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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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ständig aufsuchen. Wer nicht hören will, muß fühlen. Deshalb haben wir uns gedacht, daß wir Ihnen die Bedrohung einmal hautnah demonstrieren.« Er holte ein Pergamentbriefchen aus dem Brotbeutel und hielt es mir unter die Nase. »Reiner, hochwertiger Boy.« Als nächstes wurde eine Flasche Quellwasser aus dem Beutel hervorgeholt und dann ein Flaschendeckel, der mit einem drangebastelten Stiel versehen war. »Drehverschlüsse eignen sich am besten als Kocher. Sie sind schön tief. Die Drogies nehmen das lieber als Löffel oder Kronkorken. Wissen Sie, was Boy ist?«
    Boy war Heroin, Kokain war Girl. »Ja, das weiß ich.«
    Der Mann füllte den Deckel mit Wasser und mischte etwas Pulver aus dem Briefchen dazu. Er zog ein Feuerzeug aus der Tasche und hielt die Flamme unter den Deckel. Danach holte er eine Spritze aus dem Brotbeutel und saugte die Flüssigkeit in den Zylinder.
    Ich hatte immer noch meine Handtasche um die Schulter. Ich fuhr mit zitternder Hand außen entlang, tastete nach meiner 38er.
    Der Mann mit der Waffe trat vor und riß mir die Tasche von der Schulter. »Lassen Sie das!«
    Rex war in seinem Käfig auf dem Sofatisch. Er vergnügte sich in seinem Laufrad, als wir das Zimmer betraten. Das Licht ging an, und Rex hatte innegehalten, die Barthaare flirrten, die Augen in der Hoffnung auf Essen und Zuwendung weit aufgerissen. Nach ein paar Minuten hatte er die Lauferei wieder aufgenommen.
    Der Mann mit der Spritze klappte den Deckel von Rex’ Käfig auf, faßte mit der freien Hand hinein und hob Rex hoch. »Wir beginnen jetzt mit der Vorführung.«
    Mein Herz krampfte sich zusammen. »Tun Sie ihn zurück«, sagte ich. »Er mag keine Fremden.«
    »Wir wissen viel über Sie«, sagte der Mann. »Wir wissen, daß Sie diesen Hamster gern haben. Wir haben uns gedacht, daß er wie eine Familie für Sie ist. Und jetzt stellen Sie sich vor, dieser Hamster wäre Ihr Kind. Und stellen Sie sich weiter vor, Sie hätten alles richtig gemacht, hätten Ihrem Kind nur Gutes zu essen gegeben, hätten ihm bei den Schulaufgaben geholfen und hätten es in einem Viertel mit einer guten Schule großgezogen. Und dann, auf einmal, trotz allem, was Sie getan haben, hätte das Kind angefangen, Erfahrungen mit Drogen zu sammeln. Was wäre da wohl in Ihnen vorgegangen? Wären Sie dann nicht auf die Leute losgegangen, die ihm die Drogen besorgt haben? Und stellen Sie sich vor, man hätte Ihrem Kind unreines Zeug verkauft. Und Ihr Kind wäre an einer Überdosis gestorben. Wären Sie da nicht auf die Straße gegangen und hätten den Drogendealer umgebracht, der Ihr Kind umgebracht hat?«
    »Ich hätte ihn angezeigt.«
    »Angezeigt? Unsinn! Sie hätten ihn umgebracht.«
    »Sprechen Sie aus persönlicher Erfahrung?«
    Der Mann mit der Spritze hielt inne und starrte mich an. Ich konnte seine Augen hinter der Skimaske erkennen, und ich glaube, meine Frage hatte ins Schwarze getroffen.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Dann verstehen Sie, warum wir das tun müssen. Das Entscheidende ist, daß unsere Arbeit nicht gefährdet wird und daß Sie unser Engagement verstehen. Wir würden es vorziehen, Sie nicht zu töten. Wir sind gerechte, vernünftige Menschen. Wir haben auch unsere Moral. Also, passen Sie auf. Das ist die letzte Warnung. Diesmal töten wir den Hamster. Das nächste Mal sind Sie dran.«
    Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. »Wie können Sie es rechtfertigen, ein unschuldiges Tier zu töten?«
    »Es soll Ihnen eine Lehre sein. Haben Sie schon jemanden an einer Überdosis sterben sehen? Das ist kein schöner Abgang. Und wenn Sie sich nicht endlich mal Urlaub von Ihrer Umtriebigkeit gönnen, wird es Ihnen auch so ergehen.«
    Rex’ Augen waren schwarz und glänzten, die Barthaare ein einziges Beben, die Füße strampelten in der Luft, sein Körper krümmte sich.
    »Verabschieden Sie sich von ihm«, sagte der Mann mit der Spritze. »Ich spritze ihm das Zeug direkt ins Herz.«
    Es gibt Grenzen, wie weit eine Frau sich schikanieren läßt. Man hat mich mit Tränengas eingenebelt, man hat mich überfallen, Maskierte haben mich verfolgt, Morelli hat mich belogen, mein Automechaniker mich betrogen – und immer habe ich brav mein Maul gehalten. Die Bedrohung meines Hamsters förderte ganz neue Seiten an mir zutage. Sie verwandelte mich in Godzilla. Ich hatte nicht die Absicht, mich von meinem Hamster zu verabschieden.
    Ich blinzelte die sich anbahnenden Tränen weg, wischte mir die Nase am Ärmel ab und kniff die

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