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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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zurückzukehren.

33
    Linda ging im Wohnzimmer auf und ab, vorbei an der in die Bar eingebauten Hammondorgel und der Glaswand mit den eingeschlossenen Schmetterlingen und zurück in Richtung des übergroßen Kamins. Das Aktbild von Muriel Blackstone lag auf der Bar. Niemand betrachtete es.
    «Ich gebe zu, dass ich erstaunt bin», sagte Linda. «Ich hatte keine Ahnung, dass Muffy Blackstone...» Sie schüttelte den Kopf.
    «Möglicherweise führen auch die meisten anderen Frauen ein Leben der stillen Verzweiflung.»
    «Vielleicht tun sie das, aber ich sehe ehrlich gesagt nicht ein, warum mein Mann derjenige sein muss, der das ausgräbt. Ich meine, mal im Ernst, Philip», sie nickte in Richtung des Bildes, «bist du nicht peinlich berührt?»
    «Es ist schon lange her, dass ich mal peinlich berührt war.»
    «Na, jedenfalls solltest du es sein. Ich bin es.»
    «Ich bin Detektiv, Lady. Das wusstest du, als du mich geheiratet hast.»
    «Ich dachte vermutlich, du wärst nicht immer Detektiv.»
    «Oder du dachtest, ich würde mir einen schmalen Schnurrbart wachsen lassen und Portwein trinken und herausfinden, wer Mrs. Posseithwaits Kusine Sue Sue in Graf Boslewicks Schlosspark ermordet hat, ohne mir dabei die Schuhe mit Laubresten zu verdrecken», sagte ich. «Und gelegentlich hätten wir vielleicht mit einem amüsanten Inspektor dinieren können.»
    «Verdammt noch mal, Marlowe, verstehst du denn nicht, was das für mich bedeutet? Kannst du denn nicht einmal ein kleines bisschen zurückstecken?»
    «Kommt darauf an, wo ich deiner Meinung nach zurückstecken soll. Ich kann zurückstecken, was unsere Lebensumstände betrifft, wen wir einladen, oder wohin wir in die Flitterwochen fahren. Aber du verlangst von mir, dass ich bei mir selbst zurückstecke. Mich selbst. Das, was ich bin. Und das kann ich nicht. Das hier ist das, was ich bin, ein Kerl, der am Ende mit schmutzigen Fotos dasteht.»
    «Und zwei Morden? Und einer Bigamie-Geschichte?»
    «Und Mord und Bigamie und in Zukunft wahrscheinlich noch mit wesentlich schlimmeren Dingen», sagte ich. «Das ist meine Art, mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. So muss ich sein, um der Kerl zu bleiben, den du ursprünglich heiraten wolltest.»
    «Und wenn ich arm wäre?»
    «Du bist nicht arm. Ich bin arm, du bist es nicht. Es hat wirklich keinen Sinn, über Dinge zu sprechen, die so nicht sind.»
    «Was hast du mit dem Bild von Muffy vor?» fragte Linda.
    «Weiß ich nicht. Ich habe diesen Fall schon vorher nicht verstanden, und jetzt verstehe ich ihn noch viel weniger.»
    Linda ging zur Bar und nahm das Foto in die Hand.
    «Ich könnte es auf der Stelle zerreißen.»
    «Klar, aber ich habe Abzüge machen lassen.»
    «Du denkst an alles, nicht wahr», sagte sie.
    «Alles, was keine Rolle spielt», erwiderte ich. «Ich habe nicht darüber nachgedacht, wer Lola Faithful oder Lippy umgebracht hat. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wo Les Valentine ist. Und ich habe nicht darüber nachgedacht, wie ich die Polypen daran hindern kann, meine Lizenz einzuziehen, von der ich keine Abzüge habe machen lassen.»
    Linda ließ das Bild zurück auf die Bar fallen.
    «Vielleicht hat sie es Les einfach so, nur für sich, aufnehmen lassen», sagte sie.
    «Möglich.»
    «Darling, lass uns wieder nach Mexiko fahren. Heute, jetzt gleich. Ich könnte in einer Stunde gepackt haben.»
    «Du könntest in zwei Stunden gepackt haben», sagte ich. «Und du würdest die Reise bezahlen, und wenn wir wieder hier wären, müsste ich immer noch sehen, wie ich über die Runden komme.»
    «Zum Teufel mit dir! Fahr zur Hölle!» Sie ging zum Panoramafenster, das auf den Innenhof hinausführte, und drückte die Stirn dagegen.
    «Es ist mir vor meinen Freunden unangenehm, was du tust. Kannst du dir das Gerede im Club vorstellen, als ich dich aus dem Gefängnis holen musste? Ich habe fürchterliche Angst, wenn du nicht zu Hause bist, und ich fühle mich gedemütigt, wenn ich alleine zu gesellschaftlichen Anlässen gehen muss und nicht einmal weiß, wo du eigentlich bist.»
    Es gab dazu nichts zu sagen. Also sagte ich es.
    «Ich weiß, dass dir das fürchterlich versnobt und belanglos vorkommt», fuhr Linda fort. Sie drückte ihre Stirn noch immer gegen die Scheibe. «Aber das ist mein Leben, das einzige, das ich kenne. Und mein Leben ist mir auch wichtig.»
    «Ich weiß», sagte ich.
    Sie wandte sich vom Fenster ab und starrte mich an.
    «Also, was können wir tun?»
    «Du musst dein Leben leben. Ich muss meins

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