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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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in den christlichen, buddhistischen, shintoistischen, hinduistischen und islamischen Sektionen unterstützen. Hauptsache, die Gruppen sorgen für Unruhe; daß aus diesem «Revolutionsfonds» seit einiger Zeit immer höhere Summen an einen Mittelsmann der OEF übergeben würden; daß die OEF eine hellenistisch-pantheistische Radikalengruppe sei, die ganz besondere Untergrundarbeit leiste; sie sabotiere nämlich den Himmelsbetrieb derart unauffällig und raffiniert, daß bei Entdeckung einer Aktion von den verantwortlichen Stellen nicht mal auf Sabotage geschlossen werden könne, weil das Ganze nämlich wie ein Versehen wirke. Nach einer Stunde wußte Dino Bescheid.
    Am nächsten Tag, als er im CHIA -Computer den Datenblock «Auslieferung» unter dem Stichwort «Reklamation» durchsah, bekam er eine Ahnung von der möglichen Dimension dieses subversiven Treibens.
    Ihn schauderte.
    Auf einmal verstand er Nachrichten von der Erde, die ihm bisher rätselhaft gewesen waren. Jetzt wußte er, wieso da unten so vieles schiefging und wieso immer mehr Gestorbene nicht in den christlichen Ruhestandskomplex eingewiesen werden wollten, sondern gleich den Durchgangsschein zur Chemisch-Physikalischen verlangten. Plötzlich war ihm auch die Unruhe klar, die auf der Erde von Transvestiten, Transsexuellen, Homosexuellen und Lesbierinnen ausging. Frankophilie, Pizza und Tourismus, alles Krankheiten, die bisher unerklärlich geblieben waren, lagen auf einmal vor ihm wie ein offenes Buch.
    Geniale Strategie, dachte Dean und ließ sich einen Ausdruck der relevanten Daten kommen. Damit und mit einem Kurzbericht, der das ganze angenommene Szenario umriß, ging er zu seinem Abteilungsleiter. Der, als er die ganze Sache gehört und gelesen hatte, sagte nur einen Satz: «O’Rourke, Sie haben freie Hand.»
    Das war vor einer Woche. Jetzt wissen wir, wieso Dino überhaupt keine Lust auf einen bequemeren Job hat. Ihn hat das Jagdfieber gepackt.

N och mit geschlossenen Augen knipst Sig das Radio an. Eine schweigende Welt mag er nicht gegen die Wärme des Bettes tauschen. Wie immer widerspricht er dem Radio. Er korrigiert die Werbesprüche mit verbraucherfreundlichen Gegeninformationen und verspottet das Hochsicherheitstraktsdeutsch des Nachrichtensprechers. Das ist seine einzige Art, Widerstand zu leisten. Er bekämpft das große Ganze mit kleinen Sticheleien.
    Während er das Gesicht im Spiegel rasiert, summt er ein irisches Lied zum Bordun des Rasierapparates. So you will go / far across the water / go Lake me with you / be your partner / and you’ll be served well / you’ll be well looked after / and you shall sleep / with that great King’s doughter.
    Verlegen unterbricht er das Lied, als er am Schrankspiegel eine senkrecht nach unten glitzernde Schneckenspur gewahr wird. Er wischt sie weg.
    Im Radio singt ein stimmloser Spatz, sie wäre eine Lovemachine und man solle sie rocken und rollen alle night long. Dazu donnern einige, sicher gut frisierte Jungs auf allerlei Blecheimern, Glasbausteinen und T-Trägern herum. «Scheiß», murmelt Sig und schaltet aus.
    Zehn vor elf! Die Armbanduhr funkelt hämisch von seinem Handgelenk. Das Hotelfrühstück kann er vergessen. Nach zehn Uhr hat man nur noch das Anrecht auf eine schnippische Zeitansage vom Personal. Außerdem legt Eberwein, der Galerist, vermutlich gerade letzte Hand an seinen Krawattenknoten und ist praktisch schon in Zürich. Verdammt.
    So was passiert ihm immer. Wäre er nicht rechtzeitig von der Schule geflogen (unter anderem wegen zu häufigen Zuspätkommens), er hätte sicher sein Abitur verschlafen. An der Akademie gab es nicht einen einzigen Einschreibe- oder Rückmeldetermin, zu dem er nicht frühestens fünf nach zwölf erst aufgetaucht wäre. Nur Fräulein Menges Gnade, immer noch mal eine «letzte Ausnahme» zu machen, ließ ihn die zehn Semester Regelstudienzeit ohne Exmatrikulation durchstehen.
    Nach dem letzten Semester brachte er ihr dafür einen beerdigungsgroßen Blumenstrauß ins Büro und erklärte, sie könne von nun an pünktlich zur Mittagspause gehen. Er müsse raus ins Leben.
    «Armes Leben», sagte die Menge, und er küßte ihr die Hand.
    Bei dem Galeristen wird jetzt nichts mehr zu machen sein. Der sitzt sicher schon im Volvo und schiebt John Cage in den Recorder. Oder Brahms.
    Erst als er den Schlüssel schon umgedreht hat, fällt ihm ein, daß er die Mappe gar nicht braucht. Damit sich das neu eingeworfene Geld wenigstens lohnt, schiebt er auch noch den

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