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Einsame Herzen

Einsame Herzen

Titel: Einsame Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desiree Cavegn
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nicht kann, bist du. Jetzt sag mir nochmals, dass ich nicht Grund genug hatte, dich fortzuschicken!"
"Sie hätten mich vor dem Schnee warnen sollen! Vor dem..."
Darko unterbrach sie mit einem rauen Lachen. "Vor dem Schnee? Der Schnee ist in dieser Wildnis noch dein kleinstes Problem, Mäuschen. Weisst du eigentlich, in was für einer Situation du dich befindest?"
Diese Frage brachte Danielle zum Schweigen. Es war ihr nur zu bewusst, in was für ein Elend sie sich geritten hatte.
"Was willst du jetzt tun? Was? Was hast du vor?"
Fordernd gruben sich seine Augen in ihre.
"Ich weiss es nicht", flüsterte Danielle resigniert. Eine einzelne Träne löste sich aus ihren wässerigen Augen und kullerte über ihre Wange.
Darko fluchte leise.
"Was kann ich schon tun?", flüsterte sie hoffnungslos. "Es gibt keinen Kontakt zur Aussenwelt...." Sie brach verzweifelt ab. Aus grossen, tränennassen Augen blickte sie hilfesuchend zu Darko auf.
Wieder fluchte er, diesmal ausgiebig. Er stiess einen lauten, hemmungslosen Schwall Schimpfwörter aus.
Dann liess er sie abrupt los. Er trat zur Anrichte, öffnete eine der Schubladen und entnahm ihr ein scharfes Messer. Mit schnellen, geschickten Bewegungen begann er, das Reh zu enthäuten.
Danielle stiess ein entsetztes Wimmern aus. Sie wollte den Blick abwenden, doch es gelang ihr nicht. Darko und das tote Reh zogen ihre Augen wie magnetisch an. Als Darko dem Tier seine Eingeweide entnahm, presste Danielle eine Hand an ihre zitternden Lippen. Wider Willen löste sich ein Schluchzen aus ihrer Kehle beim Gedanken daran, dass dieses schöne Tier sein Leben für sie und ihre Unbedachtheit hatte opfern müssen.
"Oh, bitte", knurrte Darko. "Erspar mir das, ja?"
Danielle musste sich zwingen, eine Woge der Traurigkeit und des Entsetzens zu unterdrücken. Als Darko sich nach endlos scheinenden Minuten endlich die Hände wusch, atmete sie vor Erleichterung laut auf. Endlich war es vorbei!
Nachdem Darko sich die Hände getrocknet hatte, polterte er zu ihr und packte ihre Schultern.
"Du kannst dich und die Mädchen nicht allein versorgen. So viel ist dir wohl klar, oder?"
Danielle nickte nur.
Sie wollte fort, fort von dieser Kälte, von diesem Schnee, fort von diesem Ort, wo es keine Nahrung für sie gab, keine Zukunft, fort von diesem Ort, wo sie sich nackt und schutzlos vorkam.
"Dir bleibt nur eines übrig", hörte sie Darkos scharfe Stimme. "Du musst einen der Männer um Hilfe bitten. Allein schaffst du es nicht. Du brauchst jemanden, der jagen geht, der seine Vorräte mit dir teilt, der sich bis im März um dich und die Mädchen kümmert."
Danielle wusste, dass Darko Recht hatte. Sie selbst war ja kurz davor gestanden, Darko um seine Unterstützung zu bitten. Sie hatte es dann jedoch doch nicht über sich gebracht, Darko ihre hoffnungslose Situation in aller Offenheit zu schildern und hatte sich nur zu der Bitte durchringen können, er möge etwas Wild für sie erlegen. Darko musste angenommen haben, sie selbst jage nicht gerne. Er hatte nicht ahnen können, dass in ihrer Vorratskammer gähnende Leere herrschte.
Doch spätestens jetzt machte es keinen Sinn mehr, Darko etwas vorzuspielen.
"Ja, ich weiss", gestand Danielle leise ein.
Darkos Augen brannten sich hart in ihre. "Natürlich wird das niemand umsonst machen", knurrte er zornig.
Danielle nickte nur. Sie besass nicht viel Geld. Ihr Einkommen beschränkte sich momentan auf die monatlichen Überweisungen von Roger, mit denen sie für den Unterhalt der Kinder sorgen konnte. Es war nicht viel Geld, aber genug. Rogers Zahlungen vermittelten ihr stets eine gewisse Genugtuung. Sollte er ruhig zahlen, bis sie auf eigenen Beinen stehen würde. Sie hatte lange genug sein Accessoire gespielt, eines, das nie ausser Mode kam. Doch damit war jetzt Schluss.
Wie viel Darko auch verlangen mochte, um sie und die Kinder durch den Winter zu füttern, sie würde Roger die Summe schon abknöpfen. Vorausgesetzt natürlich, Darko wäre überhaupt willens, die Kinder und sie zu versorgen.
Danielle versuchte, ihr Herz zu beruhigen, das angesichts der Tatsache, jenen Mann um Hilfe bitten zu müssen, der nie etwas anderes als ihre sofortige Abreise vom Feuerberg verlangt hatte, wie wild in ihrer Brust klopfte.
Danielle dachte an Emma und Louise und holte tief Luft.
"Würdest du es tun?", erkundigte sie sich zaghaft.
Lange, schweigende Sekunden verstrichen, zogen sich zäh dahin.
Als Darko nicht antwortete, begann Danielles Herz zu rasen, ihre Handflächen wurden feucht

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