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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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nicht über Reginas unerfüllbaren Wunsch entsetzt, sondern über die Zurückweisung, die er ihr antat. Der Ton, in dem sie sagte «Warte draußen», war niedergeschlagen. So offen und verletzlich, wie sie in dem Unterkleid da stand … Das war eine Ohrfeige. Er hat sie geohrfeigt.
    Er weiß nicht, ob er hoffen soll, daß sie möglichst schnell herauskommt, um ihn von seiner Scham zu erlösen, oder daß sie sich Zeit läßt, damit er sich noch vorbereiten kann.
    Zehn Minuten später ist sie noch immer nicht gekommen. Er traut sich nicht in den Gang. Es könnten andere Frauen drin sein. Am Eingang ruft er nach ihr. Keine Antwort.
    Der Gang scheint noch immer leer zu sein, denn es kommen keine Geräusche von dort. Also traut er sich hinein und geht bis zur letzten Kabine. Der Vorhang ist offen.
    Als hätte er ein Ziel, geht er schnell zur Rolltreppe und flieht aus dem Kaufhaus. Sie muß einen Hinterausgang gefunden haben. Oder sie ist hinter ihm vorbeigeschlichen, als er bei den Mänteln stand. Eben bestand noch die Hoffnung, sie könnte herauskommen und mit einem Witz oder Achselzucken alles auflösen. Jetzt ist die Situation unausweichlich furchtbar. Regina ist weg, und er ist allein.
    Er spaltet den Strom der Passanten wie Moses das Rote Meer und merkt es nicht mal. In der Galerie angekommen, fühlt er sich flau im Magen. Sein ganzer Körper scheint verschwunden zu sein und nur ein einziger großer Phantomschmerz übrig. Wie ein Roboter fängt er an, die Bilder von der Wand zu nehmen und nebenan zu stapeln. Er läßt sogar eines fallen. Der Rahmen hält das gesprungene Glas weiterhin zusammen, und Sig stellt es einfach zu den anderen an die Wand.
    Irgendwann kommt Heidi. Sie ist diesmal nicht lila, sondern schwarz angezogen. Sie tragen die Kartons mit den Getränken für morgen abend nach hinten.
    Er versucht, ihren forschenden Blicken auszuweichen, und setzt Kaffee auf. Das wäre jetzt noch das allerletzte. Wenn sie auf mütterliche Freundin machen würde.
    Zum Glück kommt Hans, der Maler, kurz darauf und fängt an, mit kaum überspielter Vorfreude, seine Bilder zu hängen. Sig beschränkt sich darauf, in der Nähe zu sein und zustimmend zu nicken, wenn es die beiden von ihm erwarten.
    Es sieht so aus, als hege Heidi mehr als Sympathie für den Maler. Sie schlägt, wenn sie mit ihm spricht, einen etwas schrill-frivolen Ton an und sucht zufällige Berührungen, deren Anfahrtswege manchmal zu lang sind, um spontan zu sein.
    Vielleicht macht Sig ihr eine Freude, wenn er sich verzieht?
    Er fragt, ob man ihn in der nächsten Stunde brauche. An dem schnellen «Nein, nein» von Breinling-Beckenrath und der geheuchelten Strenge, mit der Heidi was von salopper Dienstauffassung nuschelt, merkt er, daß er recht hatte. Sie sind froh, wenn er geht.
    Er muß raus.
    Er muß Regina suchen. In der Galerie wäre die Chance, sie zu treffen, zwar sicher am größten, aber er weiß, daß sie nicht kommen wird. Außerdem schnüren ihm die beiden hoffnungsvollen Turteltauben da drin die Luft ab.
    Kommt sie überhaupt nicht mehr? Hat er es kaputtgemacht? Kaputtgemacht: Der Klang dieses Gedankens kommt ihm bekannt vor.
    Wieder scheinen sich die Menschen vor seinem Weg zu teilen. Er geht wie durch eine Schneise. Er paßt nicht auf, geht einfach so dahin, ohne irgendwen zu stoßen. Jetzt weiß er’s! Der Traum in der ersten Nacht im Hotel. Der Traum, bei dem er sich nicht sicher war, wo die Wirklichkeit aufhörte und der Traum anfing. Da stand sie in diesem blauen Kleid und sagte: «Du hast es kaputtgemacht.»
    Gleich werd ich wieder unsichtbar, denkt er. Wenn sie mich verläßt, dann bin ich wieder draußen aus der Welt. Dann hab ich wieder nichts mehr hier verloren.
    Er geht schnell, biegt manchmal brüsk um eine Ecke, als brauche er die bloße Bewegung, weiter nichts. Er glaubt, einen Weg zur Dreisam zu erkennen, und schlägt ihn ein. Tatsächlich liegt das Flüßchen bald unter ihm, und er geht den Uferweg entlang.
    Bis zu ihrem Haus braucht er eine halbe Stunde, aber er merkt nichts von der Zeit. Nur einmal schaut er flüchtig zu ihren Fenstern hoch und hofft, daß sie ihn nicht sieht. Nach einer Runde um den Block geht er wieder zum Ufer hinunter und zurück in die Stadt. Hoffentlich hat sie ihn nicht gesehen.
    Vor ihrem Fenster zu stehen wie ein waidwunder südländischer serenadensingender Platzhirsch, wäre das letzte.
    In der Galerie ist niemand mehr. Zum Glück hat er den Schlüssel einstecken. In der Tür hängt das neue

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