Einsame Herzen
sich schweratmend vor Danielle auf.
"Wo sind deine Vorräte?"
Danielle zuckte zusammen beim Klang seiner messerscharfen Stimme. Sie sagte nichts, sah nur unsicher zu ihm auf.
Er packte ihre Schulter. "Wo, Danielle?"
Es war das erste Mal, dass er sie bei ihrem Vornamen nannte. Sein heisser, erregter Blick lag fordernd auf ihr und in seinen Augen tanzte ein gefährliches Glitzern. Er war mehr als aufgebracht.
Alles, was Danielle zustande brachte, war ein stummes Kopfschütteln. Sie brauchte Darko die Vorratskammer am Ende des Korridors gar nicht erst zu zeigen. Sie war sowieso leer. Plötzlich spürte Danielle zu ihrem Schrecken, wie ihre Lippen zu beben begannen und ihr Tränen in die Augen stiegen.
"Verdammt", bellte Darko. "Das darf doch wohl nicht wahr sein, oder?"
Er raufte sich das dichte schwarze Haar und murmelte etwas Unverständliches, ehe er den Blick wieder auf Danielle senkte. Das Funkeln seiner eisblauen Augen war nun so bedrohlich, dass Danielle instinktiv vor ihm zurückwich. Mit jedem Schritt, den sie rückwärts trat, trat Darko einen Schritt vor, bis Danielle gegen die Küchenwand prallte. Sie keuchte erschrocken auf. Darko stellte sich vor sie, stützte sich mit den Händen rechts und links von ihrem Kopf ab und senkte sein Gesicht dicht an ihres.
Danielle konnte Darkos Ärger nun fast körperlich spüren. Es war, als ob sein Körper wütende Strahlen aussandte. Sie blinzelte furchtvoll.
"Wie hast du dir das vorgestellt? Wie hast du dir das verdammt nochmal vorgestellt?"
Danielle schwieg betreten.
"Es gibt nichts Essbares mehr in dieser Hütte. Was hast du dir eigentlich gedacht, hm? Wolltest du Tag für Tag zu mir rennen und mich bitten, für dich Wild zu erlegen?"
"Bitte, schreien Sie mich nicht so an", flüsterte Danielle.
"Dann antworte mir! Wie hast du dir das vorgestellt?"
"Ich weiss nicht", flüsterte sie heiser. "Ich wollte...." Hilflos brach sie ab.
"Wie willst du dich und die Kinder durch den Winter bringen, hm?"
Langsam hob Danielle den Kopf, den Blick starr auf einen Punkt hinter Darkos Schultern gerichtet. "Ich weiss nicht", flüsterte sie tonlos.
Als Darko ihre Handgelenke packte, schrie sie erschrocken auf.
"Hab ich dich nicht gewarnt? Hab ich dir nicht gesagt, dass du abhauen sollst?"
Er drückte ihre Handgelenke gegen ihren Busen, stellte sich breitbeinig vor sie und schloss ihre Beine zwischen den seinen ein.
"Wie deutlich muss man bei dir eigentlich werden?"
Danielle wich Darkos Blick aus, senkte die Augen, starrte auf Darkos Finger, die ihre Handgelenke umklammert hielten. Sie musterte die braungebrannten, kräftigen Hände, die mindestens doppelt so gross waren wie die ihren. Unwillkürlich wünschte sie, Darko würde ihre Hände nicht aus Wut umklammern, sondern sie in einem Ausdruck der Zuversicht beruhigend umschliessen. Wider besseres Wissen fragte sich Danielle, wie sich eine schützende Berührung dieser starken Hände wohl anfühlen würde. Mit ihrer ungewissen Zukunft konfrontiert, wünschte sich Danielle nichts sehnlicher, als einen Moment des Schutzes und der Geborgenheit zu erfahren, selbst wenn sie sich dabei an einen Mann wie Darko Coda anlehnen müsste. Doch Darko schien nicht willig, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Als Danielle aus den Augenwinkeln zu ihm spähte, machte ihr sein unerbittlicher Blick deutlich, dass er eine Erklärung erwartete.
"Ich dachte nicht... Ich habe nicht mit dem Schnee gerechnet", hauchte Danielle zitternd. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass uns der erste Schneefall gleich von der Aussenwelt abscheiden würde. Noch Ende Oktober schien die Sonne so warm und verlockend. Und dann, von einem Tag auf den andern... dieser schreckliche Schnee..."
Die letzten drei Worte sprach sie rau und heiser.
"Du dummes Ding", knurrte Darko so kalt und erbarmungslos, dass sich Danielles Herz schmerzlich zusammenzog. "Ich habe dich doch gewarnt. Aber du wusstest es ja besser, nicht?"
"Nein, Sie haben mich nicht gewarnt! Alles was Sie taten, war meine Abreise zu fordern! Sie wollten mich nicht hier haben nur... nur weil ich eine Frau bin!"
"Ist das nicht Grund genug?"
"Das ist überhaupt kein Grund!"
Danielles Busen hob und senkte sich schwer vor Entrüstung. Einen Moment lang war Darko abgelenkt, seine Aufmerksamkeit gefangen von den sanften Bewegungen der weiblichen Rundungen. Dann räusperte er sich und als er weitersprach, klang seine Stimme so hart wie zuvor.
"Alle Männer, die hier oben wohnen, können für sich selbst sorgen. Die Einzige, die das
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