Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
Vom Netzwerk:
Muschel aus, die allein und verlassen auf der Tischkante hockte. Ich betrachtete die Fotos der jungen Mädchen an den Wänden und fragte mich, wie viele Empfindungen Les sich gegönnt hatte.
    «Arbeitet er von zu Hause aus?» fragte ich.
    Das gallige Zeug, das sie trank, begann zu wirken. Sie bewegte ruhelos die Hüften, während sie neben dem Sideboard stand. Die Oberschenkel unter der schwarzen Hose ihres Hausanzugs steckten voller Energie. Entlang der hohen Wangenknochen in ihrem Schulmeisterinnengesicht stellte sich eine rote Färbung ein.
    «Wie ein Teilzeit-Klempner? Wohl kaum. Er hat ein Büro in Los Angeles.»
    «Haben Sie die Adresse, Mrs. Valentine?»
    «Natürlich nicht. Les kommt und geht, wie er will. Unsere Ehe ist auf absolutes Vertrauen gegründet. Ich muss nicht wissen, wo sein Büro ist.»
    Ich ließ meinen Blick über die an der Wand hängenden Glamourfotos wandern. Einige der Frauen waren berühmt, zwei Filmstars, ein Fotomodell, das auf dem LIFE-Titelblatt gewesen war. Alle Bilder waren in der unteren rechten Ecke in der unverwechselbaren Handschrift signiert.
    Mrs. Valentine sah mich an. Ihr Glas war schon wieder voll.
    «Denken Sie, ich habe Angst vor diesen Frauen, Mr. Marlowe? Denken Sie, ich kann ihn nicht halten?»
    Sie stellte ihren Drink auf das Sideboard, drehte sich seitwärts, damit ich sie im Halbprofil sehen konnte, und ließ ihre Hände über ihre Brüste und an ihrem Körper hinuntergleiten, wobei sie den Stoff auf ihren Oberschenkeln glättete.
    «Scharf», sagte ich.
    Sie behielt ihre Haltung bei und starrte mich an, während die dunkelrosa Farbe sich über ihre Wangen ausbreitete. Dann lachte sie leise; ein hässliches, sprudelndes kleines Geräusch.
    «Die hunderttausend Dollar sind eine Sache zwischen Ihnen und Les und diesem grässlichen Mr.
    Lipshultz. Wenn Sie Ihre langweiligen Spielchen für kleine Jungs spielen wollen, legen Sie los. Ich warte das...» sie stieß sanft auf, «Ergebnis ab.» Sie nippte an ihrem Drink.
    «Was ist das für ein Zeug?» fragte ich. «Riecht wie Pflanzendünger.»
    «Wiedersehen, Mr. Marlowe.»
    Ich erhob mich, setzte meinen Hut auf und ging hinaus. Sie posierte noch immer mit vorgeschobener Hüfte. Auf der Veranda vor dem Haus stand eine große Topfpalme. Ich sah sie an, als ich vorbeiging.
    «Vielleicht gibt sie dir was ab», sagte ich.

7
    Tino wartete an der Tür, als ich den Olds neben Lindas Fleetwood abstellte.
    «Mrs. Marlowe ist am Pool, Sir.»
    «Danke, Tino, wie sieht sie aus?»
    «Ganz reizend, Sir.»
    «Absolut richtig, Tino.»
    Tino lächelte breit. Ich ging durch das angebliche Wohnzimmer und hinaus auf die Terrasse am Pool. Linda hatte es sich auf einer hellblauen Liege bequem gemacht und trug einen einteiligen weißen Badeanzug und einen hellblauen großkrempigen Hut, der farblich zu der Liege passte. Das schlanke, hohe Glas auf dem niedrigen weißen Tisch neben ihr enthielt irgendetwas mit Früchten.
    Linda sah von ihrem Buch auf.
    «Darling, wie war dein Gespräch mit Mr. Lipshultz? Hattest du einen harten Tag?»
    Ich zog den Mantel aus und lockerte meine Krawatte. Dann setzte ich mich auf den hellblauen Stuhl neben der Liege. Linda ließ einen Fingernagel an der Bügelfalte meiner Hose entlangwandern.
    «Ist mein großer Detektiv völlig erschöpft vom vielen Arbeiten?»
    Tino erschien in der Terrassentür.
    «Kann ich Ihnen etwas bringen, Sir?»
    Ich lächelte dankbar.
    «Einen Gimlet», sagte ich, «und machen Sie einen Doppelten draus.»
    Tino nickte und verschwand.
    «Ich habe mit Lipshultz gesprochen», sagte ich, «und dann mit Mrs. Les Valentine.»
    Linda hob die Augenbrauen. «Muffy Blackstone?»
    «Die Frau ist ungefähr fünfundvierzig», sagte ich, «sieht aus, als hätte jemand den Kopf einer Lehrerin auf den Körper eines Revuegirls montiert.»
    «Das ist Muffy. Wobei mir nicht gefällt, dass du ihren Körper zur Kenntnis genommen hast.»
    «Ich mache nur meinen Job.»
    «Sie ist Clayton Blackstones Tochter. Er ist mit Daddy befreundet. Sehr wohlhabend. Mit vierzig hat sie zum ersten Mal geheiratet, einen Niemand. Ganz Springs war in Aufruhr.»
    «Was weißt du über Les?»
    «Sehr wenig. Kein Geld, kein gesellschaftlicher Rang. Man nimmt an, dass er sie wegen ihres Geldes geheiratet hat. Clayton Blackstone ist möglicherweise noch reicher als Daddy.»
    «Du meine Güte.»
    «Er scheint jedenfalls ein sehr trister kleiner Mann zu sein», sagte Linda.
    «Ja», sagte ich. «Wahrscheinlich hat er irgendwo ein

Weitere Kostenlose Bücher