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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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setzt sich aber gleich wieder hin, als ihm auffällt, daß ein Tisch mit sechs Personen ein etwas zu kleines Auditorium für einen stehenden Redner abgibt: «Lassen Sie mich vorausschicken, was die Fakten sind, die wir bis jetzt haben. Erstens, wir haben außer dem überführten Garipides keine Namen. Zweitens, er hat zwar ausgepackt, aber nur, was die Art und Weise der Sabotage angeht. Von der Organisation wissen wir nichts. Das heißt, wir haben keine Ahnung von der Befehlsstruktur, der Personalstärke und dem Tatumfang der Bande. Ja, wir wissen noch nicht mal, ob die das seit hundert, zweihundert oder fünfhundert Jahren machen.»
    Murmeln, Räuspern und das Geräusch von rutschenden Hintern um den Tisch.
    «Meiner Ansicht nach folgt aus diesen Fakten, daß wir zweigleisig vorzugehen haben. Was das Aufbrechen der OEF angeht, rechne ich damit, daß wir einen langen Atem brauchen und ganz übliche Infiltrationsarbeit leisten müssen. Das kann uns Jahre kosten, muß aber sein. Einen Maulwurf einzuschleusen sollte uns gelingen, denn immerhin wissen wir ja, was sie tun. Diese Aufgabe müßte vom Büro für Binnen-Investigations mühelos gelöst werden können.
    Aber neben dem Ausspähen der OEF gibt es eine zweite wichtige Schiene, auf der wir fahren sollten, und das ist die Schadensbegrenzung. Meine Herren, lassen Sie uns nicht übersehen, daß die Terroristen schon einiges Unheil angerichtet haben müssen, dessen Ausmaß wir bislang nicht wirklich einschätzen können. Deshalb schlage ich vor, daß wir das geografische Random-Programm einen mittelmässig besiedelten Ort heraussuchen lassen, an dem wir modellhaft das Schadensausmaß und die Schadensstruktur untersuchen können.»
    «Schon geschehen», sagt der Abteilungsleiter und ist sichtlich stolz auf seine vorausschauende Intelligenz. Er legt einen Zettel auf den Tisch und liest vor: «Freeburg in the Pricegow.»
    «Freebourgh in the Prycegough?» O’Rourkes Stimme klingt hoffnungsvoll.
    «Das ist im nördlichen Teil des von uns kontrollierten Gebiets. Europa. Ich glaube, das Land ist Deutschland-West.»
    «Ah», Dinos Stimme hat wieder ihren normal coolen Tonfall angenommen, «schlage vor, daß ich mich dort umsehe und die Untersuchung in die Wege leite.»
    «Wie wollen Sie das anfangen?» Zum erstenmal meldet sich der Chef der CHIA zu Wort. Sein Name ist Flynn, und er ist noch nicht lang bei der «Firma».
    «Ich denke, Sir, ich seh mich nach Leuten um, die sich in ihrer Haut nicht so recht wohl fühlen. Dann muß man sich Gedanken machen über ein Raster, nach dem man eventuell Fragenkataloge erarbeiten kann.»
    «Statistik», sagt der CHIA -Boss
    «Komm, Errol, seinicht so pilgervaterig. Wir sind im christlichen Himmel, es ist das Jahr Neunzehnhundertfünfundachtzig, Gott ist ein Softwareprogramm, wieso sollten wir was gegen Statistik haben?» Der Präsident steht auf, und alle folgen seinem Beispiel. «Wir zählen auf dich, Dino», sagt er zum Abschied, und die Sitzung ist geschlossen.
    Beim Hinausgehen klopft O’Rourke freundlich auf den Schreibtisch der Sekretärin und sagt: «Vergessen Sie mich nicht, Mattilein. Ich komm jetzt öfter.»

D as Zimmer ist noch immer quergestreift, also muß noch Tag sein, als Sig aufwacht. Er hebt das Handgelenk mit der Armbanduhr in einen der Lichtstreifen. Fast zwei Uhr. Sogar noch früh am Tag.
    Draußen klappert Geschirr, und es riecht nach Kaffee. Der Geruch muß ihn geweckt haben. Als er die Tür öffnet, erschlägt ihn das Tageslicht fast. Kopfweh macht es allerdings nicht, also hat er keinen Kater.
    Andrea sitzt am Tisch, eine Zeitung in der Hand und ein opulentes Frühstück vor sich ausgebreitet. Da stehen Grapefruit, Trauben, ein Teller mit Käse, Oliven, Marmeladen, Tomaten, Äpfel, heiße Milch, Eier und französisches Weißbrot.
    «Wenn du keine Zeit mit Anziehen verplempern willst, komm im Bademantel.»
    Er setzt sich gähnend an den Tisch, und sie sagt, ohne von der Zeitung aufzuschauen: «Wir sind immer noch Freunde.»
    Er steht noch mal auf, geht um den Tisch herum, küßt sie hinters Ohr und legt ihr von hinten die Arme um den Hals: «Guten Morgen, Freundin. Du hast mich schwer durcheinandergebracht.»
    «Ach», sagt sie, immer noch die Augen in der Zeitung. Sie scheint verlegen.
    Sig, auf den sich Verlegenheit immer sofort überträgt, geht in die Küche und tut, als ob er noch etwas finden müsse. Da ist aber nichts. Er steht noch unschlüssig in der Tür, als sie sagt:
    «Ist doch kein Drama. Wär

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