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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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umgebracht, Marlowe. Sie sind der einzige, mit dem ich sprechen kann, der einzige, dem gegenüber ich ehrlich sein kann.»
    «Wie auch beim letzten Mal, als ich Sie bei Muriel abgesetzt hab, damit Sie dort blieben, wo ich Sie hätte finden können.»
    «Ja, klar, weiß ich. Ich weiß, dass ich vor Ihnen abgehauen bin. Aber ich musste. Ich musste da weg. Sie haben keine Ahnung, wie sie ist. Ihr Geld, ihr Vater, was sie braucht, was sie will, was ich tun muss... ich bin dort erstickt, Marlowe.»
    Ich griff in meine Schublade und holte eines der 20 x 25 Zentimeter großen Bilder von Muriel Valentine heraus. Ich hielt es so hoch, dass er es sehen konnte.
    «Erzählen Sie mir was darüber», sagte ich.
    «Herrgott! Wo haben Sie das her?»
    «Das ist das Bild, das Lola Faithful Ihnen in der Bar gezeigt hat, bevor sie ermordet wurde, richtig?»
    «Wo haben Sie das her. Na los, Marlowe, woher?»
    «Hat die Gute Fee hiergelassen», sagte ich, «statt eines Vierteldollar.»
    Er trank noch etwas Bourbon, drückte die Zigarette in dem runden Glasaschenbecher auf meinem Schreibtisch aus und nahm sich ohne zu fragen noch eine aus der Packung.
    «So hab ich sie kennengelernt», sagte er.
    «Sie hat für schmutzige Fotos posiert?»
    «Es gefiel ihr. Die Leute in der Branche wussten über sie Bescheid. Fragen Sie, wen Sie wollen.
    Spleeniges reiches Mädchen, komm rein und lass dich im Evaskostüm fotografieren. Nur, das Komische daran ist, dass sie wissen musste, dass die Fotos in Umlauf gerieten. Sie wollte, dass sie verkauft würden. Sie wollte sicher sein, dass irgendein Kerl von der Straße ihr Bild irgendwo bekommen und ansehen würde.»
    «Also haben Sie ihr sofort einen Antrag gemacht.»
    «Nein. Herrgott, Marlowe, Sie sind ein sarkastischer Scheißkerl.»
    «Ich gebe mir Mühe. Haben Sie sie gleich mit nach Hause genommen und Angel vorgestellt?»
    «Zum Teufel, das war meine Chance. Ich habe jahrelang am Hungertuch genagt. Mann, ich bin ein verdammter Künstler, und alles, was ich tun konnte, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, war schmutzige Bilder aufzunehmen. Und da war diese Mieze, die mehr Kohle hatte als Howard Hughes, genau vor mir, in meinem Schoß, soviel Kohle, wie ich nur wollte; für mich, klar, aber auch für Angel. Die Kleine verdient alles auf der Welt.»
    «Und jetzt sehen Sie mal, was sie bekommen hat», sagte ich.
    «Marlowe, ich weiß nicht, was ich machen soll. Falls die Bullen mich finden, wird das alles herauskommen.»
    «Wenn Sie das Bild aufgenommen haben, wieso weiß sie dann nicht, dass Sie Larry Victor sind?»
    «Ich habe damals noch den Namen Valentine benutzt. Eben als Künstlernamen. Hatte ein Studio an der Highland, nahe der Melrose. Ich versuchte, ernsthafte Fotografie zu machen. Und als sich die Gelegenheit bot, sie zu heiraten, na, da habe ich kurz darauf ein neues Büro eröffnet, unter meinem richtigen Namen.»
    «Um Angel im unklaren zu lassen», sagte ich.
    «Ja. Ich wollte keine Verbindung von Les Valentine zu Angel. Sie hat sowieso nie gewusst, dass ich den Namen benutze.»
    «Weiß Ihre Mutter, wer Sie sind?»
    «Marlowe, ich habe niemanden umgebracht, aber wenn die Bullen mich schnappen, dann wird die ganze
    Geschichte herauskommen. Angel wird es erfahren, Muriel wird es erfahren.»
    «Und ihr alter Herr wird es erfahren und einen ausgesprochen harten Burschen namens Eddie Garcia vorbeischicken, um sie zu fragen, wieso Sie die Ehe seiner Tochter derartig verkorkst haben.»
    Ich holte einen der Hundertdollarscheine heraus, die sein Schwiegervater per Bigamie mir gegeben hatte, und reichte ihn Victor über den Schreibtisch.
    «Es gibt da einen billigen Schuppen an der Wilcox», sagte ich. «Direkt südlich des Boulevard. Das Starwalk Motel. Steigen Sie da ab, waschen Sie sich, essen Sie was, und bleiben Sie dort. Ich werde tun, was ich kann. Falls Sie nicht da sind, wenn ich Sie brauche, werde ich alles überall erzählen, und Sie sind auf sich allein gestellt.»
    Victor nahm den Schein und starrte ihn an.
    «Wie ist Ihr richtiger Name?» fragte ich. «Victor oder Valentine?»
    «Victor... also, ursprünglich war es Schlenker, aber ich habe ihn ändern lassen.»
    «In Victor. Larry Victor.»
    Er nickte.
    «Okay, Larry. Gehen Sie rüber, und warten Sie auf mich.»
    «Wie lange? Ich meine, ich muss etwas tun. Ich kann nicht für immer in dieser Absteige herumhängen.»
    «Wenn Blackstone die Geschichte rauskriegt, werden Sie in der großen Absteige im Himmel herumhängen», sagte

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