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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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leben.»
    «Und wir scheinen das nicht vereinbaren zu können», sagte Linda.
    «Nein, scheinen wir nicht.»
    Wir waren sehr lange still.
    «Ich werde meinen Anwalt bitten, die Scheidungsunterlagen vorzubereiten», sagte Linda schließlich. «Ich möchte, dass du auch etwas bekommst.»
    «Nein, ich würde es niemals anrühren. Es gehört nicht mir.»
    «Ich weiß», sagte Linda.
    Wir schwiegen wieder. Zwei Schwalben stießen hinunter in die Bougainvillea-Sträucher und verschwanden zwischen den Blättern.
    «Ich schlafe heute Nacht im Gästezimmer. Morgen ziehe ich zurück nach L. A.»
    Sie nickte. In ihren Augen waren Tränen.
    «Verdammt noch mal, Marlowe, wir lieben uns doch.»
    «Ich weiß», sagte ich. «Das macht es ja so schwer.»

34
    Ich fand ein möbliertes, zur Straße gelegenes Appartement in der Ivar, nördlich des Boulevard, in einem stuckverzierten, um einen Innenhof herumgebauten Gebäude, das zu einer Zeit errichtet worden war, als es in Hollywood noch mehr Filmstars und weniger Huren gegeben hatte. Mein altes Büro in dem Haus an der Cahuenga stand noch immer leer, also zog ich dort wieder ein. Der Schreibtisch, die beiden Aktenschränke, der alte Kalender waren geblieben, das Vorzimmer war noch immer leer. Zwei tote Fliegen lagen genau hinter der Tür, auf der nach wie vor Philip Marlowe, Ermittlungen zu lesen stand. Ich legte eine frische Flasche Bourbon in die unterste Schublade, spülte im Waschbecken in der Ecke zwei Gläser aus und war bereit zum Arbeiten.
    Nur, dass es keine Arbeit gab. Ein Cousin der toten Fliegen im Vorzimmer brummte lethargisch gegen die Fensterscheibe hinter meinem Schreibtisch. Ich legte meine Füße auf den Tisch. Die Fliege stellte das Brummen ein und betrachtete die undurchdringliche, durchsichtige Fläche vor sich. Sie rieb sich das Gesicht mit den Vörderfüßen und brummte dann wieder, aber in dem Brummen lag nicht besonders viel Schmiss. Es war ein aussichtsloser Kampf. Sie donnerte eine Minute lang gegen die Fensterscheibe, ließ sich dann erneut auf dem Fensterbrett nieder und saß mit gespreizten Beinen da.
    Ich stand auf und öffnete behutsam das Fenster. Die Fliege blieb eine Zeitlang bewegungslos sitzen, brummte dann einmal und schwirrte träge durch das Fenster hinaus in die Verkehrsabgase, drei Stockwerke über dem Hollywood Boulevard. Kurz darauf war sie verschwunden. Ich schloss das Fenster und setzte mich wieder hin. Niemand kam, niemand rief an. Niemand interessierte sich dafür, ob ich die Tollwut bekam oder nach Paris auswanderte.
    Am Nachmittag ging ich nach draußen, versorgte mich an einer Bude am Boulevard mit einem Schinkensandwich und einem Kaffee und kehrte in mein Büro zurück, um auszuprobieren, wie es sich mit den Füßen auf der anderen Schreibtischecke saß. Das Aktbild von Muffy hatte ich noch immer in der mittleren Schublade meines Schreibtischs, nur wusste ich noch immer nicht, was ich damit machen sollte. Das Negativ war in dem alten Geldschrank hinter der Vorzimmertür eingeschlossen.
    Außerdem wusste ich nicht, wo Les/Larry war, und ich hatte keinen Klienten.
    Ich hörte, wie sich die Vorzimmertür öffnete und schloss. Und dann betrat Eddie Garcia mein Büro, sah sich kurz um, trat beiseite, und Clayton Blackstone folgte ihm herein. Eddie ging rüber und lehnte sich ausdruckslos gegen einen der Aktenschränke. Blackstone nahm in meinem Klientenstuhl Platz.
    Er trug einen zweireihigen Nadelstreifenanzug, der mehr kostete als mein Auto.
    «Sie haben die Wüste verlassen», sagte er.
    «Spricht sich schnell rum.»
    Clayton lächelte. «Tut mir leid wegen Ihrer gescheiterten Ehe.»
    «Sicher», sagte ich.
    «Sind Sie schon zum Grund des ganzen Durcheinanders vorgedrungen?» Blackstones Hände lagen bewegungslos auf den Lehnen meines Stuhls. Seine Fingernägel waren gelbbraun. Am Ringfinger der rechten Hand trug er einen großen Diamanten.
    «Vielleicht hat es keinen Grund», entgegnete ich.
    «Was nein bedeutet, nehme ich an», sagte Blackstone.
    «Richtig.»
    «Erzählen Sie mir, was Sie wissen.»
    «Warum?»
    Garcia lachte, ein kurzes, bellendes Geräusch.
    Blackstone schüttelte den Kopf, ohne Garcia anzusehen. Er griff in seine Anzugjacke und holte eine Schweinslederbrieftasche heraus, eine von diesen langen, die zu groß sind, um in die Hosentasche zu passen. Aus ihr nahm er fünf Hundertdollarscheine und legte sie nebeneinander auf den Tisch.
    «Darum», sagte er.
    «Wollen Sie mich einstellen?» fragte ich.
    Eddie lachte

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