Einsame Spur (German Edition)
Daten fanden sich. Nur toter Raum, das Medialnet war an dieser Stelle unterbrochen.
Solche Sperren bildeten sich ganz natürlich in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte. Der Netkopf verschob die Individuen dann aus Effizienzgründen in den nächsten aktiven Kanal, ohne dass in den meisten Fällen jemand etwas davon mitbekam, denn der Netkopf gestaltete die Verbindung der entsprechenden Personen so, dass sie nicht psychisch gestresst wurden durch die Umsiedlung aus den angestammten Orten.
Doch diese Abschottung war problematisch, weil sie sich zwar weit, aber nicht weit genug von einem relativ dicht besiedelten Gebiet entfernt befand. Der effektive Gewinn durch die Verschiebung rechtfertigte nicht den Aufwand des Netkopfes.
Was nur bedeuten konnte, dass die Wesenheit diese Blockade nicht geschaffen hatte.
Kaleb brauchte drei Stunden, um ein Schlupfloch in der schwarzen Wand zu öffnen, ohne Alarm auszulösen. Er schloss es hinter sich und verbarg den Eingang gut, damit er ihn später noch einmal benutzen konnte. Die Sperre war nur eine Firewall, die verhindern sollte, dass jemand dem Weg folgte, der dahinter weiterging.
Als Kaleb im Datenstrom sein Ziel jagte, sortierte ein Teil seines Hirns den Rest der Daten. Gerüchte, geschäftliche Informationen und Gesprächsfetzen wurden herausgefiltert, damit sie seinen Geist nicht verstopften. Doch ein Detail ließ ihn innehalten.
… den Anker die Treppe hinuntergestoßen, aber der Tod …
Er folgte seiner Spur weiter, nahm aber Kontakt zum Netkopf auf und bat ihn, das besagte Detail näher zu ergründen. Nur einen Sekundenbruchteil später meldete sich die Wesenheit wieder und berichtete, dass einzig dieser Fetzen noch existiere. Der Rest des Gesprächs hatte sich aufgelöst, die Energie war vom Medialnet aufgenommen worden.
Doch nur ein Anker war auf diese Weise in letzter Zeit zu Tode gekommen. Und da man die Todesursache nicht offiziell bekannt gegeben hatte, schien der Gesprächsfetzen darauf hinzudeuten, dass der Mann ermordet worden war. Kaleb wusste nur nicht den Grund dafür. Wie er mit Aden zusammen herausgefunden hatte, brachte der Tod eines Ankers niemandem im Medialnet einen Gewinn.
Logischerweise hatte der Mord wahrscheinlich also nichts damit zu tun, dass das Opfer ein Anker gewesen war. Ein anderer Grund war häufig Geld – die Erben des Ankers konnten einfach die Lust verloren haben, noch länger auf ihr Erbe zu warten.
Kaleb schickte Aden telepathisch eine Nachricht, wobei er darauf achtete, den Weg, auf dem er sich befand, nicht zu zerstören. Schwach silbern leuchtete es vor ihm, und er war fast sicher, dass er den richtigen gefunden hatte … als der schwache Schein plötzlich verschwand.
Ich kümmere mich darum, meldete sich Aden telepathisch.
Sobald sich etwas ergibt, will ich benachrichtigt werden, antwortete Kaleb automatisch . Dann forschte er nach dem Silberfaden. Doch der war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
48
Fünf Tage nach dem Besuch bei seinen Eltern entdeckte Riaz Adria, die mit einem Teil der ihr anvertrauten Jugendlichen durch den Wald lief. Vom Stangendschungel des Ausbildungsparcours aus hatte er einen exzellenten Ausblick. Adria zeigte den jungen Frauen eine der Evakuierungsrouten, auf denen sie die Jungen in Sicherheit bringen konnten, wenn sich die dominanten Gefährten feindlichen Angreifern entgegenstellten.
Mann und Wolf hielten in der Arbeit inne und beobachteten die Frau, die sowohl schützen als auch unterstützen und aufbauen konnte. Eine ungewöhnliche Kombination, die es nur selten in der Hierarchie gab. Unzweifelhaft war Adria eine dominante Soldatin mit beeindruckenden kämpferischen Fähigkeiten, doch sie hatte auch etwas Sanftes an sich, das eher Müttern zuzuordnen war. Mit diesem Teil ihrer Persönlichkeit war er mehr als einmal aneinandergeraten, ohne zu erkennen, was es war – und es weckte den Beschützerinstinkt in ihm so stark, dass er aufpassen musste, nicht eine Grenze zu überschreiten, die seine Wölfin mit den bernsteinfarbenen Augen zornig machen würde.
Als hätte Adria seinen Blick gespürt, sah sie zurück, und ihre Gesichtszüge wurden ganz weich. »He«, formten ihre Lippen lautlos.
»He«, gab er ebenso lautlos zurück.
Ihre Mundwinkel hoben sich, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Jugendlichen zu und verschwand bald darauf unter dem dichten Blätterdach. Sein Wolf reckte sich und versuchte, noch einen letzten Blick auf sie zu erhaschen, knurrte jedoch
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