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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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Copy-Shop in der Eschholzstraße. Dort kopiert sie fünfzig Seiten ab der Stelle, an der das Lesezeichen liegt, und packt sie in einen DIN C4-Umschlag.
    Sie fährt mit dem Rad in die Stadt und lauert an der Ecke neben der Galerie, ob Sig zu sehen ist. Es scheint nichts los zu sein.
    Sie schreibt seinen Namen auf den Umschlag und schiebt ihn, als sie sicher ist, daß niemand sie von drinnen sieht, durch den Briefschlitz in der Tür. Dann fährt sie weiter nach Herdern, um ihr neues Zimmer mit dem Zollstock auszumessen. Vor allem die Fenster. Sie will wissen, ob sie neue Vorhänge nähen muß.
    Dieser Yogi wird ihr garantiert wieder einen seiner Negerküsse andrehen wollen. Sie wird keinen annehmen. Er ruft von oben, die Tür sei auf, und sie geht hoch. Wie beim letztenmal steht er mit dieser Johannes-Heesters-Attitüde des generösen Gastgebers in der Tür. Allerdings hat er keinen Mohrenkopf in der Hand.
    «Sind alle», sagt er, ihren Blick richtig deutend. «Komm rein.»
    «Kann ich ein bißchen ausmessen?»
    «Ja. Ist niemand da außer mir.»
    Bis sechzehn Uhr hat Sig frei. Dann soll er Heidi helfen, die Getränke zu richten. Er weiß noch nicht recht, wie er sein Zimmer so aufräumen soll, daß die Gäste sich dort auch aufhalten können. Die Kleider sind kein Problem, aber die Bilder? Ölfarbe macht Flecken. Wenn er sie einfach so hoch hängt, daß niemand drankommen kann?
    Seit er aufgestanden ist, geht ihm der Gedanke durch den Kopf, nach Günterstal zu fahren und diesen Hochsitz zu suchen. Er kämpft mit sich. Einerseits würde er sich Regina dort ungestört nahe fühlen können, andererseits wäre das ziemlich schulbubenhaft, und womöglich fände er die Lichtung nicht mal.
    In einem ebenso kurzen wie glorienarmen Intermezzo als Pfadfinder hatte er als Kind seine Gruppe derart im Kreis herumgeführt, daß sie drei Stunden zu spät am Treffpunkt ankamen. Die Vorwürfe und Sticheleien hatten gereicht, um ihn der Pfadfinderei schnell wieder abschwören zu lassen.
    Er geht Andrea besuchen.
    Schon an der Tür sagt ihm sein verletzter und schon wieder etwas hungriger Sinn fürs Gebrauchtwerden, daß er willkommen ist. Er lädt sie zur Ausstellung ein.
    «Ich komm sowieso», sagt sie. «Curd ist doch Mitinhaber. Der reißt mir den Kopf ab, wenn ich nicht da bin.»
    «Das freut mich», sagt Sig.
    Sie hört an seiner Stimme, daß es ihm damit ernst ist. Ihr Sinn fürs Gebrauchtwerden ist immer angeschaltet. Und wenn ihr Mann und die Kinder aus dem Haus sind, erst recht. «Was ist los?»
    Sig erzählt, soviel er sich zu erzählen traut. Sein Kummer und die leise Panik, Regina vielleicht schon wieder verloren zu haben, drängen ihn, sich zu offenbaren. Alles Körperliche läßt er weg, um Andrea nicht zu verletzen und weil das sowieso niemanden etwas angeht. Allerdings kann er so ihr plötzliches Verschwinden nicht erklären. Er unterbricht sich selber und sagt: «Ich brauch keinen Rat, ich brauch Trost.»
    «Und Kaffee», sagt Andrea.
    Die Rolle der mütterlichen Freundin kann sie gut. Das ist ihre Glanznummer. Daß sie schon längst keine Lust mehr auf diese Glanznummer hat, steht auf einem anderen Blatt. Und interessiert niemanden. Aber irgendwas Streichelndes hat dieses Verzichtsgefühl auch. Irgendwas muß dran sein, daß sie sich immer wieder darauf einläßt.
    In Sigs Kummer wäre sie lieber an dem Platz, den diese Regina hat. Das Komplizenhafte bietet keine Überraschungen mehr. Aber Sig verlangt es, und sie gibt es. Dafür bin ich gut genug, denkt sie. Aber wie viele Geliebte geben sich ein Leben lang mit dem Part der verständnisvollen Kameradin zufrieden, anstatt auf Leidenschaft zu bestehen. Lieber so als gar nicht.
    Nach einer Stunde, als Sig geht, ist ihm wohler, und ihr geht’s schlechter. So ist es immer. Es geht ums Abladen. Man schmeißt seinen Kummer auf jemand anderen drauf, und der schleppt ihn dann weiter zum nächsten.
    «Bis nachher», ruft er von der Treppe.
    Er hat noch Zeit und läßt sich von allem, was links und rechts am Weg erscheint, ablenken. Er schaut Teppiche an und Möbel, betrachtet Blumensträuße und blättert in antiquarischen Büchern. Vor einem Schreibwarenladen steht ein Ständer mit Kunstpostkarten. Vielleicht findet er hier das Dali-Bild. Wenn er schon nicht auf dem Hochsitz meditiert, dann kann er wenigstens die Vergleichsgröße in der Brusttasche tragen. Da fällt ihm ein Bild in die Hand, das ihm bekannt vorkommt. Aber woher? Er dreht es eine Weile in der Hand.
    Die

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