Einsame Herzen
rabenschwarze Dunkelheit umfingen sie. Es war unmöglich, etwas zu erkennen. Wieder erklang das Heulen, schien bei offenem Fenster viel näher zu sein als zuvor. Danielle warf hastig das Fenster zu. Ängstlich drehte sie sich zu Darko um.
"Was war das?", wiederholte sich furchtvoll.
Er trocknete sich die Hände. Dann sah er auf und zuckte die Schultern. "Wölfe."
"Wölfe?" Entsetzt blickte Danielle ihn an.
"Ja, Wölfe", bestätigte er ruhig.
Die Wölfe heulten auf, als wollten sie Darkos Worte bestätigen. Sie stiessen langgezogene Laute aus, klagend und bedrohlich zugleich. Danielle erblasste. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie Wölfe hörte. Sie spürte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief.
"Werden sie... Kommen sie... Ich meine, sind wir hier sicher?", flüsterte sie leise.
Darko nickte nur. "Mach dir keine Sorgen."
"Sie kommen nicht... zum Haus?"
Darko schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, bestimmt nicht."
Das Heulen der Wölfe verstummte. Danielle wollte schon erleichtert aufatmen, als die Tiere mit ihren Klagelauten fortfuhren. Es schien, als ob immer mehr Tiere in das Heulen einstimmten. Ihr Klagen schwoll an, wurde immer lauter.
Danielle starrte Darko an, blass und furchtvoll, die Augen weit geöffnet.
"Darko", flüsterte sie eingeschüchtert.
Sie wusste nicht, was zuerst geschah. Ob sie sich zuerst an Darkos Brust warf und seine Arme sie dann umfingen oder umgekehrt. Plötzlich aber lag sie an seiner breiten Brust, die Hände ängstlich in sein Hemd gekrallt, den Kopf an seiner Schulter vergraben. Darkos kräftige Arme hielten sie schützend umschlungen und drückten sie fest an sich. Danielle erzitterte, als sich das Wehklagen der Wölfe zu einem Crescendo steigerte.
"Schon gut", murmelte er sanft. "Sie werden euch nichts tun."
Doch ihr unaufhörliches Klagen beunruhigte Danielle. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie nichts zu befürchten hätte, doch ihr Herz wollte ihr nicht richtig glauben. Sie warf die Arme um Darkos Hals und presste sich schutzsuchend an ihn.
"Wovor hast du Angst, Mäuschen?", flüsterte er.
"Das Heulen... es klingt so verloren, so traurig", wisperte Danielle. Sie lauschte den Klagelauten, die ihr durch Mark und Bein gingen. Sie konnte es sich nicht erklären, doch plötzlich spürte sie heisse Tränen auf ihren Wangen. Die Tränen rannen ihr über die Wangen und sickerten in Darkos Hemd.
"Du weinst doch nicht etwa? Das sind nur Wölfe, die den Mond anheulen. Sie stellen keine Gefahr dar für dich und die Kinder, Danielle. Sie tun nur, was Wölfe tun."
Danielles Gefühle überrumpelten sie. Sie konnte sie nicht mehr länger unter Kontrolle halten und begann, leise zu schluchzen. "Ich weiss", stammelte sie, doch ihre Worte klangen alles andere als überzeugt.
"Sch", murmelte Darko. "Ganz ruhig, Kleines. Ganz ruhig."
Er streichelte ihr sanft über den Rücken und murmelte beruhigende Worte in ihr Ohr. Danielle hielt ihn zitternd umklammert.
Erst als das Heulen allmählich schwächer wurde, beruhigte sie sich wieder. Schliesslich verstummten die Wölfe gänzlich. Darko hielt Danielle fest, bis ihr letzter Schluchzer verklungen war. Langsam hob sie den Kopf, blickte aus tränennassen Augen zu ihm auf. "Es... es tut mir so leid", stammelte sie. "Ich... ich weiss nicht, was über mich gekommen ist."
"Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen", sagte er rau.
Stumm musterten sie sich, bis Danielle sich schliesslich vorsichtig, aber bestimmt aus Darkos Umarmung löste. Langsam gab er sie frei.
Danielle trat einen Schritt zurück und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. "Wie albern von mir", murmelte sie beschämt.
"Tränen sind nie albern." Darko sah Danielle bedeutungsvoll an. "Sie fliessen nie ohne Grund."
Danielle blinzelte, einerseits um ihre Tränen zu vertreiben, anderseits aus Verlegenheit.
"Tränen", fuhr Darko dunkel fort, "sind auch ein Mittel der Kommunikation."
Als er einen Schritt auf sie zutrat und sie durchdringend musterte, wich Danielle instinktiv zurück. Darko trat unbeirrt auf sie zu. Sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stiess. Erschrocken keuchte sie auf.
Darko legte seine Hände neben ihre Schultern an die Wand. Danielle konnte seine Körperwärme spüren, als er so dicht vor ihr stand, dass er sie beinahe berührte. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können.
"Weisst du, welchen Wunsch weibliche Tränen bei einem Mann auslösen?"
Danielles Augen weiteten sich, blickten Darko
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