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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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Plakat, und drinnen hängen alle neuen Bilder.
    Regina hat am Fenster gestanden, denn sie hoffte und fürchtete gleichzeitig, daß er käme. Sie hoffte und fürchtete auch, daß er ihr Verbot überträte und klingeln würde.
    Jetzt ist sie froh und enttäuscht zugleich.
    Ich sollte ihm das nicht antun, denkt sie immer wieder, er hat sich doch nur gefürchtet. Aber sie sieht sich da stehen, die Hand noch nach ihm ausgestreckt, und sieht, wie er flieht. Er flieht vor ihr! In Panik. Das Bild tut weh, obwohl sie ihm nicht übelnimmt. Sie gibt sich selbst die Schuld. Zu hohes Risiko eingegangen. Ihr Kopf nimmt nicht übel, ihr Kopf kann verstehen, aber etwas anderes ist verletzt und weiß nicht, wie dieses Bild zu entschärfen sei.
    Einfach abwarten, denkt sie. Er kann nichts dafür.
    Sie fand sich selbst gemein, als sie hinter ihm vorbeischlich. Er stand so verlassen und unglücklich, wie sie sich selber fühlte. So schmal war er mit seinen heruntergefallenen Armen, daß sie ihn lieber beschützt und getröstet hätte, als ihm durch ihre Flucht einen weiteren Schrecken einzujagen. Nur wußte sie genau, sie würde ihm nicht in die Augen sehen können. Nicht, nachdem sie so vor ihm gestanden hat. Allein mit ihrer Lust im Unterrock.

D aß das Geldbündel aus dem Straßburger Schließfach nicht kleiner werden will, liegt nicht daran, daß Voula so billige Sachen kauft. Es liegt an der Größe der Scheine. Sie hat schon drei Blusen, eine Hose, zwei Röcke und ein paar Pumps gekauft und zupft erst den dritten Schein vom Packen. Gerade hat sie sich in ein Stonewashed-Jeanskostüm geworfen und geht jetzt zum feinsten Geschäft, das sie kennt, um ihren Bedarf an exquisiter Unterwäsche, Strümpfen, Schmuck und Schuhen vollends zu decken.
    Später, schwer bepackt, nimmt sie dennoch kein Taxi zum Hotel, denn diesem Scharmer will sie nicht schon wieder schöne Augen machen müssen. Dazu ist es später noch früh genug.
    Gestern abend hat sie sich die Akten mit den Zielpersonen noch mal genau angesehen. Ein Glück, daß Bilgenreuther nicht da war. Unter «Einzelheiten» stand da nämlich: unangepaßt / unzufrieden / partisanenhafie gegnerschaft zu rahmenbedingungen der eigenen existenz / leiter einer art fortschrittsfeindlicher guerilla (harmlos) mit der bezeichnung zorro inc. / befürwortet gewalt gegen sachen / radikal.
    Und bei dem wollte sie sich als Versicherungsvertreterin einführen. Sie hatte sogar vorgehabt, ein Empfehlungsschreiben vom Haus- und Grundstücksbesitzerverein vorzulegen. Das wäre eine peinliche Schlappe geworden. Der hätte sie hochkant rausgeschmissen.
    Ob sie einfach nach einem Zimmer fragt? Schließlich lebt er vom Vermieten. Aber nein, das geht auch nicht. Der andere, der ihr gestern abend erklärt hat, daß Bilgenreuther nicht da sei, kennt sie ja schon. Da kann sie nicht mehr auf zufällig machen.
    Vielleicht sollte ich den einfach sausen lassen und einen andern von der Liste nehmen, denkt sie, aber dazu hat sie keine rechte Lust. Dieser Bilgenreuther ist ihr sympathisch. Als Guerillakollege.
    Nachdem sie die ganzen Einkäufe auf ihr Zimmer gebracht hat, setzt sie sich ins Restaurant und bestellt einen Kaffee und eine Zeitung. Erst mal Bilgenreuther ruhen lassen. Vielleicht kommt ihr ja noch eine Idee. Scharmer ist vorläufig abgehakt, den hat sie an der Angel. Sie braucht nur zu entscheiden, was sie mit ihm anfangen will. Ein Techtelmechtel muß es wohl sein. Das ist der Nachteil an dieser Aufgabe. Aber mit möglichst wenig Körperkontakt. Auf jeden Fall frißt ihr Scharmer aus der Hand und wird erzählen, was immer sie von ihm wissen will. Zum Beispiel, ob er kürzlich eine Meinungsumfrage oder einen Test mitgemacht hat.
    Also der dritte. Johannes Merckh, der Ire.
    Beim Durchblättern der Zeitung hat sie plötzlich einen Geistesblitz. Reisebüros! Aber nein, Quatsch, wieso sollte er gerade jetzt verreisen. Völliger Blödsinn. Aber irische Musik? Da geht er doch sicher hin. Nach dem Foto in der Akte erkennt sie ihn auf jeden Fall und kann sich an ihn ranpirschen.
    Aufmerksam liest sie die Konzert-Spalte im Veranstaltungskalender. Nichts. Aber da, nebenan bei den Ausstellungen, steht das Wort «irisch». Ihr Herz macht einen Hupf vor Freude.
    Griechische und irische Landschaften von Hans Breinling-Beckenrath steht da. Zwanzig Uhr dreißig, heute abend. Wunderbar. Das könnte eine Chance sein.
    Am liebsten würde Engel O’Rourke die Nummer des langbeinigen Wundergirls von gestern abend anrufen, aber er

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