Einsame Herzen
und sie spürte, wie ihre schwindlig wurde. Er konnte, er durfte nicht ablehnen! Sie wollte ihr Schicksal nicht in die Hände der Zwillinge legen. Eher würde sie verhungern, als dass sie sich von diesen beiden übelriechenden Typen abhängig machen würde.
Der alte Einsiedler am Hang über ihr, der sie bis anhin nur mit unverhohlener Abneigung angestarrt hatte, würde wohl nicht eine einzige Kartoffel für sie und die Kinder übrig haben. Ausserdem fürchtete sich Danielle vor dem knurrigen Alten.
Sie spürte, dass sie sich in ihrer ausweglosen Situation nur auf Darko Coda verlassen konnte.
Darko war ungehobelt und anstandslos und gab sich erst gar keine Mühe, zu gefallen. Ausserdem reichte nur schon die Gegenwart seiner grossen, kräftigen Statur, um Danielle einzuschüchtern. Im Vergleich zu Darko war Roger schmal wie eine Bohnenstange. Männer wie Darko, die dreimal so viel Muskelmasse besassen wie sie selbst, war Danielle definitiv nicht gewohnt. Doch sie spürte instinktiv, dass Darko seiner einschüchternden Erscheinung zum Trotz von allen Kandidaten auf dem Feuerberg der Einzige war, dem sie das Leben ihrer Töchter anvertrauen konnte.
Auch wenn Darkos Statur bedrohlich wirkte und seine eisblauen Augen Seen zum Gefrieren bringen konnten, so glaubte Danielle doch zu wissen, dass tief unter Darkos harter Schale ein weicher Kern steckte. Das zumindest war ihre Hoffnung, an die sie sich klammerte wie an einen Rettungsring.
"Gut", riss Darko sie mit einem Knurren aus ihren Gedanken. "Ich werde es tun. Ich werde mich deiner und der Mädchen annehmen."
Danielle erzitterte am ganzen Körper vor Erleichterung. Gerettet! Er hatte eingewilligt, sie durch den Winter zu bringen! Danielle spürte tief in ihrem Herzen, dass Darko sein Wort halten würde, dass er sein Versprechen wahr machen und die Kinder und sie nicht im Stich lassen würde. Tränen der Erleichterung glitzerten in ihren Augen. Durch einen Tränenschleier hindurch blinzelte Danielle Darko dankbar an.
Er schüttelte den Kopf. "Ich tu es aber nicht umsonst", stellte er klar.
Danielle nickte heftig. Das würde sie auch nicht von ihm erwarten.
"Jetzt komme ich hier ja nicht weg... Aber im März... Ich meine, sobald wir den Feuerberg wieder verlassen können, werde ich dich bezahlen. Die Summe... Was auch immer du willst."
"Nein", wehrte Darko entschieden ab.
"Was?", rief Danielle erschrocken aus. Er hatte es sich doch nicht etwa anders überlegt? Er durfte seine Meinung nicht ändern, das durfte er nicht!
"Ich kümmere mich um euch", beruhigte er sie, "aber nicht für Geld."
Danielle erstarrte. Dann blickte sie sich suchend um, als könnte sie so herausfinden, was Darko im Gegenzug verlangte.
"Ich versteh nicht", flüsterte Danielle, "was willst du dann im Gegenzug?"
Ausser Geld konnte sie ihm nichts bieten. Ausser natürlich, er hätte es auf ihr Haus abgesehen. In diesem Fall würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als in den Tauschhandel einzuwilligen. Beim Gedanken daran, ihr Haus auf dem Feuerberg an Darko abtreten zu müssen, durzuckte sie ein stechender Schmerz. Sie hatte als Kind regelmässig die Sommerferien auf dem Feuerberg verbracht, hatte hier oben viele glückliche Tage durchlebt. Auch wenn die Situation im Moment nicht ganz so rosig aussah, würde eines Tages, nachdem der Winter erst einmal überstanden war, bestimmt wieder die Zeit kommen, in der sie sich auf den Feuerberg zurücksehnen würde. Danielle hoffte inständig, dass Darko nicht auf ihr Haus aus war.
Darkos Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. Er fixierte Danielle eindringlich. "Was ich will?", wiederholte er spöttisch ihre Frage, nur um sie dann gleich selbst zu beantworten.
"Dich, Mäuschen", sagte er gedehnt. "Ich will dich."
Kapitel 3
Danielle konnte den Blick nicht von Darko nehmen. Sie starrte ihn so ungläubig an, als hätte er ihr eben eröffnet, er wünsche sich als Gegenleistung sein ganz persönliches Opernhaus. Benommen schüttelte sie den Kopf. "Aber... das ist unmöglich!"
Darko legte den Kopf schräg. Seine Augen blitzten belustig. "Unmöglich? Wie meinst du das, Mäuschen? Meiner Meinung nach ist es sehr wohl möglich!"
Danielle errötete tief. Sie schüttelte heftig den Kopf. "Es ist unmöglich, weil ich das nicht mache. Ich mache das nicht!"
"Nein?", hackte Darko nach.
Sie schüttelte entschieden den Kopf.
Darko beugte sich zu ihr hinunter, legte die Lippen an ihr Ohr. "Nicht einmal für deine Kinder?", flüsterte er in ihr Ohr.
Danielle rang entsetzt nach
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