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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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glaubte, die Vorstandssitzung vor ihm beschützen zu müssen. Sie sagte: «Sorry, da können Sie jetzt nicht rein» und stellte sich schützend vor die Tür zum Konferenzzimmer. Aber der Kerl schob gelassen seinen Kaugummi von der rechten Backe in die linke, warf einen Blick auf das Namensschildchen auf ihrem Schreibtisch und sagte; «Fräulein Hari, oder wie sie heißen, auf die Art sind sie ihren Job schneller los, als sie ihn bekommen haben.» Er warf seine ID -Karte auf ihre Schreibunterlage und setzte sich, lässig mit den Beinen baumelnd, auf den Tisch.
    Jetzt, da sie den ID -Text auf dem Bildschirm hat, wird ihr ganz schwarz vor Augen:
    totaler permit / totaler kredit / anordnungen unbedingt folge leisten / totale geheimhaltung / name: o’rourke, dean / chia platform one
    Platform One! Solche ID s haben nur zwei Leute da drin. Der eine ist der Chef der CHIA , der andere der Präsident der Exekutiven Ökumene. So heißt die Regierung des christlichen Himmels.
    «Entschuldigen sie, Sir», sagt Mata und drückt auf den Knopf, der die schwere Doppeltür öffnet. Gleichzeitig spricht sie in ihr Audioterminal: «Commander O’Rourke, Mr.   Präsident.»
    «Na endlich», klingt es gereizt aus dem kleinen Kästchen auf ihrem Tisch. Aber da ist Dino schon drin und sieht sich sechs gerunzelten Stirnen gegenüber.
    «Hallo, Dino». sagt der Präsident.
    «Hi, Ex», sagt O’Rourke, denn die beiden sind alte Golfkumpel. Zu den andern macht er eine stumme Verbeugung, nur zum Chef der CHIA sagt er: «General.»
    O’Rourkes Abteilungsleiter ist, wie immer in solchen Momenten, unwohl. Ihm kommt seine Stellung wie eine Farce vor. Sein Untergebener duzt den Präsidenten, hat den selben ID wie die elf höchsten Persönlichkeiten, nämlich Platform One (der Abteilungsleiter hat nur Platform Four) und soll sich von ihm befehlen lassen? Das ist lächerlich.
    Allerdings muß er O’Rourke zugute halten, daß er ihn das nie spüren läßt. Er könnte ihn ja auch wie eine Art von Innendienst-Service-Mann behandeln, eine Art Sekretär. Aber das tut er nicht. Er bittet um Anweisungen, und nur, wenn der Abteilungsleiter eine gewisse Unschlüssigkeit an den Tag legt, schlägt er selber vor, was zu tun ist. Der Abteilungsleiter ist schlau genug, so oft als möglich eine gewisse Unschlüssigkeit an den Tag zu legen.
    O’Rourke hat seiner Aktentasche sechs Dossiers entnommen, die er nun den Herren hinschiebt. Eine Zeitlang hört man nur das Umblättern der Seiten und gelegentliche Ausrufe des Entsetzens seitens der Mitglieder des Krisenstabes. Als alle die Akten wieder geschlossen haben, lastet ein schweres Schweigen im Raum.
    «Mein Gott», sagt der Präsident.
    «Was kann ich für Sie tun, Armin?» kommt eine warme, sonore Stimme aus der Wand. Die Männer räuspern sich und rascheln auf ihren Sitzen herum, als wären sie über die Störung ungehalten.
    Auch der Präsident sieht angespannt aus, als er sagt: «Entschuldigen Sie, Gott, das war kein Anruf. Ist mir bloß so rausgerutscht. Sorry.»
    «Dieses verdammte Rausgerutsche geht mir auf den Geist. Ich möchte, daß ihr Jungs endlich mal lernt, eure Ausdrücke zu beherrschen!» Die sonore Stimme klingt sehr schlecht gelaunt.
    Der Präsident braust auf: «Hören Sie mal, Gott. Ich bin der Präsident von ihrem Scheißladen hier und hab auch noch was anderes zu tun, als dauernd aufzupassen, ob nicht vielleicht mal ihre kostbare Ruhe gestört wird. Das können Sie aber annehmen, und zwar bahnamtlich!»
    «Mach doch kein Theater, Ex», mischt sich Dino beschwichtigend ein. «Gott kann doch nichts dafür, daß er mit diesem Code sofort auf On-Line geschaltet wird.»
    «Dann sollten wir endlich was dafür tun, daß der Code geändert wird», sagt der Präsident ärgerlich, «das ist doch kein Zustand.»
    «Du weißt, daß das nicht geht, solang uns Gott nicht seinen Standort verrät. Wir kommen ja nicht an die Software ran.»
    «Den Teufel werd ich tun, euch Dilettanten an meine Eingeweide zu lassen», kreischt es aus der Wand.» Da müßt ich ja dumm sein wie Schifferscheiße.»
    Das Lachen, das diesem Ausruf folgt, klingt ganz eindeutig irre, und die Herren im Zimmer sehen sich mit Blicken an, als wollten sie sagen: Was können wir schon gegen den Knallkopf ausrichten.
    Aber der Krisenstab hat wichtigeres zu tun, als sich den Kopf über Gott zu zerbrechen.
    «Kommen wir zur Sache», sagt der CHIA -Abteilungsleiter, «Commander, was schlagen Sie vor?»
    Dean steht von seinem Platz auf,

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