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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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gesehen?«
    »In der Sixth Street, gegenüber von dem Haus, in dem ich wohne. Normalerweise bin ich so früh noch nicht auf, aber ich hatte Verdauungsprobleme. Das müssen die Burritos zum Abendessen gewesen sein. Jedenfalls war ich gerade auf dem Klo, und ich gucke aus dem Fenster und sehe Mo das Haus gegenüber betreten.«
    »Bist du ganz sicher, daß es Mo war?«
    »Ich konnte ihn gut erkennen«, sagte Lula. »An dem Haus brennt Tag und Nacht eine Lampe. Die müssen Aktien beim Stromkonzern besitzen.«
    Ranger schaltete mit einem Signalgeber das Sicherheitssystem von seinem Bronco ab. »Nichts wie hin!«
    »Ich will auch mit!« rief Lula, parkte rückwärts in eine Lücke ein und stellte den Motor ab. »Wartet auf mich.«
    Wir zwängten uns zu dritt in Rangers Bronco, und Ranger fuhr los zur Sixth Street.
    »Ich wette, die alte Schwanznase legt gerade wieder einen um«, sagte Lula. »Hat sich bestimmt wieder einen vorgeknöpft.«
    Ich erzählte Lula von den vier Leichen in Mos Keller.
    »Ein Kerl, der mit einer Nase wie ein Schwanz rumläuft, ist zu allem fähig«, stellte Lula fest. »So was kann aus einem ansonsten stinknormalen Menschen ohne weiteres einen Serienmörder machen.«
    Ich fand es durchaus wahrscheinlich, daß Mo an den Morden an den vier Männern in seinem Keller beteiligt war. Ich fand nicht, daß seine Nase etwas damit zu tun hatte. Ich dachte an Cameron Brown und Leroy Watkins und Ronald Anders. Allesamt Drogendealer. Allesamt tot. Dann fragte ich mich, ob die vier Verscharrten in Mos Keller vielleicht auch Dealer waren. »Vielleicht gehört Mo einer Bürgerwehr an«, sagte ich. Es war eher laut gedacht. Mein nächster Gedanke war, daß Mo dann auch nicht allein handelte. Vielleicht gab es eine regelrechte Selbstschutzorganisation, aufgebrachte Leute, die in Skimasken und Overalls herumliefen und damit drohten, alle zu töten, die ihrer Meinung nach eine Gefahr für die Gesellschaft darstellten.
    Lula wiederholte das Wort. »Bürgerwehr.«
    »Leute, die das Gesetz in die eigene Hand nehmen«, sagte ich.
    »Hnh. Ich weiß schon, was das bedeutet. Du meinst damit, Mo ist so einer wie Zorro oder Robin Hood. Nur ritzt die alte Schwanznase kein großes Z in das Hemd seines Opfers. Schwanznase verstreut in seinem Kampf für die gerechte Sache lieber ein bißchen Gehimmasse.« Sie unterbrach sich kurz und spann den Gedanken dann weiter. »Sicher hat Zorro auch ein paar Köpfe zu Brei geschossen. Aber im Film kann man ja nicht alles zeigen. Wahrscheinlich hat er einem erst das Hemd zerrissen und dann die Klöten abgeschnitten. Oder einem ein Z in den Bauch geritzt, so daß die Eingeweide herausflutschten. Ich habe mal gehört, daß man einem Menschen den Bauch aufschneiden und sein Gedärm herausholen kann und daß er so trotzdem noch stundenlang lebt.«
    Ich spielte die aufmerksame Beifahrerin neben Ranger. Ich schielte in seine Richtung, aber Ranger ruhte ganz in sich, beschleunigte auf hundertzwanzig zwischen den Querstraßen, latschte auf die Bremse, hielt ruckartig an, unterzog das Allradbremssystem einem Härtetest, sah nach links und rechts, trat das Gaspedal durch bis zum Anschlag.
    »Was meinst du?« fragte Lula. »Glaubst du, daß Zorro auf so was stand? Den Leuten ihr eigenes Gedärm vorzuführen?«
    Mein Mund öffnete sich, aber es kamen keine Worte heraus.
    Ranger bog in die Main, dann in die Sixth Street ein. Das Viertel bestand aus Pensionen und schindelverkleideten Reihenhäusern mit Vorbauten, die als Veranden dienten, die Gehsteige wurden als Vorgarten genutzt. Die Häuser waren schmal und finster, düstere Flickwerke aus Beige, Braun und Schwarz. Ursprünglich errichtet für eingewanderte Fabrikarbeiter, wurden sie jetzt von sozialen Randgruppen bewohnt. Die meisten Häuser waren in Billigunterkünfte und Einzimmerwohnungen umgewandelt worden.
    »Wer wohnt in dem Haus gegenüber von dir?« fragte Ranger Lula.
    »Ein ganzer Haufen Leute«, sagte Lula. »Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Im Erdgeschoß wohnt Vanessa Long, und man weiß nie, welches ihrer Kinder gerade sonst noch bei ihr wohnen muß. Fast immer ihre Tochter Tootie und Tooties drei Kinder. Manchmal wohnt auch Harold da. Die alte Mrs. Clayton wohnt auf dem gleichen Flur gegenüber. Im ersten Stock sind drei Zimmer. Ich weiß nicht genau, wer da wohnt. Die werden von Woche zu Woche vermietet. Früher wohnte da mal Earl Bean, aber den habe ich schon lange nicht mehr gesehen.«
    Ranger hielt zwei Häuser weiter

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