Einsame Herzen
"Dann... hast du diese Albträume also oft gehabt?"
Darko nickte. "Immer wieder. Auch hier bin ich in der Nacht oft hochgeschreckt, doch die Albträume haben langsam aber sicher abgenommen. Das habe ich nur dir zu verdanken."
Zärtlich küsste er sie auf die Wange.
"Ich bin froh, dass du das so siehst", murmelte Danielle.
"Gestern Nacht- ich möchte mich bei dir bedanken."
Danielle wandte sich in seiner Umarmung, bis sie Brust an Brust zu ihm stand. Sie legte den Kopf in den Nacken, blickte ihn durchdringend an. "Da gibt es nichts zu danken."
"Du hast mir zugehört, warst für mich da. Du warst so verständnisvoll, so voller Zuwendung. Noch jetzt höre ich die sanften, weichen Worte des Trostes in meinem Ohr."
Danielle lächelte. "Ich war gerne für dich da, Darko. Jeder tut das, was er am besten kann, erinnerst du dich?"
Ein Funkeln trat in seine Augen. Langsam nickt er. "Du warst so unglaublich sanft. So zärtlich, so süss."
Ein Schleier trat vor Danielles Augen. "Das wollte ich auch sein. Für dich wollte ich es sein, Darko."
Ihre Worte entlocken seiner Brust ein tiefes Grollen. Er senkte den Mund zu einem leidenschaftlichen Kuss. Danielle legte die Arme um seinen Hals, liess sich unter seinem Kuss dahinschmelzen und schmiegte sich dicht an Darko.
In diesem Moment wurde die Haustür aufgerissen.
"Mama!"
"Mama, Mama!"
Laute Schritte polterten über den Korridor. Danielle und Darko fuhren auseinander.
"Mama, weisst du was? Weisst du was?"
"Rate mal, was geschehen ist!"
Danielle lachte leise, als sie ihre erregten Kinder sah. "Das muss sich ja etwas ganze Tolles handeln, so wie ihr hier reingestürzt kommt."
"Der Felsenpfad", jubelte Louise.
"Er ist begehbar", ergänzte Emma. "Wir haben ihn sogar getestet! Wir haben bereits die halbe Strecke zurückgelegt. Es geht problemlos, Mama! Man sinkt zwar bis zu den Hüften ein, doch es geht problemlos!"
Danielle starrte ihre Kinder an, blickte von ihren völlig durchnässten Hosen in ihre strahlenden Gesichter.
Nun also war der Tag gekommen, auf den sie so lange gewartet hatte, den sie so sehnsüchtig herbeigewünscht hatte. Warum freute sie sich dann nicht? Warum strahlte sie nicht mit der Sonne um die Wette? Warum stiegen ihr stattdessen Tränen in die Augen?
Schnell wandte sie sich ab, so dass weder die Kinder noch Darko ihr Gesicht sehen konnte.
"Das ist... wunderbar, Kinder", sagte sie rau. Danielle fischte einen Teller aus dem Spülwasser und fuhr mit dem Abwasch fort, bei dem Darko sie unterbrochen hatte.
"Nicht wahr, Mama?" Emma und Louise jubelten laut, nahmen sich bei den Händen und hüpften aufgeregt und laut lachend durch die Küche.
Darko sagte kein Wort.
Danielle ihrerseits konzentrierte sich ganz auf ihren Abwasch.
"Wann gehen wir, Mama?"
Danielle zuckte zusammen bei Louise Frage.
"Wie bitte?"
"Wir fahren doch noch heute ab, nicht wahr? Wann packen wir? Wann brechen wir auf?"
Danielle spürte, wie sie von einem starken Schwindelgefühl erfasst wurde. Sie blinzelte heftig, bemühte sich verzweifelt, die Kontrolle zu bewahren.
"Wir gehen... wir gehen... sobald ihr fertig seid", presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
"Heisst das, wir sollen jetzt packen?", rief Emma freudig aus.
"Gehen wir, wenn wir gepackt haben?"
Danielle konnte auf die Fragen ihrer Töchter nur nicken. Hastig wusch sie weiter ab. Man hätte meinen können, es zähle jede Sekunde, die sie früher aufbrechen konnte. In Tat und Wahrheit brauchte Danielle eine Beschäftigung für ihre zitternden Hände, eine Beschäftigung, die sie vom Denken abhielt.
Louise stürmte mit lautem Jubelgeheul aus der Küche. Sogar Emma hatte an diesem Tag ihre Zurückhaltung vergessen und folgte ihrer Schwester nun mit derselben Begeisterung in den ersten Stock.
Danielle schloss die Augen. Sie zwang sich tief Luft zu holen und sich zu fassen. Sie konnte Darkos Gegenwart deutlich spüren, fühlte seinen eindringlichen Blick auf ihrem Rücken. Langsam drehte sie sich zu ihm um. Sekundenlang sagten sie nichts, starrten sich nur schweigend an.
"Ihr geht also heute noch?", fragte Darko schliesslich heiser.
Alles was Danielle zustande brachte, war ein Nicken.
Darko wandte den Blick ab, sah so angestrengt aus dem Küchenfenster, als hielte er nach etwas Ausschau. "Wunderschöner Tag, heute. So sonnig. Gut für die Jagd."
"Du... gehst jagen?", stammelte Danielle.
Darko nickte, ohne den Blick vom Fenster zu nehmen. "Ich breche wohl besser gleich auf. Bis später!"
Er nickte ihr knapp zu, streifte sie mit
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