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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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haben.»
    «Das Schwanenhaus?»
    «Ja.»
    «Kennst du auch Anselm Kristlein?»
    «Den gibt’s doch gar nicht. So einen Namen überhaupt zu erfinden, noch dazu für eine Hauptfigur, ist eine Beleidigung für jeden Menschen, der mal die Seite mit den Todesanzeigen oder ein Hochhausklingelschild gelesen hat.»
    Sie lacht schon wieder: «Den Satz hast du aber vorher zum Korrigieren gegeben. Hast heimlich geübt und wartest schon seit Jahren auf die Gelegenheit, ihn endlich sagen zu können.» Sie lacht noch immer.
    Er fühlt sich ertappt. Sie hat recht. Geübt hat er zwar nicht gerade, aber einen ähnlichen Satz hat er schon mal gesagt. Damals ging es um Salomon Sinsheimer, und er hatte Telefonbuch statt Hochhausklingelschild gesagt. Aber sonst hat sie recht. Was soll er tun?
    Zugeben oder ableugnen? Lieber zugeben, dann hat er wenigstens noch den Charme des unbegabten Schwindlers, der für ihn spricht. Schwindel-Versagern kann man trauen, denn sie sind ein offenes Buch.
    «Geübt hab ich nicht, aber es ist sozusagen eine Zweitverwertung. Hab’s schon mal gesagt.»
    Sie lächelt.
    «Na ja, ich wollte dich eben beeindrucken. Du studierst doch Deutsch.»
    Schon wieder lachend fragt sie: «Soll ich dir was auf die Tischdecke malen?»
    «Willst du mich denn beeindrucken?»
    «Vielleicht.»

D u irise Arsloch», sagt Stavros Garipides, als Dean O’Rourke sich ihm vorstellt. Stavros’ Ärger ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß Dino ihn eben niedergeschlagen, gefesselt und verschleppt hat.
    Vor drei Minuten, als er wieder zu Bewußtsein kam, befand sich Stavros nicht mehr auf dem Weg zur Frauenentwilderungs-Société, sondern in einem kahlen Raum, an einen Stuhl gebunden.
    Obwohl O’Rourke in dieser Beziehung sehr empfindlich ist, denn er schämt sich seiner irischen Herkunft und fürchtet inzwischen selbst, ein OEF -Opfer zu sein, sagt er ganz cool: «Ich bin Amerikaner.»
    «Merikanise Arsloch oder irise Arsloch, mir egal, Arsloch», sagt der schwarzäugige Fanatiker und spuckt auf den Boden.
    «Lern erst mal die Sprache, du Westentaschen-Zeus.»
    «Weissdo was i mein, wenn sage Arsloch. Reicht für CHIA -Arsloch. Arsloch.»
    Dino ist gelassen. Das ist nicht sein erstes Verhör, und er weiß, daß er mindestens Stunden brauchen wird, wenn er überhaupt Glück hat.
    «Hab Zeit», sagt er und zündet sich eine Marlboro an.
    «I au Zeit», sagt der Grieche, «aber andere Zeit wie du. I Heldenzeit, du Arsloch-Zeit. Gleiche Tick, gleiche Tack, aber andere Zeit. Da staunst? Arsloch?»
    O’Rourke blättert in Stavros’ Ausweis: «Ich würde mal den Mund nicht so voll nehmen. Macht Durst, und du weißt nicht, wann du das nächste Mal ’n Schluck zu trinken kriegst.»
    «Wasser von Arsloch is Dünnfiff», sagt Garipides.
    «Heldensprudel», sagt Engel O’Rourke.

I ch bin beeindruckt», sagt Sig, «wenn ich mutiger wäre, würd ich sogar zugeben, daß ich mehr als beeindruckt bin.»
    «Quatsch nich», sagt Regina, «das klingt wie ein Werbespruch. Mehr als beeindruckt Mehr als eine Bank, Gold ist Liebe, Ich bin zwei Öltanks» Sie legt ihre Hand auf seine, hält sein Handgelenk mit Daumen und Zeigefinger fest, sieht ihm direkt in die Augen und wiederholt leise: «Quatsch nich.»
    Auf einmal ist der Tonfall anders geworden. Als hätte der große Operator gleichzeitig bei ihnen beiden das Schäker- und Plänkel-Timbre stummgeschaltet, reden sie plötzlich in der Stimmlage von Freunden. Ein einfaches «Quatsch nich», und die Berührung zweier Hände reichen aus, um zwei Menschen miteinander reden zu lassen, als hätten sie sich eben vor den anderen Kindern versteckt und keine Entdeckung zu fürchten.
    Regina hat einen Rahmen für das Bild gekauft. Einen guten Platz sucht sie noch. Sie sagt, ihr seien abends ein paar Bilder wieder eingefallen. Seien noch mal vorbeigekommen, um ihr gute Nacht zu sagen.
    Sigs Hand liegt noch immer an der Stelle, wo sie von ihrer berührt wurde. Sie fühlt sich an wie festgeklebt, und er wagt nicht, sie zu bewegen. Die Hand hat Fieber, und läge sie nicht auf der dicken weißen Decke, sie hinterließe bestimmt einen schweißfeuchten Fleck.
    Regina lebt in einer Fünf-Zimmer-Wohnung. Zusammen mit zwei Frauen und einem Mann. Sie hat die Wohngemeinschaft satt, würde lieber heute als morgen ausziehen.
    «Ich spiele nur noch Theater. Und die anderen glauben mir den Schwindel. Ich tu so, als hätte ich noch Wünsche, breche sogar mal künstlich einen Streit vom Zaun, bloß damit sie nicht

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