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Einsame Herzen

Einsame Herzen

Titel: Einsame Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desiree Cavegn
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sondern konfrontierte sie nur mit Tatsachen. Danielle spürte leise Missgunst in sich aufsteigen, doch in Anbetracht des Feiertages zwang sie sich, diese im Keim zu ersticken. So nickte sie nur knapp und hastete aus dem Wohnzimmer, um die Mädchen zu rufen und ein weiteres Gedeck aufzutragen.
Kaum sassen sie alle am Tisch, tauchte auch Bär auf. Er klopfte an die Tür, polterte behäbig ins Wohnzimmer und setzte sich ohne ein Wort des Grusses auf den einzigen freien Stuhl am Tisch. Einzig Darko wurde von Bär mit einem knappen Kopfnicken bedacht, das wohl als Gruss galt.
Nach Bärs stummem Auftritt, den sogar ihre Töchter als unhöflich erkannten, begann das Abendessen in angespanntem Schweigen. Als Danielle ihre Suppe löffelte, fürchtete sie schon, ihre Idee, Weihnachten mit Darko zu verbringen, würde in einem Desaster enden. Louise jedoch rettete den Abend. Bald erzählte sie der ganzen Tafel von den Plätzchen, die sie heute gebacken hatte. Danielle war erstaunt darüber, wie eine so simple Tätigkeit wie das Backen von Weihnachtskeksen so viel Erzählstoff hergeben konnte. Louise Geplapper löste die Angespanntheit am Tisch. Danielle und Emma brachten sich in das Gespräch ein und Darko, sonst eher wortkarg, wusste erstaunlich viel beizusteuern.
Bär schwieg beharrlich, doch von ihm schien auch niemand etwas Anderes zu erwarten. Das rege Gespräch, das Louise in Gang gebracht hatte, erstreckte sich über das Risotto bis hin zu den Plätzchen. Danielle und Darko sprachen sich nie direkt an, sondern unterhielten sich stets nur mit Emma oder Louise, was ausser Danielle und Darko niemandem aufzufallen schien.
Nach dem Essen wurden Geschenke ausgetauscht, die unter den gegebenen Umständen mit bescheidenen Mitteln erschaffen worden waren. Danielle hatte den Kindern aus Stoff von zwei ihrer alten Blusen je ein neues T-Shirts genäht. Die Kinder schenkten ihr selbstgebastelte Ohrringe, wie sie erwartet hatte. Bär hievte plötzlich einen Sack Orangen auf den Tisch. Er sagte kein Wort dazu, doch es war offensichtlich, dass die Früchte für Danielle und die Kinder bestimmt waren. Danielle hatte zwar keine Ahnung, woher Bär um diese Jahreszeit, abgeschnitten von der Aussenwelt, die Früchte her hatte, doch sie freute sich darüber wie ein kleines Kind. Ausser den Äpfeln, die sie von Darko erhalten und im Keller gelagert hatten, hatten sie seit einem Monat keine frischen Früchte mehr gegessen.
Auf ihren Dank reagierte Bär nicht, doch alles andere hätte Danielle auch überrascht.
Darko überraschte alle, als er jedem von ihnen eine selbstgeschnitzte Holzfigur schenkte. Die Mädchen erhielten je einen Bären, Danielle eine Maus und Bär einen Wolf.
Hitze stieg Danielle ins Gesicht, als sie ihr Geschenk aus einem Stück alter Zeitung ausgewickelt hatte und die Holzmaus erkannte. Sie beschloss, sich nicht allzu grosse Gedanken über Darkos Tierwahl für sie zu machen.
Sie bedankte sich bei Darko, die ersten Worte, die sie an ihn richtete, seit sie ihn begrüsst hatte. Er sah ihr in die Augen und akzeptierte ihren Dank mit einem Kopfnicken. Als sie die Holzmaus musterte, nahm er den Blick nicht von ihr.
Danielle, die seinen eindringlichen Blick auf sich spürte, wandte sich rasch an die Kinder. Sie wies Emma und Louise an, die Weihnachtsgeschichte zu holen, die sie an diesem Abend zusammen lesen wollten. Die Mädchen erhoben sich und rannten beschwingt in den ersten Stock. Bär erhob sich ebenfalls. Danielle dachte, er würde auf die Toilette gehen und zuckte überrascht zusammen, als die Haustür ins Schloss fiel. Verwundert blickte sie zu Darko. Er zuckte nur die Schultern. "Das ist Bär. Er meint es nicht böse."
Danielle nickte zögernd.
Jetzt, wo sie mit Darko allein war, schien die Atmosphäre plötzlich wieder angespannt. Ihre Hand schloss sich um ihre Holzmaus. Nervös spielte sie mit ihrem Geschenk und wartete mit klopfendem Herzen auf die Rückkehr der Kinder.
Emma und Louise liessen sich Zeit. Im Wohnzimmer verstrichen schwere Sekunden des Schweigens. Wo blieben bloss die Kinder? Was trieben sie so lange?
Es war doch nicht so schwierig, das Buch mit der Weihnachtsgeschichte zu finden. Sie hatten es doch erst noch heute Morgen...
"Das Essen war gut."
Danielle zuckte bei Darkos einfachen, aber lobenden Worten zusammen. Seine Anerkennung trieb ihr die Röte ins Gesicht. "Danke", murmelte sie, ohne ihn anzusehen.
"Es tut mir Leid, dass ich... Ich habe kein Geschenk für dich", murmelte sie verlegen, den Blick

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