Eins, zwei, drei und du bist frei
Augen zusammen. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie Schleimbeutel«, schrie ich die beiden an. »Ich bin nicht gerade in bester Laune. Mein Auto säuft andauernd ab. Vorgestern habe ich Morelli in den Schoß gekotzt. Von meinem Ex-Mann muß ich mich als blöde Kuh beschimpfen lassen. Und als ob das noch nicht genug wäre, ist mein Haar auch noch orange. Scheißorange! Und dann besitzen Sie die Frechheit, in meine Wohnung einzudringen und meinen Hamster zu bedrohen. Das geht zu weit!«
Ich brüllte regelrecht, fuchtelte mit den Armen, ich war außer mir. Gleichzeitig behielt ich Rex im Auge, denn ich wußte, was passieren würde, wenn man ihn lange eingequetscht in der Hand hielt. Und wenn es passierte, würde ich in Aktion treten.
»Wenn Sie hier jemandem Angst einjagen wollen, dann haben Sie die Falsche erwischt«, kreischte ich. »Und glauben Sie ja nicht, ich würde es zulassen, daß Sie meinem Hamster auch nur ein Barthaar krümmen!«
Endlich tat Rex das einzig Richtige, was jeder genervte Hamster in so einer Situation tun würde. Er schlug seine Zähnchen in den Daumen seines Peinigers.
Der Mann jaulte auf und öffnete die Faust. Rex fiel mit einem Plumps auf den Boden und raste unter das Sofa. Der andere Kerl richtete seine Pistole auf Rex und das Sofa und gab reflexartig ein paar Salven ab.
Ich nutzte den Überraschungsmoment aus, schnappte mir mit der rechten Hand die Tischlampe und haute damit auf den Kopf des Schützen. Der Mann sackte wie ein Sandsack zusammen, und ich hechtete nach der Tür.
Ich war schon mit einem Fuß im Hausflur, als ich von hinten gepackt und von dem spritzenschwingenden Mann zurück in die Wohnung gezogen wurde. Ich trat nach ihm, zerrte an ihm, ein Ringkampf auf Leben und Tod. Mein Fuß landete irgendwann zwischen seinen Beinen, und es folgte eine Schrecksekunde des absoluten Stillstands, während der seine Augen sich vor Schmerz weiteten, und ich dachte, jetzt würde er mich erschießen, würde mich mit der Nadel stechen oder mich schlagen. Doch dann klappte er wie ein Taschenmesser zusammen, rang nach Luft und torkelte unvorsichtigerweise durch die Wohnungstür nach draußen in den Hausflur.
Die Aufzugtür öffnete sich, und heraus trat Mrs. Bestler mit ihrem Krückstock. Tock, tock, tock. Mit Lichtgeschwindigkeit stapfte sie über den Flur und rammte den Kerl so, daß er auf die Knie fiel.
Die Tür von Mrs. Karwatts Wohnung wurde aufgerissen, und Mrs. Karwatt zielte mit ihrer 45er auf den Mann am Boden. »Was ist hier los? Ich hoffe, ich habe nichts verpaßt.«
Mr. Kleinschmidt kam mit einer M-16 im Arm den Gang entlanggeschlurft. »Ich habe einen Schuß gehört.«
Mrs. Delgado folgte Mr. Kleinschmidt auf dem Fuß. Mrs. Delgado hatte ein Hackbeil und eine stahlblaue Glock mit Gummigriffschalen.
Mrs. Karwatt sah sich Mrs. Delgados Waffe an. »Loretta«, sagte sie, »du hast ja eine neue Pistole.«
»Zum Geburtstag geschenkt gekriegt«, sagte Mrs. Delgado stolz. »Von meiner Tochter Jean Ann. Kaliber vierzig, wie die Polizei. Steckt mehr Schlagkraft dahinter.«
»Ich überlege gerade, ob ich mir auch eine neue Waffe kaufen soll«, sagte Mrs. Karwatt. »Wie ist der Rückstoß bei der Glock?«
Ich nahm Rex die Nacht über mit ins Schlafzimmer. Er schien sich nach dem abendlichen Trauma schnell erholt zu haben, was man von mir nicht behaupten konnte. Die Polizei war gekommen und hatte den beiden Männern die Skimasken abgenommen. Den Mann mit der Spritze kannte ich nicht, der mit der Pistole war ein ehemaliger Mitschüler. Er war mittlerweile verheiratet und hatte zwei Kinder. Vor ein paar Wochen hatte ich ihn beim Einkaufen getroffen, und wir hatten uns kurz begrüßt.
Ich verschlief fast den ganzen Morgen und fühlte mich einigermaßen wiederhergestellt, als ich endlich aufstand. Ich bin vielleicht nicht die geduldigste Frau der Welt, nicht die schillerndste und auch nicht die sportlichste, dafür habe ich eine unverwüstliche Natur wie keine zweite.
Ich goß mir gerade eine Tasse Kaffee ein, als das Telefon klingelte.
Es war Sue Ann Grebek. »Stephanie!« rief sie mir ins Ohr. »Ich habe das Allerneueste für dich!«
»Über Mo?«
»Ja. Ein astreines Gerücht, direkt aus zweiter Hand. Es könnte sogar was dran sein.«
»Nun erzähl schon!«
»Ich war eben bei Fiorellos, und wen treffe ich da? Myra Barlog. Kannst du dich noch an Myra erinnern? Sie ist während der ganzen Schulzeit mit dieser Pfeife Larry Skolnik gegangen. Ich habe nie kapiert, was
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