, trieft seine Stimme vor Ironie. »Und wo genau willst du hin?«
    »Keine Ahnung! England? Italien?«
    »Italien?«, höhnt mein Vater. »Italien?«
    »Ja! Ich wohne bei Nonna!« Inständig klammere ich mich an die Idee.
    »Ha!« Er lacht verächtlich. »In dem Loch? Das hältst du nicht aus!«
    »Woher willst du wissen, was ich aushalte oder nicht?«, fahre ich ihn an. »Ich habe in den letzten Jahren auch nicht in Saus und Braus gelebt, das kann ich dir sagen.«
    »Natürlich nicht«, sagt er sarkastisch.
    »Hab ich nicht, das kannst du mir glauben! Und ich würde gerne bei Nonna wohnen! Bist du überhaupt mal in ihrem Haus gewesen? Es ist zauberhaft!«
    »Zauberhaft? Sei doch nicht albern! Das ist eine Bruchbude. Weiß der Himmel, warum sie da noch wohnt. Weiß der Himmel, warum sie überhaupt noch auf der Erde ist.«
    »Stellan!«
    Ich drehe mich zu meiner Mutter um. Sie ist entsetzt. Sonst erhebt sie ihre Stimme so gut wie nie. Der Stuhl meines Vaters kratzt über den Holzboden.
    »Es reicht!« Er wirft seine Serviette auf den Teller. Die Soße wird vom weißen Leinen aufgesaugt. » DU !« Er zeigt mit dem Finger auf mich. »Du fängst am neunten September bei Martin an. Sonst bekommst du keinen einzigen Cent mehr von mir! Nie mehr!« Mit diesen Worten geht er aus dem Zimmer.
    Ich sitze da, mit geballten Fäusten und Herzrasen. Nur mein Vater kann mich so weit bringen. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn aus ganzem Herzen.
    Ich stehe auf, nun kratzt mein Stuhl über den Boden.
    »Daisy, setz dich«, sagt meine Mutter. Ihr Ton ist härter als sonst. Ich bleibe stehen.
    »Ich gehe in mein Zimmer«, sage ich, jedoch nicht sehr überzeugend.
    »Iss deinen Teller leer.« Sie greift zu Messer und Gabel.
    Doch ich bin bockig. Sie kann sagen, was sie will, ich werde nicht hierbleiben. »Nein«, widerspreche ich und stürme aus dem Zimmer.
    Auf gar keinen Fall werde ich für Martin arbeiten! Ich könnte nach England zurückkehren und bei Holly wohnen … Die Vorstellung wird immer attraktiver für mich. Ich könnte auch zu Nonna gehen. Ihr Gesellschaft leisten. Wie kann er bloß behaupten, sie lebte in einem Loch! Und wieso wohnt sie überhaupt in einem Haus, das buchstäblich über ihr zusammenbricht, wo er doch alles Geld der Welt hat?
    Ich halte inne, mache auf der Stelle kehrt und stürze zurück ins Esszimmer. Meine Mutter steht gerade vom Tisch auf.
    »Wieso lebt Nonna überhaupt so in den Bergen?«, verlange ich zu erfahren. »Wenn es regnet, kommt das Wasser durch die Wände, aber sie hat kein Geld, um es zu reparieren! Das ist abartig! Du bist ihre Tochter! Wie kannst du das nur zulassen!«
    Ruhig schaut mich meine Mutter an, dann setzt sie sich wieder hin.
    »Antworte mir!«, schreie ich sie an.
    Sie antwortet auf Italienisch. Ich bin überrascht – meine Mutter spricht nie Italienisch mit mir –, doch jetzt tut sie es, und ich muss mich konzentrieren, damit ich auch alles verstehe.
    »Sie nimmt kein Geld an«, erklärt meine Mutter.
    Ich zögere, dann spreche auch ich Italienisch. »Von mir wollte sie auch kein Geld nehmen, aber du bist ihre Tochter! Sie muss doch wissen, dass du buchstäblich drin schwimmst!«
    »Aber es ist nicht mein Geld,

Weitere Kostenlose Bücher