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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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das Päckchen in der Styroporbox. Findet sie nicht witzig.
    «Das war nicht gegen dich», sagt Sig.
    Sie ignoriert ihn und strahlt den nächsten Kunden an.
    Er ißt den Hamburger draußen inmitten der wuseligen Kindertraube. Als er die leere Packung endlich im Papierkorb hat, zieht ihn Regina zu dem Stehcafé, das er schon kennt. Über dem Eingang steht Kolben Kaffee Akademie.
    «Hast du noch Hunger?»
    «Auf jeden Fall keinen Appetit mehr.»
    Im Café ist es ruhig. Jedenfalls ruhiger als draußen vor MacDonalds. Sig hat noch die Waldlichtung im Kopf und Reste der Wolke unter den Füßen. Er möchte Regina die Galerie zeigen. Es sind nur zwei Ecken. Hier drin stehen Aktentaschen aus mindestens Krokodilleder und die passenden Besitzer dazu.
    «Volljuristen», flüstert Sig.
    «Und Vollsekretärinnen», flüstert Regina zurück.
    «Voll-Kolben-Akademiker.»
    «Ich mag keine Stehcafés.»
    «Ich mag vor allem dieses nicht.»
    An der Galerie hängt diesmal kein Zettel. Die Ladenklingel krächzt, und Heidi kommt aus dem hinteren Raum.
    «Ah, Vorschuß. Wieso waren Sie gestern nicht da?»
    «Es reichte noch für eine Pizza», sagt Sig.
    Regina schaut sich die Ausstellung an. Heidi winkt ihn zu sich her und meint, er könne, wenn er wolle, auch heute schon einziehen. Sie holt ein Bündel Aktenordner und trägt es zu ihrem R4.
    «Fertig», sagt sie beim Hereinkommen. «Ihre Suite ist bereit, Sir.»
    Sig weiß nicht so recht, was er mit diesem burschikosen Herbergsmutterton anfangen soll. Ob er heute schon einziehen soll? Wenn ihm Andrea Bettwäsche leiht. Er führt Regina sein neues Zuhause vor.
    «Doch», sagt sie, «hübsch.»
    Heidi ruft aus dem vorderen Raum: «Ich laß Ihnen die Kaffeemaschine hier, wenn sie mir ab und zu einen Kaffee dafür spendieren.»
    «Abgemacht», ruft Sig zurück.
    «Ist das die Chefin?» flüstert Regina. Sie lehnt an der Tischkante und hat etwas Verschwörerisches.
    «Zum Teil», flüstert Sig zurück, «es sind vier, die sich die Galerie teilen.»
    «Ich mag sie nicht.»
    «Wieso?»
    «Weiß ich nicht mal. Einfach so.»
    Als spürte sie, daß von ihr die Rede ist, ruft Heidi herüber: «Übrigens wollen wir Ihre Werke ausstellen. Allerdings erst im Juni. Vorher geht’s nicht.»
    «Toll», ruft Sig.
    Regina küßt ihn und sagt in normaler Lautstärke: «Herzlichen Glückwunsch.»
    Heidi ruft, er könne schon nächste Woche mit dem Rahmen beginnen. Die nächsten beiden Künstler hätten eigene Rahmen. Wenn er wolle, könne sie ihm helfen.
    «Ich helf dir», flüstert Regina.
    Heidi gibt ihm den Galerieschlüssel und zweihundert Mark. Alles andere könne sie ihm ja am Montag erklären.
    Unschlüssig, wohin sie nun gehen sollen, schlendern sie durch die einsetzende Dämmerung.
    «Sollen wir zu Andrea gehen?» fragt Sig.
    «Aber nein. Der Tag gehört doch uns.»
    Sie landen an der Dreisam und gehen zum Uferweg hinunter. Dort setzen sie sich auf eine Bank.
    Das Flüßchen scheint ziemlich genau nach Westen zu fließen, denn eine glutrote Sonne sinkt eben in die Schneise, die das Wasser durch die Häuser schneidet.
    «Warum magst du Heidi nicht?» Sig schließt die Augen, um die Wärme der Abendsonne noch stärker auf der Haut zu spüren.
    «Sie schaut so konsequent an mir vorbei und redet so extra locker mit dir. Den Typ Frau kann ich auf den Tod nicht leiden.»
    «Hab ich gar nicht gemerkt. Ich meine, daß sie an dir vorbeisieht.»
    «Natürlich nicht. Dir würde das bei einem Mann auffallen, der mich umjubelt und dich ignoriert.»
    Sig tun die Waden weh. So viel ist er schon lang nicht mehr zu Fuß gegangen. Sie strecken beide die Beine von sich und blinzeln auf die Spiegelungen der Sonne im seichten Wasser.
    So sitzen sie da, bis die Sonne verschwunden ist. Es wird sofort merklich kühler. Regina sagt mit geschlossenen Augen: «Ich hab wieder Lust.»
    Sig hat gedöst, jetzt ist er hellwach. Er läßt die Augen geschlossen und spürt, wie in ihm die Spannung ansteigt.
    «Wo sollen wir hin?» Seine Stimme krächzt schon wieder.
    Sie legt eine Hand auf seinen Oberschenkel, was ihn vollends elektrisiert, und sagt: «Ich glaub, ich weiß was. Komm.»
    Es ist kurz nach halb acht. Auf der noch vorher so lebendigen Kaiser-Joseph-Straße sind sie jetzt fast allein. Nur ein paar Zielbewußte warten auf die Straßenbahn oder steuern eine der Nebenstraßen an. Noch vor einer Stunde hätten die Stadtplaner mit dieser Fußgängerzone angeben können. Jetzt bietet sich das Bild einer öden Schlucht, wie in

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