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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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abschminken.«
    Morelli hakte sich mit einem Finger in meinen Jackenkragen ein und zog mich an sich. »Du hättest nicht die geringste Chance, wenn ich scharf auf deine Reste wäre, meine Süße.«
    »Schämst du dich nicht?«
    Morelli grinste, seine Zähne schimmerten weiß in dem dunklen Gesicht mit dem Dreitagebart. »Ich bringe dich noch zur Tür.«
    Ich machte auf dem Absatz kehrt. »Danke. Ich kann schon auf mich allein aufpassen.« Ganz die Eingeschnappte. Mir schwoll der Kamm, denn Morelli hatte wahrscheinlich recht, was die Reste betraf.
    Er beobachtete mich immer noch, als ich das Gebäude betrat und sich die Glastür hinter mir schloß. Ich winkte ihm zum Abschied, er winkte zurück und ging.
    Mrs. Bestler war im Aufzug, als ich ihn betrat. »Aufwärts«, sagte sie. »Zweiter Stock, Damenunterwäsche und Handtaschen.«
    Manchmal spielte sie Aufzugführerin, um der Langeweile entgegenzuwirken.
    »Ich will in den ersten Stock«, sagte ich zu ihr.
    »Ach so«, sagte sie. »Eine gute Wahl. Designerkleidung und italienische Schuhe.«
    Ich trat aus dem Aufzug, schlurfte den Gang entlang, schloß meine Tür auf und wäre beinahe in die Wohnung gestolpert. Ich war hundemüde. Ich spazierte kurz durch alle Zimmer, überprüfte, ob Fenster und Türen auch verschlossen waren, sah in Schränke und in dunkle Ecken.
    Ich warf meine Klamotten auf einen Haufen auf den Boden, klebte ein Heftpflaster auf meine Brandwunde und ging unter die Dusche. Als meine Haut knallrot und sauber war, kroch ich ins Bett und tat so, als wäre ich in Disney World. Stephanie Plum, Meisterin der Selbstverleugnung. Warum sich mit der traumatischen Erfahrung abgeben, daß man beinahe gefoltert worden wäre, wenn es sich auf unbestimmte Zeit verschieben ließ? Irgendwann, wenn die Erinnerung anfing, an den Rändern auszufransen, würde ich sie ausgraben und sie mir genauer ansehen. Stephanie Plums Faustregel für geistige Gesundheit: Unangenehmes immer hinauszögern. Morgen konnte ja schon alles vorbei sein. Ich konnte von einem Lastwagen überfahren werden und bräuchte mich dann mit dem Überfall gar nicht mehr auseinanderzusetzen.
    Um halb sechs weckte mich das Telefon.
    »Yo«, sagte Ranger. »Immer noch Lust zu joggen?«
    »Ja. Ich bin um sechs unten. Warte auf mich.« Ich wollte mich nicht noch mal von diesen blöden Versagertypen ausstechen lassen. Muskelkraft vermochte gegen Tränengas nicht viel auszurichten, aber sie würde meiner inneren Einstellung guttun. Geistig hellwach, körperlich fit – so lautete mein neues Motto.
    Ich zog mir lange Unterhosen und den Trainingsanzug an und schnürte meine Joggingschuhe. Ich gab Rex frisches Wasser und füllte seinen kleinen Tonteller mit Hamsterkuchen und Rosinen auf. Ich machte eine Viertelstunde lang Dehnübungen und ging dann nach unten.
    Ranger trippelte schon auf der Stelle, als ich auf den Parkplatz kam. Ich spürte, wie sein Blick über meinen Haarschopf huschte.
    »Erspar dir deinen Kommentar«, warnte ich ihn.
    Ranger hob abwehrend die Hände. »Geht mich sowieso nichts an.«
    Seine Mundwinkel zuckten.
    Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Mach dich nicht über mich lustig!«
    »Du siehst aus wie Ronald McDonald.«
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht!«
    »Soll ich deinem Friseur mal aufs Dach steigen?«
    »Nein! Es war nicht seine Schuld.«
    Wir liefen die übliche Strecke in Schweigen. Auf dem Rückweg drehten wir bei gleichem Tempo eine zusätzliche Runde. Für Ranger ein leichtes, für mich nicht. Als wir den Hintereingang zu meinem Haus erreichten, knickte ich in der Taille ein, um nach Luft zu schnappen. Ich war zufrieden mit dem Lauf und noch zufriedener darüber, daß ich ihn hinter mich gebracht hatte.
    Ein Auto kam die Straße entlanggerast und schwenkte auf den Parkplatz. Ranger stellte sich vor mich hin, mit gezogener Waffe. Das Auto bremste scharf ab, und Lula steckte den Kopf durchs Fenster.
    »Ich habe ihn gesehen!« rief sie. »Ich habe ihn gesehen! Ich habe ihn gesehen!«
    »Wen?«
    »Die alte Schwanznase! Ich habe Schwanznase gesehen! Ich hätte ihn mir schnappen können, aber du sagst mir ja immer, tu dies nicht, tu das nicht, weil ich keine Befugnis hätte. Ich habe versucht dich anzurufen, aber du warst nicht zu Hause. Deswegen bin ich hergefahren. Wo hast du bloß gesteckt um sechs Uhr früh?«
    »Wer ist Schwanznase?« wollte Ranger wissen.
    »Mo«, sagte ich. »Lula findet, seine Nase sieht aus wie ein Penis.«
    Ranger lächelte. »Wo hast du ihn

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